Gerhard Fehr, Verhaltensökonom
FehrAdvice & Partners AG
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Coronavirus

Kritik an Krisen-Kommunikation der Regierung

Der Vorarlberger Verhaltensökonom Gerhard Fehr kritisiert die Krisen-Kommunikation der Bundesregierung. Es brauche eine stringente Kommunikation, damit die Menschen nach den Lockerungen mögliche Einschränkungen im Herbst wieder akzeptieren würden.

Für Fehr ist die Frage der Stringenz von großer Bedeutung. Man sehe international, dass jene Länder, die es geschafft haben, eine sehr stringente Politik zu machen, „unbeschadeter“ mit der Krise umgegangen sind, sagt Fehr im Samstaginterview von ORF Radio Vorarlberg. Das zeige sich in wirtschaftlicher, psychologischer und sozialer Sicht.

Wichtig ist es für Fehr, verlässlich zu kommunizieren, was morgen passiert. „Die Entscheidungsträger müssen der Bevölkerung klar machen, dass wir nicht wissen, was im Herbst kommt“, betont der Verhaltensökonom. Ein Freedom-Day im März und mögliche Schließungen im Herbst seien nicht stringent, das würden die Leute nicht verstehen. Und die Nebenwirkungen von dieser Nicht-Stringenz ist für Fehr, dass die Menschen die Maßnahmen nicht nachvollziehen können.

„Extrem schlechtes Zeugnis für Umsetzung der Gesetze“

Auf die Frage, welcher Schulnoten er der österreichischen Bundesregierung für die vergangenen zwei Pandemie-Jahre geben würde, sagt Fehr, dass er die Kommunikation unterdurchschnittlich bewerten würde. Für die Teststrategie gebe es die Bestnote, die Impfstrategie sei überdurchschnittlich. Ein extrem schlechtes Zeugnis stellt Fehr für die handwerkliche Umsetzung der Gesetze aus.

Die Kommunikation der Regierung sei aber nicht schuld daran, dass viele Menschen gegen die Coronavirus-Maßnahmen demonstrieren, sagt Fehr. Ein Teil der Bevölkerung könne sehr schlecht mit dieser Art von Krise umgehen, das geschehe unabhängig von der politischen Leistung der Entscheidungsträger.

„Impfanreize können kontraproduktiv sein“

Auf die Frage, ob Anreize mehr Menschen zu einer Impfung bewegen können, meint Fehr, dass sie bei jenen wirken könnten, die eine hohe oder mittelhohe Bereitschaft sich impfen zu lassen haben. Bei jenen, die strikt gegen eine Impfung sind, könnten Anreize sogar kontraproduktiv sein, so Fehr. Diese könnten dann sogar stolz darauf sein, dass die kein Geld für eine Impfung annehmen. Zudem stellt sich für Fehr die Frage, wie lange ein Prämiensystem überhaupt aufrechterhalten werden kann.

Die Lockerungen der Coronavirus-Maßnahmen sind für Fehr zum jetzigen Zeitpunkt vertretbar: „Omikron hat die ganzen Spielregeln verändert.“ Die Frage sei jedoch, was im Herbst sein wird. Denn dann könnten wieder Einschränkungen kommen.