Brigadier Gunther Hessel in Vorarlberg Heute am 25.02.2022
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Ukraine-Krieg

„Solidarität angebracht, aber keine Angst“

Der Vorarlberger Militärkommandant Gunther Hessel äußerte sich am Freitagabend für Solidarität mit der Ukraine und Wachsamkeit, aber ohne Angst. Ein europäisches Eingreifen mit Truppen, wie von der Ukraine gefordert, berge ein rasches Eskalationspotenzial, warnte der Brigadier. Stattdessen müsse jede Chance auf Diplomatie ergriffen werden.

„Krieg ist immer etwas sehr bedenkliches, aber Angst ist jetzt auf keinen Fall angebracht – Angst ist immer kontraproduktiv. Aber eine gewisse Wachsamkeit und eine Solidarität mit der Ukraine für unser Europa ist sicher angebracht“, so der Brigadier in ORF „Vorarlberg Heute“.

Auswirkungen auch auf Vorarlberg möglich

Es könne sicher auch Auswirkungen auf Österreich geben, so der Vorarlberger Militärkommandant. Je länger der Krieg dauere, desto stärker könnten die Flüchtlingsbewegungen werden. „Es können sich auch die Wirtschaftssanktionen auf die Firmen auswirken, es kann sich eine Auswirkung am Energiesektor ergeben“, so Hessel.

Militärkommandant Hessel zum Ukraine-Krieg

Gunther Hessel, Militärkommandant Vorarlberg, mit einer Einschätzung des Krieges in der Ukraine.

Blitzkrieg könnte in Partisanenkrieg münden

Die Dauer dieses Krieges könne man nicht abschätzen, aber es gebe verschiedene Szenarien, so Hessel: „Russland hat es sicher auf eine Art Blitzkrieg angelegt, um die militärischen Kräfte der Ukraine zu neutralisieren und eine Marionettenregierung einzusetzen.“ Aber erstens könne das länger dauern und danach könne es weitergehen mit einer Art Partisanenkrieg. Viele hänge davon ab, wie widerstandsfähig die ukrainische Armee ist.

Motivation der Ukrainer nicht zu unterschätzen

Trotz allem gegen so einen übermächtigen Gegner wie Russland zu kämpfen, folge einem gewissen Automatismus, so der Militärkommandant: „Man kämpft für sein Land. Die Ukraine hat schon eine Identität gefunden und kämpft möchte – das ist eine hohe Motivation zum Kampf.“ Dieser Faktor sollte nicht unterschätzt werden, so Hessel.

Eingreifen mit Truppen sehr gefährlich

Die Forderung des ukrainischen Präsidenten nach militärischer Unterstützung kann Hessel zwar verstehen, warnt aber vor einem Eingreifen mit Truppen: „Hier ist ein sehr rasches Eskalationspotenzial gegeben, das sehr gefährlich sein kann.“

„Jede kleinste Chance auf Diplomatie ergreifen“

Der Militärkommandant hofft trotz allem auf eine diplomatische Lösung: „Auch wenn dieser Strohhalm ein ganz dünner und zerbrechlicher ist, sollte man den auf jeden Fall ergreifen. Jede kleinste Chance auf eine diplomatische Lösung muss in dieser Phase ergriffen werden.“