Chronik

Kaliumjodid-Tabletten für Erwachsene ausverkauft

Der russische Angriff auf die Ukraine hat in Österreich zu einer erhöhten Nachfrage nach Kaliumjodid-Tabletten geführt. In Vorarlbergs Apotheken sind Kaliumjodid-Tabletten für Erwachsene derzeit ausverkauft. Nur für Kinder und Jugendliche sowie Schwangere und Stillende können die Tabletten gratis abgeholt werden.

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und der Drohung eines Atomangriffes sei die Nachfrage enorm gestiegen, sagt Apothekerkammer-Präsident Jürgen Rehak. In der vergangenen Woche seien mehrere tausend Packungen in Vorarlberg gekauft worden. Jede Stunde komme mindestens ein Kunde und wolle die Tabletten kaufen, so Rehak.

Derzeit seien die Tabletten für Erwachsene in Vorarlberg vergriffen. Rehak rechnet aber in wenigen Tagen mit Nachschub in den Apotheken. Die Kaliumjodid-Tabletten würden von einer österreichischen Firma auf Hochtouren produziert.

Tabletten für Kinder und Schwangere erhältlich

Für Kinder und Jugendliche von Null bis 18 Jahren sowie Schwangere und Stillende gibt es einen Notvorrat, dieser kostenlose und rezeptfrei erhältliche Vorrat ist nicht von einem Engpass betroffen. In Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen steht ebenfalls ein Vorrat für die dort betreuten Kinder zur Verfügung. Bei der Abholung der Tabletten in der Apotheke etwa für ein Kind sollte man die E-Card mitnehmen. Den Notvorrat gibt es seit der nuklearen Katastrophe in Chernobyl im Jahr 1986.

Tabletten füllen Jodspeicher auf

Die Schilddrüse im Körper braucht Jod, um einwandfrei zu funktionieren. Bei einem Kernunfall oder einem Angriff mit Atomwaffen wird allerdings verstrahltes Jod freigesetzt. Wenn dieses in die Schilddrüse gelangt, sagt Rehak, könne das massive gesundheitliche Folgen haben – etwa eine Krebserkrankung. Die Kaliumjodid-Tabletten füllen sozusagen die Jodspeicher in der Schilddrüse auf, damit das verstrahlte Jod keinen Platz im Körper findet, so der Apothekerkammer-Präsident.

Kaliumjodid Tabletten
ORF

Einnahme nur nach ausdrücklicher Aufforderung

Das Medikament darf jedoch nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Gesundheitsbehörden eingenommen werden. Das Gesundheitsministerium wies per Aussendung unter anderem darauf hin, dass selbst bei einem schweren grenznahen Reaktorunfall kaum Notwendigkeit zur Jod-Einnahme für alle bestünde.

Auch Rehak warnt vor einer Einnahme ohne Anweisung. Eine Einnahme „macht nur Sinn, wenn tatsächlich so eine radioaktive Wolke unterwegs wäre oder wenn es tatsächlich zu einem Angriff käme. Sonst muss man abraten davon, weil das auf jeden Fall zu einer Schilddrüsenüberfunktion führt“, betont Rehak.

Ministerium: Im Notfall werden Regionen benannt

Auch im Falle eines grenznahen Reaktorunfalls gebe es „aller Voraussicht nach keine Notwendigkeit, im ganzen Land Kaliumiodid-Tabletten einzunehmen, heißt es im Statement des Ministeriums weiter. Eine Einnahme würde selbst in grenznahen Fällen nur in den am stärksten betroffenen Gebieten erforderlich sein“.

In einem solchen Fall geben die Gesundheitsbehörden bekannt, welche Personen Kaliumjodid-Tabletten einnehmen sollen und in welchen Regionen eine Einnahme notwendig ist. Im Notfall stünden „ausreichend Tabletten zur unmittelbaren Verfügung“, sagte Ministeriumssprecher Florian Berger.

Das Gesundheitsministerium wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es aus Vorsorgegründen bereits seit Anfang der 90er-Jahre Kaliumiodid-Tabletten für die Bevölkerung beschaffe. Für die rechtzeitige Einnahme gebe es ein vorausschauendes Bevorratungskonzept, in dezentralen Lager stünden ausreichend Kaliumjodid-Tabletten für die Bevölkerung bereit, sollten diese im Notfall benötigt werden.

Über-40-Jährige: Nebenwirkungen laut Ministerium zu hoch

Personen über 40 Jahre sollten Kaliumjodid-Tabletten laut Angaben des Ministeriums nicht einnehmen, da ihr Risiko an strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs zu erkranken sehr gering, jenes von schweren Nebenwirkungen durch die Jodzufuhr aber hoch ist.