Gerhard Lucian
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Politik

Lech peilt Ganzjahrestourismus an

Der Lecher Bürgermeister Gerhard Lucian will künftig verstärkt auf den Ganzjahrestourismus setzen. Dazu brauche es natürlich auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das ganze Jahr über zur Verfügung stehen.

Die Coronavirus-Pandemie sei in den Wintermonaten für den Tourismus ein finanzielles Desaster gewesen, sagt Lucian im Samstaginterview von ORF Radio Vorarlberg. Deshalb möchte er künftig vermeiden, dass sich der Tourismus nicht mehr nur auf den Winter konzentriert, sondern auch auf Sommer und Herbst. Es sei sehr wichtig, auf den Ganzjahrestourismus zu setzen.

ORF: Wie geht es Ihnen in Ihrer neuen Funktion als Bürgermeister?

Lucian: Bis jetzt bin ich sehr zufrieden. Es wird sehr viel konstruktiv zusammengearbeitet. Ich versuche natürlich auch Mehrheiten in der Gemeindevertretung zu finden. Dass ist in der letzten Gemeindevertretungssitzung nicht in allen Punkten mehr gelungen.

ORF: Klappt die Zusammenarbeit mit der Opposition, mit den anderen Listen?

Lucian: Ja und nein. Es gibt Punkte, wo man sich nicht einig ist. Ich hatte gerade gestern die Liste „Unser Dorf“ in meinem Büro und habe mit ihnen konstruktiv gesprochen. Es war natürlich nicht bei allen Punkten eine Einheit, aber das wird in einer Demokratie nie so sein. Und ich werde immer schauen, dass ich mit allen das Gespräch führe und für Anliegen für jeden ein offenes Ohr habe.

ORF: Weil Sie die Liste „Unser Dorf“ angesprochen haben. Die hat ja angekündigt, dass sie sich aus Ausschüssen zurückzieht. Aus Protest eben auch wegen der Fassadengestaltung beim neuen Gemeindezentrum. Was sagen Sie dazu?

Lucian: Sie haben uns mitgeteilt, dass sie sich aus den Gemeindezentrumsausschuss zurückziehen. Wie das funktioniert, schauen wir noch rechtlich. Ein Ausschuss besteht immer aus mindestens fünf Mitgliedern. Und da wären wir jetzt momentan zu wenig. Aber das wird geklärt. Ich werde sicher auf die Liste „Unser Dorf“ noch zurückkommen.

ORF: Was sind aus Ihrer Sicht neben dem neuen Gemeindezentrum die größten Baustellen im wahrsten Sinn des Wortes? Was sind große Projekte, die jetzt in nächster Zeit umgesetzt werden sollten? Die Grubenalpbahn ist ja auch noch offen

Lucian: Die Grubenalpbahn ist ein privates Projekt. Wie das weitergeht, sind wir noch in meiner Gesellschaft bei den Seilliften Oberlech am besprechen. Aber was gemeindemäßig lauft ist das Kleinwasserkraftwerk Zürsbach. Das ist bereits im Bau. Das sollte heuer im Herbst den ersten Strom liefern und da sind wir auf gutem Wege.

ORF: Herr Lucian, Sie sind nicht nur Bürgermeister, Sie sind auch Hotelier. Das heißt, Sie kennen den Tourismus natürlich aus erster Hand. Jetzt verfolgt uns das Coronavirus seit mittlerweile mehr als zwei Jahren, kann man sagen. Es war wieder mal eine Wintersaison zum Vergessen wegen Corona.

Lucian: Also ich hoffe, dass wir so wie die letzte Wintersaison 2021, dass wir das nie mehr haben werden. Das war sehr schlimm. Wir hatten nicht die Möglichkeit, irgendein Hotel aufzusperren. Das ist natürlich finanziell ein großes Desaster. Das war natürlich für uns und für unsere Mitarbeiter gar nicht einfach. Und es wird auch das Ziel sein für die Zukunft, dass man ganzjährig Mitarbeiter so viel wie möglich hat, dass man auch die Saisonzeiten verlängert und so den Sommer mehr in das finanzielle Spiel mit herein bringt – und den Herbst. Das ist auch mein Ziel als Touristiker, dass man da wirklich nicht nur auf einem Bein im Winter steht, das natürlich sehr, sehr wichtig ist, sondern auch auf den Sommer, auf den Herbst, auf den Ganzjahrestourismus setzt.

ORF: Wie hat sich jetzt diese vergangene Wintersaison aus Sicht der Touristiker auch auf die Gemeindefinanzen ausgewirkt? Da wird das Geld nicht so gesprudelt sein wie in anderen Jahren.

Lucian: Das stimmt. Wir haben natürlich Einnahmenreduzierungen gehabt. Wir haben jetzt das eine oder andere mit Krediten finanziert und schauen, dass wir es die nächsten Jahre dementsprechend abzahlen können. Wir haben auch der Landesregierung ein Danke sagen. Wir haben eine Ausgleichszahlung für die Gästetaxe bekommen. Die hilft uns natürlich sehr viel weiter. Und wir schauen natürlich, weil wir natürlich sehr viele Ausgaben haben, auch in Hinblick der Baustellen Gemeindezentrum und Kraftwerk, dass wir da mit der dementsprechenden Finanzierung das Ganze gut über die Bühne bringen, dass wir da nicht irgendwelche Sonderhilfen in Zukunft beantragen müssen.

ORF: Stichwort Ukraine-Krieg. Oleg Deripaska, der Oligarch, hat es geheißen, hat das Hotel Aurelio verkauft. Wie ist da Ihr Wissensstand? Ist das schon geschehen oder wird das erst gemacht? Wissen Sie da was?

Lucian: Wir haben mit dem Axel Pfefferkorn darüber gesprochen, er ist der Geschäftsführer vom Hotel Aurelio. Er hat mir diese Auskunft gegeben, dass Oleg Deripaska das Ganze verkauft hat. Und das er in der letzten Zeit nie da war. Ansonsten, wenn man die Zahlen anschaut, russische Gäste sind im Ein-Prozent-Bereich die letzten Jahre gewesen. Das war mal etwas mehr im Fünf-Prozent-Bereich oder Drei-Prozent-Bereich . Aber das wieder abgesunken, da gibt es andere Destinationen, die sich da viel mehr bemüht haben um diesen Gast.

ORF: Noch mal kurz zurück zu Oleg Deripaska. Gibt es auch sonst noch Verbindungen zwischen Lech und Russland? Andere Eigentumsverhältnisse, die man jetzt vielleicht auch im Lichte dieses Ukraine-Kriegs noch mal anschauen muss? Oder kann man da als Gemeinde eh nicht wirklich viel machen?

Lucian: Man hat mich schon darauf angesprochen, das muss man enteignen und muss man einvernehmen. Aber das können wir als Gemeinde gar nicht. Da ist der Bund zuständig, auch für irgendwelche Sanktionen. Und da bin ich irgendwie froh, dass ich da nicht zuständig bin. Das ist ja nicht so einfach.