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Chronik

„Causa Reichart“: Andere Personen im Visier

Die Ermittlungen der Kriminalpolizei in der „Causa Reichart“ haben die suspendierte Bregenzer Kulturamtsleiterin Judith Reichart völlig entlastet. Stattdessen kam Material ans Tageslicht, das andere Personen belastet. Zum Beispiel geht es um nicht nachvollziehbare Vereinsausgaben in Höhe von 55.000 Euro.

Die Kriminalpolizei ist im Zuge ihrer Ermittlungen auf mehrere Kreditkarten gestoßen, die auf das Konto eines städtischen Vereins liefen. Im polizeilichen Abschlussbericht heißt es dazu: „Zumindest eine konnten wir zuordnen und nachdem wir von der Kreditkartenfirma die Detailabrechnung bekamen, vermuten wir, dass diese Ausgaben keinem Vereinszweck gedient haben.“

Die nachvollziehbaren Ausgaben beliefen sich auf 55.000 Euro. Die Polizei will auch gegen jene Person, die die Kreditkarte benutzt hat, wegen des Verdachts der Untreue ermitteln. Die seit Monaten suspendierte Judith Reichart dürfte hingegen in wenigen Tagen völlig rehabilitiert sein. Die Kriminalpolizei hat ihre Ermittlungen wegen des Verdachts auf Untreue und schweren Betrug jetzt abgeschlossen.

Reichart von Kriminalpolizei völlig entlastet

Sämtliche gegen Judith Reichart erhobenen Vorwürfe sind unberechtigt und in keiner Weise nachvollziehbar. Das geht aus dem Abschlussbericht der Kriminalpolizei hervor, der dem ORF vorliegt. Demnach sind weder öffentliche Gelder zweckentfremdet, noch Subventionen unberechtigt beantragt worden. Aus diesem Grund rechnet Reicharts Anwalt Martin Mennel damit, dass die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren gegen seine Mandantin bald einstellen wird.

Reichart selbst sagt auf ORF-Anfrage, dass sie sich nicht anderes erwartet habe. Sie wünscht sich jetzt, dass dann auch ihre Suspendierung aufgehoben wird und sie wieder arbeiten kann – denn es gebe genügend zu tun in der Kulturstadt Bregenz. Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) rechnet ebenfalls mit einer raschen Verfahrenseinstellung. Dann sei sofort auch Reicharts Suspendierung aufgehoben.

Verleumdungsverdacht steht im Raum

Im Bericht der Kriminalpolizei ist aber auch noch etwas anderes zu lesen: Jene Zeitungsjournalisten und Lokalpolitiker, die die Anschuldigungen gegen Reichart öffentlich gemacht haben, hätten durch einfache Abklärung und Rückfragen leicht feststellen können, dass an den Vorwürfen nichts dran sein kann. Die Kriminalpolizei ersucht jetzt die Staatsanwaltschaft, gegen jene Personen ermitteln zu dürfen, die Reichart am meisten angepatzt haben – wegen Verleumdung und gefährlicher Drohung. Die Staatsanwaltschaft bestätigt, dass der Abschlussbericht der Ermittler vorliegt und jetzt geprüft wird.

Politiker erhoben schwere Vorwürfe

Anfang Oktober erhoben die Grünen, Alexander Moosbrugger (damals noch NEOS) und die ÖVP schwere Vorwürfe gegen die Kulturamtsleiterin. Reichart soll öffentliche Gelder abgezweigt oder auch missbräuchlich verwendet haben. Die jetzige Kulturamtsleiterin Judith Reichart soll zum Beispiel weiterhin den ehemaligen Kulturamtsleiter Wolfgang Fetz für Expertisen beauftragt haben, obwohl es dafür keine offiziellen Aufträge gegeben hätte, sagte Vize-Bürgermeisterin Sandra Schoch (Die Grünen) in einer Pressekonferenz Anfang Oktober. Daraufhin wurde die Staatsanwaltschaft einschaltet.