Am Mittwoch wurde die Jubiläumsausstellung „KUB in Venice“ vorgestellt. Bis 4. Juli bespielen die nigerianische Künstlerin Otobong Nkanga und die aus Kairo stammende Anna Boghiguian die historische Scuola di San Pasquale im Stadtteil Castello.
In ihren Arbeiten thematisieren die beiden auf höchst unterschiedliche Weise gesellschaftspolitische Fragen der Gegenwart: Nkanga zeigt im Erdgeschoß der Scuola eine farbenprächtige Tapisserie namens „Tied to the Other Side“, eine eigens für die Akustik des Orts kreierte Klangarbeit sowie zwei Gedichte, die sie in Tafeln aus Vorarlberger Erde gepresst hat. Vier ihrer Tapisserien, die zu einer Geschichte verschmolzen, waren zuletzt bereits im KUB zu sehen. „Ich wollte eine fünfte Arbeit schaffen, in der all das zusammenfließt“, erklärte sie im Rahmen der Pressekonferenz. „Sie kombiniert alle Aspekte von Leben und Tod, von Landschaft und Spiritualität, von sterbenden Körpern, die wieder Leben ermöglichen.“
Konkret thematisiert sie in ihrer großformatigen Textilarbeit die menschliche Suche nach Rohstoffen am Meeresgrund. Zugleich verwebt sie aber auch menschliche Körperteile, die unter Wasser selbst wieder zu neuen Nährstoffen werden. „Hier in diesem Raum, in dem wir sitzen, befindet sich ein im Boden eingelassenes Grab. Das Leben endet nicht im Tod, es ist lediglich eine Transformation in etwas anderes“, so die Künstlerin. „Ich denke oft daran, dass ich dieselbe Luft atme wie die Dinosaurier. Denn irgendwie bleibt alles auf der Erde erhalten.“
Schachbrett aus Spiegeln und dunklem Plexiglas
Einen gänzlich anderen Ansatz wählt die aus Kairo stammende Künstlerin Anna Boghiguian im ersten Stock, wo sie ein riesiges, aus Spiegeln und dunklem Plexiglas bestehendes Schachbrett zeigt. Bevölkert wird „The Chess Game“ von auf Papier gezeichneten und auf Holzsilhouetten applizierten historischen Figuren wie Marie-Antoinette, Ludwig Wittgenstein oder Egon Schiele. Für die Künstlerin ein „Panoptikum politischer Ideen und Konflikte.“ Nachsatz: „Und bis auf zwei Personen sind alle Österreicher“, lacht die 76-Jährige, die eine erweitere Version der Installation noch heuer in Bregenz präsentieren wird. Auch wenn es sich beim Thronfolger Franz Ferdinand, dem Autor Felix Salten (dargestellt mit „Bambi“), Theodor Herzl oder Sigmund Freud um unterschiedliche Persönlichkeiten handle: „All diese Leute sind gewissermaßen miteinander geistig verwandt.“
KUB-Direktor Thomas D. Trummer fühlte sich von der aus dem 17. Jahrhundert stammenden Scuola di San Pasquale an das Kunsthaus Bregenz erinnert: „Auch hier gibt es diesen besonderen natürlichen Lichteinfall und wie mir scheint denselben Klang.“ Letzterer inspirierte Nkanga auch zu ihrer Soundinstallation „Something New, Something Grew, Something Good“.