Karlheinz Rüdisser
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Wirtschaftsbund: Rüdisser will Strukturen nicht ändern

Alt-Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser (ÖVP) ist vorläufig neuer Obmann des Vorarlberger Wirtschaftsbundes. An den Strukturen der ÖVP-Teilorganisation will er nicht viel ändern – im Gegensatz zu den inhaltlichen Tätigkeiten, wie er im ORF Vorarlberg-Interview sagt.

Seine erste Aufgabe sei die Aufarbeitung der Inseraten-Affäre, sagt Rüdisser. Es müssten die offenen Fragen, die im Zusammenhang mit den Inseraten aufgetaucht sind, lückenlos aufgeklärt werden, um die Rahmenbedingungen für einen Neustart für das neue Team zu schaffen. Die Strukturen möchte er „im wesentlichen“ nicht ändern: „Wir haben Statuten, die sämtliche Bereiche regeln.“ Auf dieser Grundlage werde die zukünftige Organisation aufgebaut. Veränderungen kündigt er allerdings in der „inhaltlichen Tätigkeit“ ab. Das müsse aber von der neuen Führung definiert werden.

Sollte der Wirtschaftsbund sein vorläufig eingestelltes Magazin wiederbeleben, sollen weniger Inseraten-Umsätze damit erwirtschaftet werden, sagt Rüdisser. In der Übergangsphase werde es jedenfalls kein Magazin geben. Ob es überhaupt wieder eines geben wird, sei Sache der neuen Führung.

ORF: Herr Rüdisser, Sie sind zurück auf dem politischen Spielfeld. Warum?

Rüdisser: Wir sind in einer schwierigen Situation. Und ich wurde gebeten, interimistisch den Obmann des Wirtschaftsbundes zu übernehmen, um eine Neuwahl vorzubereiten. Diese Aufgabe werde ich wahrnehmen.

ORF: Wie würden Sie den Ist-Zustand des Wirtschaftsbundes beschreiben?

Rüdisser: Der Wirtschaftsbund ist an sich eine sehr erfolgreiche Teilorganisation der Volkspartei und ein sehr engagierter Vertreter der Interessen der Unternehmen. Die offenen Fragen, die im Zusammenhang mit den Inseraten nun aufgetaucht sind, gilt es lückenlos zu klären. Wenn es Probleme gegeben hat, müssen diese beseitigt werden, um die Rahmenbedingungen für einen Neustart und ein neues Team zu schaffen.

ORF: Waren die Rücktritte unausweichlich?

Rüdisser: Das kann ich nicht beurteilen. Dazu habe ich zu wenig Einblick in die Entscheidungsfindung. Das will ich auch nicht kommentieren.

ORF: Müssen die Strukturen im Wirtschaftsbund geändert werden?

Rüdisser: Im Wesentlichen müssen die Strukturen nicht geändert werden. Wir haben Statuten, die sämtliche Bereiche regeln. Auf dieser Grundlage wird auch die zukünftige Organisation aufgebaut sein. Es wird allerdings Veränderungen in der inhaltlichen Tätigkeit geben. Aber das muss von der neuen Führung mit einem neuen Team definiert werden.

ORF: Das heißt, es wird auch wieder einen Direktor geben?

Rüdisser: Es ist vorgesehen in den Statuten, dass es einen Obmann und einen geschäftsführenden Direktor gibt. Ich gehe davon aus, dass die Struktur auch in Zukunft gemäß den Statuten sein wird.

ORF: Wie sieht Ihr Zeitplan aus?

Rüdisser: Wir warten auf die Abschlussbesprechung der Steuerprüfung. Parallel dazu habe ich dafür zu sorgen, dass der laufende Betrieb in der Geschäftsstelle gewährleistet ist. Hier haben wir ein sehr engagiertes Team. Und schließlich gilt es, die Neuwahl vorzubereiten. Das heißt, die Mitgliederversammlung einzuberufen, dann die Wahl durchzuführen und damit die Weichen für die Zukunft zu stellen.

