Eine ältere Frau verschränkt die Hände vor dem Gesicht und sitzt in einem Rollstuhl.
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Gesundheit

6.000 Menschen in Vorarlberg leiden an Demenz

In Vorarlberg leiden etwa 6.000 Menschen an Demenz. Bis 2050 wird mit einer Verdreifachung der Erkrankten gerechnet. Einer der Hauptgründe für die steigenden Zahlen ist die Tatsache, dass Menschen dank besserer Lebensbedingungen deutlich älter werden als frühere Generationen.

„Weg vom Geist“ oder „ohne Geist“ – so lautet die wörtliche Übersetzung des Begriffs „Demenz“ aus dem Lateinischen. Damit ist bereits das wesentliche Merkmal von Demenzerkrankungen beschrieben, nämlich die Verschlechterung bis hin zum Verlust der geistigen Fähigkeiten.

Aktuell sind etwa 55 Millionen Menschen von Demenz betroffen. Laut WHO wird sich diese Zahl bis 2030 auf 139 Millionen erhöhen. Die positive Botschaft: Viele könnten ihr Demenzrisiko deutlich reduzieren, etwa durch einen gesünderen Lebensstil, Bildung und Sozialkontakte.

„Schulbildung baut Hirnreserven auf“, sagt WHO-Expertin Katrin Seeher. Als Risikofaktoren für Demenz nannte sie Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Depressionen und soziale Isolation. Rauchen und Alkohol gehören nach WHO-Angaben ebenfalls dazu. Auch ein Schutz des Gehirns, etwa das Tragen von Helmen, dämme das Risiko von Demenz ein, so Seeher.

Hauptursache: Alternde Gesellschaften

Einer der Hauptgründe für die steigenden Zahlen ist die Tatsache, dass Menschen dank besserer Lebensbedingungen deutlich älter werden als frühere Generationen. Mit dem Alter steigt generell das Risiko nicht übertragbarer Krankheiten, darunter Demenz. „Demenz raubt Millionen Menschen das Gedächtnis, die Unabhängigkeit und die Würde, aber sie raubt uns anderen auch die Menschen, die wir kennen und lieben“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Demenz ist meist eine fortschreitende Krankheit, in deren Verlauf Betroffene kognitive Fähigkeiten verlieren, etwa beim Gedächtnis, der Orientierung und der Sprache, dem Verstehen, Lernen, Planen und Einschätzen. Auch die emotionalen und sozialen Fähigkeiten können langsam verloren gehen. Dies passiert öfter mit fortschreitendem Alter, aber Krankheiten oder Verletzungen können auch Veränderungen im Gehirn und damit Demenz auslösen, darunter Schlaganfälle, Unfälle oder die Alzheimer-Krankheit.

Ein älterer Herr mit Demenz denkt angestrengt nach und zeigt auf ein Billboard.
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“Stigma und soziale Ausgrenzung“

Die meisten Länder seien auf die wachsende Zahl von Demenzkranken nicht genügend vorbereitet, so die WHO. „Die Welt lässt Menschen mit Demenz im Stich“, sagte Tedros. Es müsse mehr getan werden, um Betroffene bei einem Leben in Würde zu unterstützen und Betreuerinnen und Betreuer nicht allein zu lassen. „Menschen mit Demenz sowie ihre Familien und Betreuerinnen und Betreuer erleben Diskriminierung aufgrund des Alters, Stigma und soziale Ausgrenzung. Das darf in unseren Gesellschaften keinen Platz haben“, so die WHO.

Das Interesse an der Erforschung von Medikamenten gegen Demenz sei nach vielen enttäuschenden klinischen Studien gesunken, schreibt die WHO. Allerdings hätten die USA beispielsweise ihre jährlichen Investitionen in die Alzheimer-Forschung von 631 Millionen Dollar 2015 auf 2,8 Milliarden Dollar (rund 2,4 Mrd. Euro) 2020 ausgeweitet.

Beratung und Betreuung wird in Vorarlberg ausgebaut

In Vorarlberg werden Beratung und Betreuung von Demenz-Kranken und ihren Angehörigen weiter ausgebaut. Neben der „Aktion Demenz“ startet im Herbst das Projekt "Begleitung nach der Diagnose Demenz“. Betroffene und ihre Familien sollen Beratung und professionelle Hilfe erhalten.

Neben der schon bestehenden „Aktion Demenz“ wird in vielen Gemeinden und in einer Vorarlberger Stadt die Sofort-Betreuung nach der Diagnose Demenz ausgebaut, sagt Sozial-Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne). Die Demenz-Erkrankung sei nicht nur die Aufgabe der Familie, sondern der gesamten Gesellschaft. Hier müssen verschiedene Systeme ineinandergreifen, so Wiesflecker.

In welcher Region und in welcher Stadt das Projekt im Herbst startet, wird in den nächsten Wochen festgelegt. Die Finanzierung – rund 80.000 Euro – ist vorerst auf zwei Jahre begrenzt und die Projektleitung liegt, wie auch die weitere Prozessbegleitung bei der Pflegegesellschaft connexia.

Aktion Demenz will mehr Bewusstsein schaffen

Im Mittelpunkt der Aktion Demenz steht die Vision, dass in Vorarlberg Menschen mit Demenz am öffentlichen und sozialen Leben teilhaben. Durch verschiedene Aktionen sollen die Lebensbedingungen für Menschen mit Demenz verbessert werden und durch Öffentlichkeitsarbeit das Bewusstsein für die Thematik gestärkt werden.