Raiffeisen Zentrale Bregenz
ORF
ORF
Wirtschaft

Bei Raiffeisen sprudelten die Gewinne

Die Raiffeisenbankengruppe Vorarlberg (RBV) hat am Dienstag über ein „Rekordjahr 2021“ Bilanz gezogen. Demnach steigerte die RBV ihr Betriebsergebnis um 33 Prozent auf über 105 Mio. Euro. Der scheidende Vorstandschef Wilfried Hopfner sprach von einem „einmaligen Ergebnis“.

Hopfner, der per Ende Juni in den Ruhestand treten wird, nannte 2021 ein „besonderes, um nicht zu sagen außergewöhnliches Geschäftsjahr“. Der Wirtschaftsstandort Vorarlberg habe sich auch im zweiten Pandemiejahr erfolgreich entwickelt, was sich unter anderem in einer extrem hohen Kreditnachfrage im Vergleich zu den Vorjahren niedergeschlagen habe.

Auf Basis der guten Wirtschaftsentwicklung sowie von Einmaleffekten steigerte die RBV ihr Betriebsergebnis von 79,1 (2020) auf 105,5 Mio. Euro (plus 33,3 Prozent). Das Ergebnis nach Risiko (EGT) wuchs um 75,2 Prozent auf 104,8 Mio. Euro (2020: 59,8 Mio.) an.

Keine Risikokosten mussten verbucht werden

Außerdem hätten etwa auch die Hebung stiller Reserven im Liegenschaftsbereich sowie die Doppeldividende der Raiffeisen Bank International (RBI) das Ihre zum außerordentlichen Ergebnis beigetragen. Auch ohne die Sondereffekte wären das Betriebsergebnis und das EGT auf 85 Mio. Euro (plus 5 Prozent) bzw. 82 Mio. Euro (plus 37 Prozent) angewachsen, sagte Hopfner. „Die resiliente wirtschaftliche Situation in Vorarlberg führt dazu, dass wir keine Risikokosten verbuchen mussten“, stellte Hopfner fest.

RBV nicht unmittelbar von Ukraine-Krieg betroffen

Zum Krieg in der Ukraine sagte der Vorstandsvorsitzende, dass die RBV davon nicht unmittelbar betroffen sei, aber natürlich hinsichtlich der rund dreiprozentigen Beteiligung an der RBI AG. „Selbst bei einem Totalausfall der russischen Tochterbank wäre die RBI zwar finanziell getroffen, würde aber weiterhin alle regulatorischen Kapitalanforderungen problemlos erfüllen können“, hielt Hopfner fest.

Ein Porträtbild von Wilfried Hopfner.
Fotostudio Fasching
RBV-Vorstandschef Wilfried Hopfner

Hopfner: „Alles in Bewegung gekommen“

In einem Ausblick auf das laufende Jahr stellte Hopfner fest, dass „wirtschafts-, gesellschafts-, sozial- und gesundheitspolitisch so ziemlich alles in Bewegung gekommen ist“. Die Zyklen würden wohl noch kurzweiliger werden, „daran werden wir uns wohl oder übel gewöhnen müssen“. Er ging aber von einem baldigen Ende der Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) aus.

Die Inflation sei mittlerweile „in unser aller Geldtasche angekommen“, bis man wieder bei einer Teuerung in der Größenordnung von zwei bis drei Prozent angekommen sei, werde es wohl eine Weile dauern. Für die RBV werde das Geschäftsjahr mit einem deutlich geringeren Ergebnis zu Ende gehen, verwies Hopfner abermals auf die 2021 schlagend gewordenen Sondereffekte.

Die wirtschaftlichen Kennzahlen:

Konkret wuchs das Ausmaß der Kredite (Forderungen an Kunden) der RBV 2021 um 7,8 Prozent auf 9,967 Mrd. Euro (2020: 9,244 Mrd.) an, es wurden rund 1,5 Mrd. Euro an Neukrediten vergeben. Der Geldfluss an Private und Unternehmen hielt sich dabei in etwa die Waage (0,7 Mrd. Euro Wohnbaukredite, 0,8 Mrd. Euro Investitionskredite). Die Einlagen von Kunden stiegen mit 10,489 Mrd. Euro um 8,1 Prozent (2020: 9,705 Mrd.), während das von Raiffeisen verwaltete Kundenvermögen einen Umfang von 12,683 Mrd. Euro (2020: 11,747 Mrd.) erreichte. Das bedeutete eine Steigerung von 8,0 Prozent.

Die Eigenmittel wurden einem im Jahr 2016 formulierten Ziel zufolge auf 1,358 Mrd. Euro (2020: 1,263 Mrd., plus 7,5 Prozent) gesteigert, die Gesamtkapitalquote blieb mit 17,4 Prozent konstant. Laut dem stellvertretenden Vorstandssitzenden Michael Alge, der im Juli das Ruder von Hopfner übernehmen wird, konnten aufgrund der „sehr positiven Risikolage“ 7,8 Mio. Euro aus dem Ergebnis einer Rücklage zugeführt werden. Diese stelle eine Reserve für die Zukunft dar.

Die Vorjahreswerte:

Die Raiffeisen Landesbank (RLB), die gemeinsam mit 16 selbstständigen Raiffeisenbanken die RBV bildet, erreichte 2020 ein Betriebsergebnis von 50,8 Mio. Euro (2020: 22,7 Mio.; plus 124,1 Prozent). Das EGT betrug 43,2 Mio. Euro (2020: 12,3 Mio.; plus 252,1 Prozent), aus dem ein Jahresüberschuss in Höhe von 40,0 Mio. Euro (2020: 8,7 Mio.) resultierte. Als Bilanzgewinn wurden 32,4 Mio. Euro (2020: 13,6 Mio.) angegeben. Für die RBV wird der Jahresüberschuss nicht ausgewiesen.