„Dem Energieinstitut Vorarlberg wird die Aufbereitung von Maßnahmen zur verstärkten Berücksichtigung von klimarelevanten Baumaterialien in der Wohnbauförderung übertragen" – so hat es die Landesregierung kürzlich beschlossen, die derzeit an einer neuen Wohnbauförderung arbeitet . Das Institut muss nun eine Möglichkeit finden, wie der Bau klimafreundlicher wird und wie das mit der Förderung gesteuert werden kann.
Ökoindex für Baumaterial
Harald Gmeiner vom Vorarlberger Energieinstitut erläutert, dass es zunächst einmal um die Frage geht, wie Materialien möglichst ressourceneffizient eingesetzt werden können. Da könnte zum Beispiel der Ökoindex verwendet werden. Also: Wenn ein Bauherr Stroh für die Wärmedämmung nimmt, ist das besser als Kunststoff. Oder: Wenn weniger Stahlbeton verwendet wird, verbessert sich der ökologische Wert. Das erfolgt übrigens schon heute beim Energieausweis.
Anwendung nicht nur auf die Haushülle
„Unsere Aufgabe wird sein, das zu verstärken oder zu verbessern und auf alle Gebäudeteile anzuwenden“, fährt Gmeiner fort. Denn beim Energieausweis wird nur die beheizte Hülle berücksichtigt. Also Wände von Wohnräumen, aber keine Zwischenwände zum Beispiel. Nur die Hülle- auch keine Garagen oder Keller. Das soll sich laut Gmeiner ändern. Am Ende soll eine einfache und automatisierte Formel stehen, die zeigt: Wer einen besseren Wert schafft, erhält Wohnbauförderung. Details dazu gibt es aber noch nicht.

Drei Haupt-Indikatoren
Drei Indikatoren spielen bei der Bewertung des Materials eine Rolle: Die graue Energie, das Treibhauspotenzial und das Versauerungspotenzial. Vor allem die ersten beiden spielen eine Rolle. Graue Energie zeigt, wieviel Energie für die Herstellung benötigt wird. Und das Treibhauspotenzial besagt, wieviel CO² für dieses Material und dessen Verwendung ausgestoßen wird.
Holz hat da zum Beispiel einen sehr guten Wert, weil es auch CO² speichert. Wenn Holz 100 Jahre in einem Haus verbaut ist, wird das CO² dort 100 Jahre gespeichert. Deshalb ist auch der Lebenszyklus wichtig. Vor allem nachwachsenden Rohstoffen wie Holz, Stroh, Hanf und so weiter werden sehr gute Werte zugeschrieben.
Regionalität stärker berücksichtigen
Außerdem soll Regionalität stärker berücksichtigt werden. „Ich denke da zum Beispiel an Lehm“, sagt Gmeiner. „Da gibt es in Vorarlberg schon einen weltweiten Vorreiter.“ Dieses Material könnte also verstärkt in Gebäuden eingesetzt werden.
Früher sei die Ökologie in der Wohnbauförderung sogar schon stärker berücksichtigt worden, betont Harald Gmeiner. „Das ist ein bisschen in den Hintergrund gerückt.“ In den 2000er-Jahren habe es den ökologischen Gebäudeausweis gegeben. Für private Bauträger gibt es ihn nicht mehr.

Auch Bau-Ressourcen schwinden
Gmeiner warnt zudem: „Wir merken erst jetzt langsam, dass die Ressourcenverfügbarkeit enden wollend ist. Obwohl wir schon seit Jahrzehnten warnen. Und das betrifft alle Ressourcen. Vom Kies angefangen. Vorarlberg kann nur 30 Prozent vom Kiesbedarf abdecken, Tendenz sinkend“, rechnet er vor. „Am Bau merkt man, dass es gerade eine Preisexplosion gibt. Mit Regionalität und Ökologie können wir unabhängiger vom internationalen Markt werden“, ist Gmeiner überzeugt.