Der Raum Premiere
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Kultur

Betörendes Lichtballett im Kulturhaus Dornbirn

Das Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung „UNPOP“ stellt die Frage, was das Theater ohne die Menschen auf der Bühne ist. Denn die Akteure in „Der Raum“ von Ernst Jandl sind allein Licht und Ton. Die außergewöhnliche Produktion, feierte am Mittwoch im Dornbirner Kulturhaus Premiere.

Seit seiner Gründung realisiert das Ensemble für unpopuläre Freizeitgestaltung, Stücke, die UNPOP als unpopulär, unrealistisch und „gegenweltlich“ versteht. Dementsprechend ist der Theaterraum immer auch eine Art Utopie und ein Schutzwall vor der „öden und spießigen Realität“. Mit der Aufführung von „Der Raum“ von Ernst Jandl geht das freie Ensemble noch einen Schritt weiter als bisher. Denn in dem 1970 verfassten szenischen Gedicht für Tontechniker und Beleuchter gibt es weder Sprache noch Plot und vor allem: keine Schauspielerinnen und Schauspieler!

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Was ist Theater ohne den Menschen auf der Bühne?

Der große österreichische Dichter und Sprachexperimentator Ernst Jandl hat seine zehnseitige, in 51 Punkte gegliederte Partitur als Ode auf den Theaterraum und dessen Technik verstanden. Sie speist sich aus der Erkenntnis, dass nicht wir es sind, die den Raum bestimmen, sondern der Raum bestimmt uns. Jandl übertrug die konkrete Poesie auf das Theater, indem er die räumliche Erfahrung in den Mittelpunkt rückte und sie optisch und haptisch zum Thema machte.

„Sehr wenig hell“ bis „hellstens“

Gemeinsam mit Lichtdesigner Matthias Zuggal und Sounddesigner Paul Winter haben Caro Stark und Stephan Kasimir ausgetüftelt, wie die 51 Miniaturstrophen Ernst Jandls im Kulturhaus Dornbirn derart umgesetzt werden können, dass sie das Publikum verzaubern. Technisch war viel möglich; von elektrischen Zügen, pulsierenden Lichtstößen bis hin zur Öffnung des Raumes weit nach hinten.

Die Erfahrung ist faszinierend: Losgelöst von Sprache, Plot und Figuren wird das Bewusstsein für alles andere geschärft, was eine „leere“ Bühne zu bieten hat: Licht und Farbe, Klang und Architektur, Nebel und Stille. „Der Raum“ ist ein poetisches Theatererlebnis voller Schönheit, aber auch mit bewusst gesetzten Schock- und Irritationsmomenten. Denn neben der Poesie hat die Produktion auch politische Aspekte, sagt Regisseur Stephan Kasimir. „Es ist durchaus auch ein spöttischer Kommentar auf unsere Zeit. Man spricht immer von Narrativen in der Politik, auch die Theater jagen nach Inhalten. Trotzdem verspüren wir eine Leere in Kunst und Gesellschaft. Das hat sich mit der Pandemie nochmals verstärkt.“

Das Lichtballett „der Raum“ ist ein faszinierendes Erlebnis, auch wenn es nur knapp vierzig Minuten dauert.