Bunte Ostereier im Gras
BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com
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Wirtschaft

Eiersuche zu Ostern wird kostspieliger

Für Vorarlbergs Geflügelbauern sind herausfordernde Zeiten angebrochen. Der Krieg in der Ukraine führte zu enormen Kosten in der Futtermittelherstellung, was einen höheren Preis für Eier bedingt. Ostern könnte dieses Jahr dementsprechend teurer werden.

„Der Futteranteil macht in einem Legebetrieb mit Abstand den höchsten Kostenfaktor aus“, beschreibt Bernhard Hagen, Geschäftsführer von Ländlefutter. Die Preiserhöhungen um rund ein Drittel würden daher zu Schwierigkeiten für die ganze Branche führen.

Preiserhöhung für Eier zeitnah dringend nötig

Ein großes Problem sei, dass man in der jetzigen Situation im Hinblick auf die Produktionskette nicht mehr vorausschauend kalkulieren könne, erläutert der Präsident der Vorarlberger Landwirtschaftskammer, Josef Moosbrugger. Dementsprechend müsse auch der Markt schneller reagieren, ansonsten würden die Landwirte auf ihren Kosten sitzen bleiben – und unter Umständen sogar die Produktion einstellen müssen.

Was es daher brauche sei eine Preiserhöhung beim Verkauf von Eiern. Der Preis müsse für die Verbraucher um mindestens fünf Cent mehr angehoben werden, damit die Bauern die Kosten decken können, sagt Michael Natter, Obmann des Vorarlberger Geflügelwirtschaftsverbands.

Dies gelte für alle Abnehmer: sowohl für Handelsketten und den Großhandel als auch für Gastronomen. Man befinde sich bereits in Verhandlungen – stoße aber nicht überall auf Verständnis, denn es würde teilweise noch immer versucht, den Preis zu drücken. Lösungen würden sich abzeichnen, so Moosbrugger: Eine Erhöhung der Preise solle diesen beziehungsweise spätestens Anfang nächsten Monat kommen. Wann genau – ob vor oder nach Ostern – könne man allerdings noch nicht sagen.

Versteckte Kosten als weiterer Faktor

Gewissermaßen stünden die Bauern zwischen den Stühlen: Im Endeffekt würden die Preissteigerungen bei den Futtermitteln nicht nur sie selbst, sondern vor allem auch die Konsumenten treffen. Kurzzeitig seien die hohen Preise zwar zu bewältigen, doch längerfristig würde kein landwirtschaftlicher Betrieb die hohen Kosten tragen können. „Wenn es so weitergeht, werden wir in die Situation kommen, dass wir die Preise anpassen müssen“, merkt Bertram Martin vom Martinshof (Buch) an, der seine Eier auf Bauernhöfen vertreibt.

Kosten für Eierkartons gestiegen

Was oftmals vergessen wird, seien zudem die versteckten Kosten, die bei der Produktion und dem Verkauf von Eiern anfallen würden. So seien nämlich auch die Preise für Verpackungen – die Eierkartons – stark angestiegen: von rund 80 Cent pro Stück vor Kriegsausbruchs auf rund 1,40 Euro. Zwar habe es auch im Laufe des vergangenen Jahres leichte Preisanpassungen gegeben, doch nie in diesem Ausmaß, beschreibt Martin.

Futtermittelproduzenten auf Import angewiesen

Kosteten 100 Kilogramm Futter für Legehennen im November letzten Jahres noch rund 50 Euro, waren es Ende März diesen Jahres 60 Euro. Dies liege vor allem daran, dass Hühnerfutter in der Regel aus Getreide und pflanzlichen Eiweißträgern wie Soja oder Raps besteht. Der Preis für Mais sei beispielsweise in den letzten beiden Jahren – bedingt durch die Pandemie und den Krieg – auf das Doppelte pro Tonne angestiegen.

Da in Vorarlberg seit Jahrzehnten gentechnikfrei produziert wird, sei besonders der Eiweißsektor von den Importschwierigkeiten betroffen, so Hagen. Russland und die Ukraine, die „Kornkammer Europas“, seien bedeutende Rohstofflieferanten – nicht nur für Weizen und Mais, sondern eben auch für gentechnikfreie Sojabohnen. Man sei also auf diese Importe angewiesen und müsse zukünftig an der eigenen Unabhängigkeit arbeiten, betont Hagen.

Sorge um eine unsichere Zukunft

Womit man in der aktuellen Situation konfrontiert sei, sei kein wirkliches Versorgungsproblem. Die Steigerung des Preises sei viel mehr durch die fehlende Logistik bedingt, denn die Rohstoffe in der Ukraine wären vorhanden. Haupttransportmittel seien bisher Schiffe gewesen. Da der Seeweg im Moment aber keine Option sei, würde man versuchen, die Rohstoffe mittels Zügen zu exportieren, so Hagen.

Größere Sorgen bereite den Futtermittelproduzenten aber das Folgejahr: Vom jetzigen Zeitpunkt aus ließe sich nämlich nicht sagen, wie die Ernte im kommenden Jahr aussehen würde. Die Situation in der Ukraine sei unsicher, man wisse daher nicht, ob es überhaupt möglich sei, das Ackerland wie in den bisherigen Dimensionen zu bestellen.