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Wirtschaft

Ukraine: Vorarlberger Unternehmen optimistisch

Die Vorarlberger Industrie übt sich im Ukraine-Konflikt in Zweckoptimismus. Der Präsident der Vorarlberger Industriellenvereinigung, Martin Ohneberg, glaubt nicht, dass Russland den Gashahn zudrehen wird. Auch die Vorarlberger Unternehmen, die geschäftlich mit Russland oder der Ukraine verbunden sind, bleiben optimistisch.

Wenn etwa 2.800 Kilometer entfernt von Vorarlberg russische Truppen in die Ostukraine einmarschieren, könnte das möglicherweise auch Auswirkungen auf die Vorarlberger Industrie haben. Die Industriellenvereinigung Vorarlberg beobachtet genau, was dort passiert. „Die Russen wollen mit Gas Geschäfte machen und werden den Hahn nicht zudrehen“, ist der Präsident der Vorarlberger Industriellenvereinigung, Martin Ohneberg, überzeugt.

Notfallpläne, falls doch plötzlich weniger Gas kommt, gibt es aber nicht. „Wenn die Russen nicht mehr liefern würden, hätten wir ein Megaproblem, der Markt würde versagen“, sagt Ohneberg. Zum Glück komme bald der Frühling und die Haushalte brauchen weniger Gas zum Heizen. Die Industrie macht sich zumindest für die nächsten Monate keine Sorgen, weil die Gaslager noch recht voll sind, aber man müsse im Sommer wieder beginnen, die Gaslager für den nächsten Winter zu füllen, meint Ohneberg. Er hofft, dass das Gas dann auch zur Verfügung stehen wird.

„Regierung hat zu wenig vorgesorgt“

Die Vorarlberger Industriebetriebe würden bei einer Drosselung der Gaslieferung ähnlich reagieren wie bei einem Rohstoffmangel. Man müsse dann die Produktion zurückfahren und die Leute in Kurzarbeit schicken. Die Vorarlberger Industrie produziert aber auch im Ausland wie zum Beispiel in den USA und die sind viel weniger von Russland abhängig als wir in Europa. „Manche Unternehmen können deshalb, wenn eine Produktion ausfällt, an einem anderen Standort produzieren“, meint Ohneberg.

Weniger Gas würde bedeuten, dass alle Betriebe mit weniger Energie auskommen müssten und entscheiden, was sie wo wann produzieren. Teilweise könnte man auch auf Wasserkraft umsteigen, aber beispielsweise Beton oder Stahl lassen sich nicht ohne Gas erzeugen und von heute auf morgen umstellen ist unmöglich, sagt Ohneberg. Er kritisiert, dass die Regierung zu wenig vorgesorgt hat. „Im Erdöl gibt es eine Strategie auf Bundesebene, das gibt es beim Erdgas nicht und das muss nachgeholt werden“, so Ohneberg. Zudem wünscht er sich, dass mehr auf erneuerbare Energie gesetzt wird.

„Sanktionen werden Putin nicht beeindrucken“

Ein Teil der Vorarlberger Unternehmen ist aber auch geschäftlich mit der Ukraine oder Russland verbunden. Eines davon ist zum Beispiel die Bludenzer Bertsch-Gruppe, die unter anderem Anlagen für Käsereien und Molkereien herstellt. Inhaber Hubert Bertsch ist seit über 30 Jahren in Russland tätig. Dort fühle er sich wohl, sagt er. Bisher seien die Geschäfte durch den internationalen Konflikt nicht beeinträchtigt. Von wirtschaftlichen Sanktionen der EU gegen Russland hält Bertsch nicht viel. „Es gibt dann ja meistens auch Gegensanktionen und die würden Österreich sicher auch schaden“, meint Bertsch.

Die langjährige ORF-Mitarbeiterin und Russland-Korrespondentin Carola Schneider beobachtet den Konflikt in der Ukraine schon seit Jahren. Wie Bertsch glaubt auch Schneider nicht daran, dass wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland Großartiges bewirken werden. „Sie werden Russland wehtun aber diese Sanktionen werden Putin nicht beeindrucken und nicht zu einem Kurswechsel führen“, ist Schneider überzeugt. Sie ist der Meinung, dass der Westen zuschauen muss und hoffen, dass es irgendwann einen politischen Systemwechsel in Russland gibt.