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Wirtschaft

Spritpreise stagnieren derzeit auf hohem Niveau

Nach einer rasanten Spritpreisentwicklung in den vergangenen zweieinhalb Wochen ist der Anstieg zuletzt abgeflacht. Das bestätigen ÖAMTC und Wirtschaftskammer. Allerdings seien die Preise immer noch hoch, es werden Reaktion der Politik gefordert.

Vor zweieinhalb Wochen ist in Österreich der Tagesdurchschnittspreis für einen Liter Diesel knapp unter 1,50 Euro gelegen, bei Super knapp darüber. Kurz nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine schnellten die Preise in die Höhe – der Tagesdurchnittspreis in Österreich stieg bis auf über 2 Euro pro Liter, an manchen Tankstellen musste man bis zu 2,20 oder 2,30, teils knapp 2,50 Euro zahlen.

In den vergangenen Tagen legten die durchschnittlichen Spritpreise aber nicht mehr zu, wie auch Jürgen Wagner vom ÖAMTC bestätigt. „Diese ersten Ausschläge in der letzten Woche haben sich am Wochenende etwas beruhigt, aber auf viel zu hohem Niveau“, so Wagner. Er fordert, dass die Politik reagiert. Der Spritpreis könnte zum Beispiel über Steuervergünstigungen gesenkt werden, sagt der ÖAMTC-Experte.

WKO: Regierung soll Notstandsreserve freigeben

Peter Aberer von der Fachgruppe Energiehandel der Vorarlberger Wirtschaftskammer rechnet damit, dass „die Oberkante“ bei den Spritpreisen „erreicht“ sein könnte. Voraussetzung sei aber, dass sich von der Menge am Markt her etwas tue – dann werde der Preis auch wieder schnell fallen. Die Menge könne die Bundesregierung mit der Freigabe der Pflichtnotstandsreserve regeln. Geschehe das, würde sich sicher auch die Preissituation entspannen, sagt Aberer.

Die Pflichtnotstandsreserve sind 25 Prozent der Importe aus dem Ausland, diese Menge muss im Lager in Österreich verfügbar sein, erklärt Aberer. Wird davon ein Teil freigegeben, braucht es eine rechtliche Grundlage des Ministeriums. Sollte die Freigabe nicht erfolgen, könnten die Preise weiter steigen, so Aberer.

Preissteigerungen durch Spekulationen an der Börse

Der Preis sei an sich nicht in erster Linie wegen des Krieges in der Ukraine so stark gestiegen, sondern weil an der Börse so viel spekuliert worden sei. Da würden Gewinne mitgenommen, und dann würden die Preise wieder fallen – vorausgesetzt eben, die Mengensituation entspanne sich, so Aberer.

„Spritpreis künstlich in die Höhe getrieben“

Ähnlich äußerte sich auch Jürgen Wagner vom ÖAMTC. Normalerweise sei es so, dass die hohen Spritpreise an den Rohölkosten, an den Gestehungskosten – also an den Kosten der Herstellung – hängen. In der vergangenen Woche sei das aber anders gewesen. „War es vergangene Woche die Nervosität an den Börsen, waren es die Erdölkonzerne selber“ – die Spritpreise seien wesentlich schneller und wesentlich höher nach oben geschnellt als der Rohölpreis, so Wagner.

„Hier wurde künstlich der Spritpreis in die Höhe getrieben, ob die Mineralölkonzerne daran Schuld waren oder die Märkte selber, die Nervosität, das lässt sich nicht eruieren.“ Es könne aber nicht sein, dass die Autofahrer Spekulationen bezahlen, so Wagner.

FPÖ fordert Entlastungsprogramm

Die hohen Energiepreise rufen auch die Vorarlberger Freiheitlichen auf den Plan. FPÖ-Obmann Christof Bitschi fordert von Bundes- und Landesregierung ein umfassendes Entlastungs-Paket gegen die massive Teuerung: Zum Beispiel weniger Steuern auf Energie und die Rücknahme der CO2-Abgabe.

Angesichts der hohen Energiekosten läuft in Österreich und EU-weit erneut die Suche nach Lösungen und Abfederungsmaßnahmen – und das muss oder soll nun gemeinsam mit der Energiewende gestemmt werden. Eine komplexe Aufgabe, aber: den Rahmen und die „Toolbox“ dazu gibt es bereits – mehr dazu in news.ORF.at: Wettrennen um Lösungen.