Quaggamuscheln bevölkern inzwischen den gesamten Bodensee. Da wo die eingewanderten Muscheln siedeln, ist der See zwar klarer, aber die Fische haben kein Plankton und keine Algen mehr als Futter – weil die Muscheln diese aus dem Wasser filtern. Forschende haben deshalb zwei Jahre lang untersucht, ob es nicht auch Fische gibt, die die Muschel als Beute wollen.
„Rotaugen mögen Muscheln“
Rotaugen kämen da zum Beispiel in Frage, erklärt Jan Baer von der Fischereiforschungsstelle Baden-Württemberg in Langenargen: „Rotaugen mögen Muscheln, die können mit ihren Schlundzähnen die Muscheln knacken. Sie gehen unten an den Grund, nehmen die Muschel auf, knacken und fressen sie.“
Fische allein reichen nicht aus
Im Magen von Rotaugen und Karpfenfischen haben die Wissenschaftler die Muscheln entdeckt. Eine Lösung für die Quagga-Invasion könnten die Fische aber nicht sein: „Das wird nicht reichen. Die Quagga-Muschel gibt es im ganzen See und sie wird sich weiter ausbreiten. Aber regional könnten die Fische, wenn sie gefördert werden, in gewisser Weise die Muscheln eindämmen.“
Kormorane dezimieren Fischbestand
Ein Problem dabei sind aber die knapp 4.000 fischfangenden Kormorane, die im Sommer am Bodensee siedeln. Sie lieben die Rotaugen und Karpfenfische – die dann fehlen, um Muscheln zu vertilgen. Den Forschenden bleibt also wenig Hoffnung, meint Baer: „Ansonsten wird die Muschel den Bodensee umkrempeln. Das ganze Nahrungsnetz wird sich ändern.“
Muschel bereitet auch Trinkwassernetz Sorgen
Der kleinen Einwanderin ist also einfach nicht beizukommen, auch wenn die Forscher sich redlich bemühen. Denn die aus dem Schwarzen Meer eingeschleppte Muschel bereitet zum Beispiel auch den Trinkwasserversorgern am Bodensee Probleme.
Die 2016 erstmals im Bodensee festgestellte Muschel setzt sich in den Trinkwasserspeichern und dazugehörigen Ansaugrohren fest. Darin fühlen sich die Muscheln besonders wohl, weil feinster Plankton an ihnen vorbeigesaugt wird – quasi „Essen auf Rädern“ für die sich extrem schnell ausbreitenden Neuankömmlinge.