günter pichler mit seiner urkunde
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Günter Pichler: 81 Jahre, 15 Titel und süchtig nach Studieren

Während die einen Briefmarken sammeln, sammelt der 81-jährige Vorarlberger Günter Pichler akademische Grade. Mit 60 Jahren begann der Dornbirner nochmal zu studieren und hat dann nicht mehr damit aufgehört. Inzwischen hat er ganze 15 Titel in der Tasche.

Günter Pichler ist auf den ersten Blick ein ganz normaler Pensionist, doch wer Günter kennt, weiß, dass er das auf keinen Fall ist, denn mit 60 Jahren hat er sich entschlossen, nochmal zu studieren und konnte dann nicht mehr genug kriegen, inzwischen hat er ganze 15 akademische Grade:

Prof. Mag. theol., Mag. rer. soc. oec., Lic. phil., Mag. DDr. phil., Mag. Dr. phil. fac. theol., Mag. Dr. iur, Lex legum Master (LLM), Bakk. theol., Bacc. theol., Bakk. phil., Bacc. phil.

– so lautet heute die korrekte Anrede von Günter Pichler.

Man könnte fast meinen, Pichler ist titelsüchtig, doch für ihn ist studieren viel mehr eine Leidenschaft, so der Pensionist: „Der Einzelne gärtnert, der andere sammelt Briefmarken und ich studiere.“

übergabe sponsion
Pichler

„Mit dem Essen kommt der Appetit“

Zum jahrelangen Studieren kam Pichler über Umwege: Er hatte eine beidseitige Hüftoperation und musste seinen geliebten Lehrerberuf aufgrund der Invalidenpension aufgeben, nichts tun kam für ihn nicht infrage, also wollte er etwas neues, Sinnvolles anfangen: „Wir waren schon relativ viel gereist und darum war das Reisen nicht mehr so attraktiv für uns. Ich wollte auch immer schon wissen, wie die Schöpfung gewesen sein könnte und darum dachte ich mir, ich beginne Theologie zu studieren.“

Das Umfeld des damals fast 60-Jährigen kam aus dem Staunen nicht mehr raus, zweifelte dabei schon fast an Günter Pichlers Gemütszustand und wollte ihn zum Arzt schicken. Doch Pichler ging seinen Weg weiter: „Mit dem Essen kommt der Appetit und der ist bei mir gekommen, ich wollte einfach nicht aufhören zu studieren, es hat mir all die Jahre großen Spaß bereitet.“

Familie Pichler
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Zuerst war die Familie skeptisch, doch dann unterstütze sie Günter und Grete Pichler, wo es ging

Zum Studieren noch einmal nach Innsbruck gezogen

Auch Günters Ehefrau Margarethe war anfangs sehr skeptisch, begleitete ihn dann jedoch zum ersten Studieneingangsseminar und war ebenfalls so begeistert von der Vorlesung, dass sie beschloss, mit ihrem Mann Theologie zu studieren. So pendelten die beiden in ihren Sechzigern jahrelang zwischen Innsbruck und Dornbirn und lebten dann in ihrer Pension sogar mehrere Jahre zum gemeinsamen Studieren in Innsbruck.

Auf den von früher bereits bestehenden Doktor in Rechtswissenschaften und sein Lehramtstudium folgten in Günter Pichlers Pension so eine Dissertation in Theologie und drei Doktorate in Philosophie. Zusätzlich absolvierte Günter Pichler Studien in Ethnologie und Psychologie an der Universität Innsbruck, Ergänzungsprüfungen an der Universität Augsburg und der Fachhochschule für Philosophie in München. Der letzte Grad, den sich der Dornbirner erarbeitet hat, ist ein Lex Legum Master des postuniversitären Lehrgangs „Kirchenrecht für Juristen“ an der Universität Wien.

Dass er einmal so eine beeindruckende akademische Laufbahn absolvieren würde, hätte sich der Dornbirner in jungen Jahren nicht gedacht. Dennoch sind ihm, wie er betont, nicht die Titel wichtig, sondern das Lernen an sich. Zudem liebt es der vierfache Doktor, sein Wissen bei Prüfungen abzutesten.

Titelreichster Österreicher

Der Vorarlberger Günter Pichler sammelt akademische Grade und hat bis jetzt in seinem Leben ganze 15 Titel in der Tasche.

Jeden Tag rund 15.000 Schritte

Inzwischen spürt Günter Pichler mit 81 Jahren schon einen leichten Abbau seiner kognitiven Fähigkeiten – doch das heißt für ihn nicht, dass er das Lernen aufgibt: „Früher konnte ich ganze Skripten auswendig lernen, das ging in den letzten Jahren schon zurück, man ist nicht mehr so leistungsfähig. Ich versuche aber dagegen zu wirken, weil ich sehr viel gehe, jeden Tag bis zu 15.000 Schritte.“

Im Februar hatte Pichler seine letzte Sponsion, seiner Frau hat er versprochen, jetzt nicht mehr weiter zu studieren, doch das kann man bei Günter Pichlers Tatendrang kaum glauben. Und wer weiß, vielleicht kommt in den nächsten Jahren ja noch der ein oder andere Titel dazu.