Firefighters work on a fire on a building after bombings on the eastern Ukraine town of Chuguiv on February 24, 2022, as Russian armed forces are trying to invade Ukraine from several directions, using rocket systems and helicopters to attack Ukrainian position in the south, the border guard service said. – Russia’s ground forces today crossed into Ukraine from several directions, Ukraine’s border guard service said, hours after President Vladimir Putin announced the launch of a major offensive. Russian tanks and other heavy equipment crossed the frontier in several northern regions, as well as from the Kremlin-annexed peninsula of Crimea in the south, the agency said.
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Ukraine-Krieg

„Die Jungen flüchten, die Alten bleiben zurück“

In Vorarlberg ist eine Welle der Hilfsbereitschaft angelaufen. Aktiv sind auch viele Vorarlberger mit ukrainischen Wurzeln – wie auch Iryna Gisinger aus Dornbirn. Sie ist vor rund 20 Jahren der Liebe wegen nach Vorarlberg gekommen. Ihre Mutter und ihre Schwester sind noch im Süden des umkämpften Landes, ihre Nichten und Neffen auf der Flucht.

Ukrainerin sammelt Sachspenden

Iryna Gisinger ist eine gebürtige Ukrainerin. Sie sammelt an mehrereren Stellen im Land Hilfsgüter und organisiert den Transport in ihre ehemalige Heimat.

ORF: Frau Gisinger, Sie haben Bezug zur Ukraine und sammeln Spenden und alles mögliche, was man braucht. Was braucht man denn derzeit dringend in der Ukraine?

Gisinger: Es ist so, dass viele Menschen nicht wissen, wo sie Medikamente bekommen, wo sie Lebensmittel herbekommen, weil die Versorgung jetzt leider unterbrochen ist und man hört schon, dass man in die Wohnungen kommt und einfach leere oder auch nicht leere Wohnungen ausraubt. Es klingt alles sehr chaotisch und man ist froh, wenn man Lebensmittel bekommt. Man hat noch im Moment Lebensmittel, aber bald sind sie aus. Darum müssen wir jetzt reagieren und haltbare Lebensmittel in die Ukraine schicken.

Iryna Gisinger
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Iryna Gisinger lebt seit 20 Jahren in Vorarlberg und arbeitet in Dornbirn

Viele Vorarlbergerinnen und Vorarlberger haben schon Lebensmittel und Medikamente oder warme Decken gebracht. Vielen Dank dafür. Am Dienstag fährt schon der erste Bus.


ORF: Sie haben erzählt, die jungen Leute flüchten, die älteren bleiben in der Ukraine…

Gisinger: Ja, das ist so, ich erkläre das am Beispiel meiner Familie. Meine Mutter ist 81, sie ist leider Gottes nicht mehr so gut beieinander. Und sie ist jetzt in ihrem Block in der Wohnung und kann nicht einmal zu einem Bunker kommen. Meine Schwester hat einen halb gelähmten Mann, den sie pflegt. Sie kann auch nicht weg, sie muss dort bleiben.

Aber ihre Kinder, die haben Autos geschnappt – egal wie gut sie waren – und sind jetzt schon seit drei Tagen auf dem Weg mit kleinen Kindern, teilweise bis zu vier, fünf Kinder im Auto. Sie können sich vorstellen: drei Tage fahren und ab und zu umdrehen, weil vorne Feuer ist. Das ist schrecklich.

ORF: Wo ist Ihre Mutter in der Ukraine und wo Ihre Schwester und von wo sind die Jüngeren weggefahren?

Gisinger: Das ist eine Stadt im Süden der Ukraine. Es ist so, dass jeder dort sein Haus verteidigt, das heißt, auf den Straßen sind Schüsse zu hören, man hört Explosionen, man hört mehrere Male am Tag Sirenen.

(…) Bitte helft mit. Demokratie ist etwas, was sehr wichtig ist. Und wenn das weg ist? Das tut weh. Das tut jedem weh.

Das Interview mit Iryna Gisinger hat ORF-Redakteur Thomas Giesinger geführt.