Vorarlberger Militärkommandant Gunther Hessel
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Politik

Hessel will mehr Landesverteidigung üben

Vorarlbergs Militärkommandant Gunther Hessel fordert angesichts des russischen Einmarschs in der Ukraine eine verstärkte Konzentration des Bundesheeres auf die Landesverteidigung. Diese Kernkompetenz müsse wieder vermehrt geübt werden, das Heer brauche Geld für Ausrüstung, an „strategischen Schrauben“ müsse gedreht werden.

„Es ist schön und gut, wenn wir Katastrophenhilfe machen, wenn wir jetzt bei Corona helfen und an der Grenze stehen, aber das ist nicht unsere Kernaufgabe“, betonte Hessel. Diese Einsätze dürften nicht auf Kosten der Kernaufgaben des Bundesheeres gehen „und das ist leider passiert in den letzten Monaten und Jahren“.

Österreich werde seine Lehren aus der Situation ziehen müssen, was Wirtschaftspolitik, Versorgungssicherheit oder Resilienz angehe. Der Anlassfall sei ein katastrophaler, doch auch das Bundesheer werde wieder an Bedeutung gewinnen, war Hessel sicher. Die Sicherheitslage sei weltweit eine „viel volatilere, als wir das angenommen haben“, so Hessel am Donnerstag gegenüber „Vorarlberg Live“.

Mehr Geld für Ausrüstung und Übungen

Neben dem verstärkten Trainieren der Landesverteidigung bräuchte das Bundesheer Mittel, um sich in der Ausrüstung breiter aufstellen zu können. „Wir müssen wieder in die Lage versetzt werden, hier auszubilden und zu üben“, so Hessel und nannte Volltruppenübungen für die Miliz als Beispiel. Auch über das Drehen an „strategischen Schrauben“ dachte Hessel nach. So habe man etwa zu wenig Ausbildungszeit durch andere Einsätze. Durch die geburtenschwachen Jahrgänge habe man zudem sehr wenige Grundwehrdiener, „wir könnten viel mehr ausbilden“.

Grundwehrdiener nicht fertig ausgebildet

Von den sechs Monaten verbrächten die Grundwehrdiener zwei, drei Monate an der Staatsgrenze oder im Pandemie-Einsatz. Der Grundwehrdiener lerne also die „einfachsten soldatischen Grundsätze“ und übernähme dann seinen Auftrag, etwa an der Staatsgrenze, „der wurde aber nicht fertig ausgebildet zu einem Soldaten, der auch kämpfen kann – wobei sechs Monate diesbezüglich eh sehr wenig sind“.

Auch Kader verlernt Kompetenzen

Man komme so nie in eine Übungsphase. Dann „sind wir weit weg davon, dass das ein richtiger Soldat ist“. Als „extrem negativer Nebeneffekt“ bezeichnete Hessel, dass auch der Kader so verlerne, als militärische Kommandanten zu führen und Taktiken und Gefechtstechniken zu trainieren. „Das ist am Ende des Tages sogar die größere Katastrophe, weil hier ein Fähigkeitsverlust eintritt und schon eingetreten ist“, befand der Vorarlberger Militärkommandant.