Villa Wellenau bei Bregenz
vorarlberg museum
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Kultur

Der Fall „Villa Wellenau“ ist abgeschlossen

Der Restitutionsfall „Villa Wellenau“ in Bregenz ist abgeschlossen. Die Vorarlberger Kulturhäuser übergeben Gemälde, Zeichnungen, Objekte und eine Porzellansammlung an die Nachfahren britischer Staatsangehöriger, denen die Villa Wellenau in Bregenz gehört hat. Der Fall war lange Zeit unentdeckt geblieben.

Bei dem neu entdeckten Fall handelte es sich um das Eigentum von britischen Staatsangehörigen, denen die Villa Wellenau bei Bregenz gehörte. Die Bewohner übersiedelten 1938 in die Schweiz und die Villa wurde samt Inventar als „Feindvermögen“ zwangsverwaltet. Als 1942 der Abwesenheitskurator die Villa Wellenau räumen ließ, um Bombenopfer einquartieren zu können, wurde das Mobiliar teilweise in Bregenz versteigert.

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Villa Wellenau bei Bregenz
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Villa Wellenau bei Bregenz
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Gaumuseum Bregenz erwarb einige Objekte

Bei diesem Anlass erwarb Adolf Hild, der damalige Leiter des Gaumuseums Bregenz, einige Objekte, etwa 20 Gemälde und Zeichnungen und einen Teil einer Porzellansammlung. Nach langen Verhandlungen zwischen den Erbberechtigten konnte der Restitutionsfall im Herbst 2021 abgeschlossen und ein Vertrag formuliert werden. Dabei ging es hauptsächlich um die Aufteilung der Objekte. Die Kulturhäuser Betriebs-GmbH konnte eines der zu restituierenden Gemälde des Künstlers Fritz Krcal für das vorarlberg museum ankaufen. Im Jänner 2022 wurde der Vertrag von allen Beteiligten und den Vertretern des Landes unterzeichnet und die Angelegenheit zur Zufriedenheit aller abgeschlossen. Die Rückerstattung der Kulturgüter findet derzeit statt.

Fritz Krcal, Adele Fitzgibbon 1927
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Das Gemälde „Adèle Fitzgibbon“ des Künstlers Fritz Krcal konnte die Kulturhäuser Betriebsgesellschaft für das vorarlberg museum ankaufen.

Orte und Zeichen der Erinnerung

Erst vor Kurzem wurde die digitale Erinnerungslandkarte DERLA vorgestellt, auf der die Orte des nationalsozialistischen Terrors in Vorarlberg sowie die Orte und Zeichen der Erinnerung an die Opfer erfasst sind. Gerade im Hinblick auf die aktuellen Entwicklungen des Ukraine-Krieges betont Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) die Notwendigkeit, die Bewusstseinsvermittlung für die demokratischen Grundwerte als permanenten Auftrag zu sehen und sich im Rahmen der Impulsprojekte zur Erinnerungskultur auch weiterhin aktiv mit den Grauzonen der eigenen Geschichte zu beschäftigen.

Beschluss des Land Vorarlberg 2003

Das Land Vorarlberg hat 2003 beschlossen, alle Kulturgüter, die während der NS-Zeit den Eigentümern entzogen worden waren und sich heute im Eigentum des Landes Vorarlberg befinden, den jeweiligen Rechtsnachfolgern zurück zu geben. Die vom vorarlberg museum in Auftrag gegebene Forschung hatte unter anderem einen größeren Fall einer Vermögensentziehung zu Tage gefördert, der bislang unentdeckt geblieben war. Zwar waren alle Verdachtsfälle betreffend Kulturgüter, die vor 1938 Eigentum von Personen waren, die vom NS-Staat als Juden verfolgt wurden, bereits untersucht worden. Und beinahe alle entzogenen Objekte, die sich im Museum befunden hatten – viele auch aus kirchlichem Besitz – waren ab 1946 zurückerstattet worden.

Die vom vorarlberg museum in Auftrag gegebene Provenienzforschung hatte unter anderem auch den Fall der „Villa Wellenau“ zu Tage gefördert, der bis dahin unentdeckt geblieben war.