Bankdirektor Gerhard Bösch am 25.02.2022 in der Ukraine via Skype
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Ukraine-Krieg

Vorarlberger Banker auf der Flucht aus Kiew

Am zweiten Tag des Krieges in der Ukraine stießen die russischen Streitkräfte in Richtung der ukrainischen Hauptstadt Kiew vor. Der aus Vorarlberg stammende Direktor der größten ukrainischen Bank, Gerhard Bösch, hat die Hauptstadt am Freitag verlassen. ORF „Vorarlberg Heute“ hat ihn auf der Flucht erreicht und interviewt.

Es ist Tag zwei im Ukraine-Krieg – und die russische Armee rückt auf die ukrainische Hauptstadt Kiew vor. Von Westen her ist die Stadt schon blockiert, auch ein wichtiger Flughafen ist unter russischer Kontrolle. Die Regierung rechnet offenbar mit Panzerattacken, nachdem die Stadt am Freitag neuerlich von Raketen getroffen worden ist.

Zweiter Tag des Ukraine-Kriegs

Am zweiten Tag des Ukraine-Kriegs rückt die russische Armee auf die ukrainische Hauptstadt Kiew vor. Von Westen her ist die Stadt schon blockiert, auch ein wichtiger Flughafen ist unter russischer Kontrolle.

Banker verließ Kiew wegen der Angriffe

Der Vorarlberger Gerhard Bösch leitet eine große Bank in Kiew und hat am Freitagmorgen die angegriffene Stadt verlassen. Er ist den ganzen Tag mit einem Fahrer und einem Personenschützer in Richtung Grenze unterwegs. Die Flucht aus Kiew am Morgen war zwar lange geplant, aber dann doch kurzfristig.

Skype-Gespräch mit Vorarlberger in der Ukraine

Der Vorarlberger Gerhard Bösch leitet ein große Bank in Kiew und hat Freitagfrüh die angegriffene Stadt verlassen. Er war den ganzen Tag mit Fahrer und Securty in Richtung Grenze unterwegs.

„Das hat man in Europa seit 1945 nicht mehr gesehen“

Als ORF „Vorarlberg heute“ den Bankier erreicht, befindet er sich in einem Ort im Südwesten des Landes in einem ehemaligen Sowjet-Sanatorium. „Die Situation ist absolut katastrophal“, sagt Bösch: „Also wir reden hier über einen sehr, sehr, sehr großen Krieg an mehreren Fronten und was sich in der Hauptstadt Kiew abspielt heute und auch schon in der Nacht, das hat man, glaube ich, in Europa in so einer großen Stadt eigentlich seit 1945 nicht mehr gesehen.“

Einen Tag unterwegs für 250 Kilometer

Auf seiner Flucht durch das Land hat Bösch zwar viel Verkehr in Richtung Westen gesehen, aber keine Kampfhandlungen – er bewegte sich hauptsächlich durch landwirtschaftliche Regionen. Aber die Flucht aus der Hauptstadt dauerte entsprechend lange: Einen ganzen Tag für rund 250 Kilometer.

„Jeder zweite Ukrainer bekommt sein Bargeld von uns“

Bösch ist zwar aus der Hauptstadt geflohen, zögert aber noch, die Ukraine ganz zu verlassen: „Ich habe einen verantwortungsvollen Job und hier zu tun, wir sind alle enorm gefordert, mit meinen Kollegen diese große Bank am Leben zu halten und funktionieren zu lassen. Wir haben 20 Millionen Kunden und mehr als jeder zweite Ukrainer kriegt sein Bargeld von uns. Und das ist das, was natürlich die Leute jetzt brauchen.“