ORF: Soll es dann auch wieder ein Wirtschaftsbund-Magazin geben?

Rüdisser: Jetzt in der Übergangsphase wird es sicher kein Wirtschaftsbund-Magazin geben. Aber ich werde einem künftigen Leitungsteam nicht vorgreifen. Jedenfalls würde ich dafür plädieren, dass es keine Inseraten-Akquisitionen in der Dimension, wie sie bisher erfolgt sind, geben wird.

ORF: Wo sehen Sie die Aufgaben des Wirtschaftsbund?

Rüdisser: Der Wirtschaftsbund ist ein wichtiger Teilbereich auf der politischen Bühne und sorgt für die Interessen der Unternehmen. Insofern übernimmt er eine ganz wichtige Servicefunktion. Das soll er in Zukunft auch. Und damit für optimale Rahmenbedingungen am Wirtschaftsstandort Vorarlberg sorgen.

ORF: Ist das nicht Aufgabe der Wirtschaftskammer?

Rüdisser: Ja, nach dem Wirtschaftskammergesetz sind die Aufgaben definiert. Aber der Wirtschaftsbund ist natürlich auch ein wichtiger Teilbereich unserer Parteistruktur. Dass es neben Landwirten, neben dem österreichischen Arbeiter- und Angestelltenbund auch einen Wirtschaftsbund gibt, in dem die Interessen der Unternehmen gebündelt werden.

ORF: Ein Kritikpunkt ist die Verzahnung zwischen Kammer und Wirtschaftsbund. Dem soll mit dem neuen Wirtschaftskammerpräsident entgegengetreten werden. Muss es strikter getrennt werden?

Rüdisser: Ich sehe das nicht als das große Problem in der Vergangenheit. Es wird immer eine enge Zusammenarbeit zwischen der Führung der Wirtschaftskammer und den Interessenslagen des Wirtschaftsbundes geben. Ob jetzt in einzelnen Teilbereichen hier Veränderungen stattfinden, das wird die Zukunft weisen.

ORF: Aber Wirtschaftsbundobmann und Wirtschaftskammerpräsident könnte wieder irgendwann dieselbe Person sein?

Rüdisser: Das kann ich mir durchaus vorstellen.

ORF: Sie haben Transparenz versprochen. Was bedeutet das? Wird die Finanzgebarung offengelegt?

Rüdisser: Wir wollen die Fragen, die jetzt im Raum stehen, klären und dann auch darlegen, wie die Situation tatsächlich ist. Bevor wir aber die Ergebnisse haben, kann ich das jetzt nicht im Detail erörtern.

ORF: Es ging ja auch um Geld vom Wirtschaftsbund an die Landespartei. Für Wahlkämpfe zum Beispiel. Können Sie sich auch an solche Finanzflüsse in ihrer Zeit in der Politik erinnern?

Rüdisser: Ich bin in keiner Parteifunktion, die für Finanzierungsströme zuständig ist. Es ist nichts Ehrenrühriges, wenn eine Teilorganisationen einer Partei Mittel zur Verfügung stellt. Aber diese Frage ist eine von vielen, die im Raum steht. Und die gilt es zu prüfen, zu klären und dann tatsächlich transparent darzulegen.

ORF: Sie galten immer als Kandidat des Wirtschaftsbundes. Gab es für Ihre Wahlkämpfe auch Geld für den Wirtschaftsbund?

Rüdisser: Natürlich bin ich vom Wirtschaftsbund unterstützt worden. Ich war ja auch Kandidat des Wirtschaftsbundes. Wir haben gemeinsam sehr viel in der Betreuung der Betriebe getan. Und von daher ist es nur logisch, dass auch eine Unterstützung vonseiten des Wirtschaftsbundes erfolgt ist.

ORF: Werden Sie Obmann bleiben?

Rüdisser: Das ist absolut eine Übergangslösung.

Das Interview mit Karlheinz Rüdisser führte ORF-Redakteur Michael Prock

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