Ukrainerin sammelt Sachspenden
Iryna Gisinger ist eine gebürtige Ukrainerin. Sie sammelt an mehrereren Stellen im Land Hilfsgüter und organisiert den Transport in ihre ehemalige Heimat.
ORF: Frau Gisinger, Sie haben Bezug zur Ukraine und sammeln Spenden und alles mögliche, was man braucht. Was braucht man denn derzeit dringend in der Ukraine?
Gisinger: Es ist so, dass viele Menschen nicht wissen, wo sie Medikamente bekommen, wo sie Lebensmittel herbekommen, weil die Versorgung jetzt leider unterbrochen ist und man hört schon, dass man in die Wohnungen kommt und einfach leere oder auch nicht leere Wohnungen ausraubt. Es klingt alles sehr chaotisch und man ist froh, wenn man Lebensmittel bekommt. Man hat noch im Moment Lebensmittel, aber bald sind sie aus. Darum müssen wir jetzt reagieren und haltbare Lebensmittel in die Ukraine schicken.
Viele Vorarlbergerinnen und Vorarlberger haben schon Lebensmittel und Medikamente oder warme Decken gebracht. Vielen Dank dafür. Am Dienstag fährt schon der erste Bus.
ORF: Sie haben erzählt, die jungen Leute flüchten, die älteren bleiben in der Ukraine…
Gisinger: Ja, das ist so, ich erkläre das am Beispiel meiner Familie. Meine Mutter ist 81, sie ist leider Gottes nicht mehr so gut beieinander. Und sie ist jetzt in ihrem Block in der Wohnung und kann nicht einmal zu einem Bunker kommen. Meine Schwester hat einen halb gelähmten Mann, den sie pflegt. Sie kann auch nicht weg, sie muss dort bleiben.
Aber ihre Kinder, die haben Autos geschnappt – egal wie gut sie waren – und sind jetzt schon seit drei Tagen auf dem Weg mit kleinen Kindern, teilweise bis zu vier, fünf Kinder im Auto. Sie können sich vorstellen: drei Tage fahren und ab und zu umdrehen, weil vorne Feuer ist. Das ist schrecklich.
ORF: Wo ist Ihre Mutter in der Ukraine und wo Ihre Schwester und von wo sind die Jüngeren weggefahren?
Gisinger: Das ist eine Stadt im Süden der Ukraine. Es ist so, dass jeder dort sein Haus verteidigt, das heißt, auf den Straßen sind Schüsse zu hören, man hört Explosionen, man hört mehrere Male am Tag Sirenen.
(…) Bitte helft mit. Demokratie ist etwas, was sehr wichtig ist. Und wenn das weg ist? Das tut weh. Das tut jedem weh.
Das Interview mit Iryna Gisinger hat ORF-Redakteur Thomas Giesinger geführt.