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ORF.at/Birgit Hajek
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Coronavirus

Immer mehr Spitalsmitarbeiter überlegen Kündigung

Die hohe Anzahl an CoV-Ausfällen verschärft weiterhin die Personalsituation in den Vorarlberger Spitälern. Von Seiten des Zentralbetriebsrats heißt es, dass „die Leute aus dem Dauereinsatz nicht mehr raus kommen“ und es verstärkt Anfragen zu Kündigungen gibt.

Derzeit können 350 Mitarbeitende coronavirusbedingt nicht arbeiten, das sind rund 5,8 Prozent der Beschäftigten, berichtet die Krankenhausbetriebsgesellschaft KHBG. Dazu kommen noch andere Krankenstände und zahlreiche offene Stellen, so Zentralbetriebsratsvorsitzender Thomas Steurer gegenüber der APA. Insgesamt meldete die KHBG am Freitag 500 Mitarbeitende als nicht einsatzfähig.

Derzeit sei ein hoher Druck im System, die Situation in den Spitälern sei angespannt, heißt es von Seiten der KHBG. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien „durch das Verschieben von Diensten und Operationen enorm gefordert – und das quer durchs gesamte Unternehmen und durch so gut wie alle Abteilungen".

Fachpersonalmangel verschärft die Lage

„Solange die Mitarbeiter füreinander einspringen, geht es. Sie tun es nicht als Gefallen für den Arbeitgeber, sondern den Patienten zuliebe. Wenn sie nur ihren Dienstplan erfüllen würden, wäre es schwierig“, betont Steurer. Er sieht den Fachpersonalmangel als grundsätzliches Problem.

Vorarlberg sei bei der Zahl der Pflegestellen auf hundert Patienten seit Jahren bundesweit Schlusslicht. Das räche sich: In der Langzeitpflege seien derzeit 200 Betten gesperrt, weil in den Heimen das Personal fehle. Teilweise müssten Patienten darum länger im Spital bleiben. Besonders betroffen vom Personalmangel seien die Landeskrankenhäuser Rankweil und Feldkirch.

Auch keine Entspannung im Sommer erwartet

Auch ein erwartetes Sinken der Infektionszahlen bedeute keine Entspannung, so Steurer. Im Sommer würden die aufgeschobenen Operationen nachgeholt, dazu kämen dann die Urlaube, berichtet er vom „Dauereinsatz“. Diese permanente Überbelastung hielten viele nach zwei Jahren Pandemie nicht länger durch.

„Viele Mitarbeitende überlegen, wie es weitergeht. Wir hatten noch nie so viele Anfragen zu Versetzungen und Kündigungen wie derzeit“, so der Betriebsrat. Das Hauptverschulden liege bei der Politik, die es seit Jahren versäume, Ausbildungsplätze zu schaffen, den Beruf zu attraktivieren und Erleichterungen für Quereinsteiger zu bieten.

Nicht-dringliche Eingriffe werden verschoben

Ab kommender Woche können im Landeskrankenhaus Feldkirch voraussichtlich für eine Woche nur 75 Prozent der Operationen durchgeführt werden. Verschoben würden nur nicht-dringliche Eingriffe. „Die Pandemie existiert, sie ist nicht vorbei. Wer Maske trägt, applaudiert quasi den Spitalmitarbeitenden“, heißt es seitens der KHBG. Spitalambulanzen sollten weiter nur im Notfall, mit Überweisung oder Termin aufgesucht werden.

Anders als die Personalausfälle bedeute der zusätzliche Aufwand durch Coronavirus-Erkrankte trotz des hohen Infektionsgeschehens derzeit kein kritisches Element, so die KHBG in einer Stellungnahme zur APA.