Der Frühling hat gerade erst begonnen, doch in den Büros der Vorarlberger Kinderbetreuungseinrichtungen ist es schon Herbst. Zumindest was die Planung betrifft. Denn wer sein Kind jetzt noch für einen Betreuungsplatz im Herbst anmelden möchte, ist eigentlich schon relativ spät dran. Wie ein ORF-Rundruf ergibt, sind die Wartelisten in den Städten und Gemeinden schon gut gefüllt. Vorarlbergweite Zahlen gibt es allerdings nicht. Weder im Landhaus noch im Gemeindeverband hat jemand einen Überblick über die Betreuungssituation.
„Es sind nicht mehr viele Plätze frei“
Auch in den Städten und Gemeinden ist es gar nicht so einfach mit der Warteliste. Die zuständige Dornbirner Stadträtin Marie-Louise Hinterauer (ÖVP) hat zwar einige Zahlen parat: Ungefähr 1.200 Kinder befinden sich in städtischen Kindergärten, 1.100 in Spielgruppen und Kleinkindbetreuungseinrichtungen. Aber wie groß die Warteliste insgesamt in Dornbirn ist, kann sie aktuell nicht sagen. Da müsste sie zuerst bei den privaten Betreibern anklopfen.
Die Zwergengärten sind eine der größten privaten Betreiber im Land und vor allem in Dornbirn aktiv. Sie betreuen dort zwischen 500 und 600 Kleinkinder. Corinna Geuze von der Betreibergesellschaft „Kinderbetreuung Vorarlberg“ erklärt, dass derzeit 158 Familien in Dornbirn auf einen Platz in einem Zwergengarten warten. Die telefoniere man jetzt durch, bis alle Plätze voll sind. Geuze sagt aber: „Es sind nicht mehr viele Plätze frei. Es schaut nicht so aus, als würden wir alle unterbringen.“ Berufstätige haben Vorrang.
Aussagekraft der Warteliste zu hinterfragen
Ähnlich sieht es in anderen Städten aus. In Feldkirch konnten die städtischen Einrichtungen 15 Kinder nicht aufnehmen. Man wisse aber nicht, ob sie in privaten Einrichtungen untergebracht wurden, sagt die zuständige Stadträtin Gudrun Petz-Bechter. Sie hat detailliertes Zahlenmaterial: 117 Einjährige, 232 Zweijährige und 386 Dreijährige befinden sich in einer Betreuungseinrichtung. Die Zahl der Kinder auf der Warteliste könne fast täglich schwanken. „Das geht ganz schnell. Entweder bekommt eine Mama ein zweites Kind und braucht dann keinen Platz mehr fürs erste. Oder ein Kind kommt mit einer Einrichtung nicht zurecht. Oder Eltern melden sich mehrmals an.“ Die Aussagekraft einer Warteliste sei deshalb zu hinterfragen.
Das gilt auch für die Aussagekraft der Zahl der Kinder in Betreuung, ergänzt die zuständige Hohenemser Stadträtin Patricia Tschallener (Grüne). Denn die Zahl zeigt nicht, ob Kinder den ganzen Tag, einen halben Tag oder nur wenig Stunden pro Woche betreut werden. Aus allen Gemeinden hört man, dass am Vormittag der Bedarf höher ist als am Nachmittag. Tschallener ist deshalb überzeugt: „Es wäre hilfreich, wenn Betriebe die Einsicht hätten, dass ihre Teilzeitkräfte vielleicht auch nachmittags kommen statt vormittags. Das würde viele entlasten. Vielleicht ist die Privatwirtschaft aber einfach noch nicht so weit.“
Bedarf und Angebot steigt
Auch wenn die Zahlen nicht voll aussagekräftig sind, lässt sich eine Tendenz erkennen: In Bregenz werden wesentlich weniger Kinder betreut als zum Beispiel in Dornbirn. Die zuständige Stadträtin Eveline Miessgang berichtet von 83 Kindern in öffentlichen Betreuungseinrichtungen und 140 in privaten. Bei den privaten Einrichtungen könnten allerdings auch Kinder aus anderen Gemeinden dabei sein. 33 Kinder seien derzeit für den Herbst auf der Warteliste. „Mittelfristig werden wir den Bedarf decken können.“ Vier zusätzliche Gruppen können demnächst die Arbeit aufnehmen.
Das wird aus allen Städten und Gemeinden berichtet: Der Bedarf steigt, aber auch das Angebot. In Feldkirch wird zum Beispiel geprüft, ob in Levis erweitert wird. In Dornbirn haben derzeit zwei Betreiber angefragt und in Hohenems sollte ab Herbst die Kinderbetreuung beim Rheinhof stehen. Das wäre eigentlich schon im Februar geplant gewesen. Aber die Situation in der Baubranche habe den Bau verzögert, sagt Tschallener. Der Baubereich kämpft mit dem gleichen Problem wie die Kinderbetreuungsbranche: Bedarf wäre da, Platz auch. Aber Personal fehlt.