Eine Frau mit einem Taschentuch vor einem blühenden Stauch
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Gesundheit

Allergien im Vormarsch – Was man dagegen tun kann

Rund ein Viertel der Bevölkerung ist von Allergien betroffen und die Saison hat für Allergiker bereits gestartet. Ines Hergovits-Gasser hat daher mit dem Chefarzt des Landeskrankenhauses Feldkirch, dem Hals-Nasen-Ohren-Facharzt und Allergologen Wolfgang Elsäßer, über unterschiedlichste Allergien und Lösungen gesprochen.

ORF: Herr Dr. Elsäßer, die Zahl der Allergiker hat in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Woran liegt es denn? Und wie ist der aktuelle Stand der Entwicklung?

Sendungshinweis: Ab Samstag startet der „Bewusst Gesund“-Schwerpunkt zum Thema Allergien auf allen ORF-Kanälen, unter anderem auch auf „vorarlberg heute“ am 26.03

Elsäßer: Wir haben derzeit circa 20 bis 25 Prozent Allergiker in der Bevölkerung. Es hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Die Ursachen dafür sind ganz mannigfaltig. Eine der Ursachen ist genetisch bedingt. Wir wissen, dass Kinder, wo ein Elternteil Allergiker ist, dass dann 30 Prozent dieser Kinder auch Allergiker sind. Hingegen wenn keiner der Elternteile Allergiker ist, dann sind es nur 15 Prozent. Ein weiterer Faktor ist die Industrialisierung. Wir haben auch das in den letzten Jahren gesehen, dass die Luftverschmutzung ein ganz wichtiger Faktor ist. Wir sehen aber auch in der Ernährung Ursachen für die Zunahme der Allergien. Wir haben auch gesehen, dass Übergewichtige eher zu Allergien neigen als Normalgewichtige. Was auch interessant ist, wenn wir die Umwelt betrachten, dass die Pollen in Gegenden, wo viel Luftverschmutzung ist, also viele Partikel, Rußpartikel, Abgase aus den Autos, dass die viel aggressiver sind als Pollen, zum Beispiel in ländlichen Gegenden. Diese Pollen mit den Rußpartikeln, die werden eingeatmet und führen dann zusätzlich zu Entzündungen.

ORF: Kann man sagen Klimawandel und Entwicklung bei Allergikern sind so Parallelstraßen sozusagen?

Elsäßer: Das kann man so sehen, das sehen wir auch in der Entwicklung der letzten Jahre. Aber wir sehen auch andere Entwicklungen, wie zum Beispiel die Hygiene. Wenn wir zu hygienisch sind, dann hat das Immunsystem keine Arbeit mehr und stürzt sich dann auf irgendwelche völlig harmlose Partikel, Eiweißstoffe wie zum Beispiel die Pollen.

ORF: Wann entstehen denn überhaupt Allergien? Gibt es auch Allergien, die sich einfach im Laufe eines Lebens entwickeln?

Elsäßer: Die Entwicklung der Allergien, die ist bereits im Kindesalter. Wir sehen Kinder mit zwei, drei Jahren, die schon auf Pollen allergisch sind. Aber es sind auch Erwachsene, die an Allergien erkranken können. Also es ist keiner davor gefeit, dass er ein Allergiker werden kann. Und wir haben bei den Untersuchungen gesehen, dass auch ältere Leute, 50- und 60-Jährige noch Allergien entwickeln können.

ORF: Hat sich auch das verändert? Aufgrund all der Umwelteinflüsse, aufgrund auch der Industrialisierung?

Elsäßer: Ja, vor allem bei den Kindern, dass diese jünger werden, wenn sie erkranken. Und die Zunahme bei den Erwachsenen. Früher hat man immer gemeint, das wachst sich aus. Da hat es ganz sicher einen Weg gegeben.

ORF: Herr Dr. Elsäßer, was sind denn überhaupt die häufigsten Allergien?

Elsäßer: Ganz vorne sind die Pollen, gefolgt von der Hausstaubmilbe und dann die Tierepithelien, wobei das vor allem die Katze ist.

ORF Kann man sich davor schützen, eine Allergie zu entwickeln?

Elsäßer: Wir wissen, dass bereits im ganz frühen Kindesalter die Ernährung eine ganz wichtige Rolle spielt. Das heißt im ersten Lebensjahr spielt eine wichtige Rolle, dass die Kinder gestillt werden. Auch die weitere Folge der Ernährung, zum Beispiel zuerst die Zunahme von Kuhmilch oder von Eiern und so weiter, das sollte alles nicht zu früh sein, wie auch die Hygiene, die wir schon angesprochen haben.

ORF: Das heißt, im Einklang mit der Natur leben wäre so ein Tipp von Ihnen?

Elsäßer: Absolut, Untersuchungen haben zum Beispiel gezeigt in ländlichen Gegenden, dass Kinder, die in bäuerlicher Umgebung aufwachsen, dass die viel weniger Allergien haben wie Kinder, die zum Beispiel im städtischen Raum aufwachsen müssen.

ORF: Gibt es denn so etwas wie eine Impfung gegen Allergien?

Elsäßer: Es gibt bei der Allergie mannigfache Therapiemöglichkeiten. Die Erste ist immer dem Allergen, den Pollen, aus dem Weg zu gehen. Das ist ja nicht immer sehr einfach. Ich kann mich zum Beispiel vor der Hausstaubmilbe schützen, durch Überzüge der Matratzen, usw. Ich kann mich vor Pollen schützen, wenn ich mich zur Hauptbelastung in den Wald begebe oder in höhere Regionen oder dass ich meine sportliche Tätigkeit nicht mitten am Tag mache, wenn die Belastung am höchsten ist. Es gibt auch andere Spielregeln, wenn ich Pollenallergiker bin, was ich zu tun habe. Zum Beispiel, dass man sich, bevor man ins Bett geht, die Haare wäscht, dass Pollenfilter bei den Fenstern verwendet werden, dass man tagsüber nicht lüftet, sondern eher dann in der Nacht, dass die Wäsche nicht im Freien aufgehängt wird etc., dass Pollenfilter bei den Autos verwendet werden, etc. Da gibt es sehr, sehr viele Möglichkeiten letztendlich.