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Coronavirus

Psychotherapeutische Beratung an Schulen

Bei Kindern und Jugendlichen haben zwei Jahre Pandemie deutliche Spuren hinterlassen – ihre psychischen Probleme haben in dieser Zeit stark zugenommen. Um sowohl Schülern als auch Lehrern und Eltern zu helfen, wird nun auf psychotherapeutische Beratung an Schulen gesetzt.

Bei dem Projekt geht es in erster Linie um Prävention – also eine möglichst frühe Erkennung von psychischen Problemen. Denn je früher diese erkannt werden, umso besser kann man sie behandeln, so die Psychotherapeutin, Nicola Maier-Kilga: „Es soll ein bisschen wie Erste Hilfe für die Seele sein und das Angebot soll sehr niederschwellig sein. Es soll eine offene Tür sein und kostenlos. Das ist uns sehr wichtig.“

Konkret schaut es so aus, dass Psychotherapeuten – teils mit spezieller Ausbildung für Kinder und Jugendliche – für vier Stunden pro Woche in eine bestimmte Schule kommen und dort ihre Unterstützung anbieten. Diese umfasst neben Einzel- und Gruppenberatungen noch weitere Möglichkeiten.

„Dieses Angebot besteht zum Beispiel aus Vorträgen. Das heißt, wir können Lehrern, Schülern und Eltern Vorträge anbieten im Rahmen der psychischen Gesundheit bzw. psychischer Erkrankungen“, erklärt Maier-Kilga.

Psychotherapie an Schulen

Die Covid-Maßnahmen haben viele Probleme in der Gesellschaft verstärkt. Besonders bei Kindern und Jugendlichen haben diese Maßnahmen in den vergangenen Jahren deutliche Spuren hinterlassen. An den Schulen wird daher psychotherapeutische Beratung angeboten.

Pilotprojekt startet in Bludenz und Bregenz

Die Landesregierung hat bereits grünes Licht gegeben – auch was die Übernahme der Kosten betrifft. Nach den Semesterferien startet das Pilotprojekt an zwei Volks- und Mittelschulen in Bludenz und Bregenz. Wenn es dort gut klappt, dann ist geplant, dass im Laufe der Zeit weitere Schulen im Land dazukommen.

Gerade jetzt wäre das wichtig, denn die Pandemie hat die Probleme bei Kindern und Jugendlichen noch verstärkt. Das belegt eine aktuelle Studie der Donau-Universität Krems, so Michael Kögler, der Vorsitzende des Landesverband für Psychotherapie: „Da hat man festgestellt, dass die Hälfte der befragten Jugendlichen an Zukunftsängsten leiden, an depressiven Verstimmungen, sie haben Essstörungen, sitzen viel zu viel hinterm Handy oder vorm Computer und bewegen sich nicht.“

Auch Belastung bei Lehrern nehmen zu

Nicht nur die Belastungen für die Schüler nehmen zu, sondern auch die für die Lehrer. Beim Arbeitsmedizinischen Zentrum AMECO in Bregenz können Pflichtschullehrer Anträge auf Supervision oder Coaching stellen. Und jedes Jahr melden sich mehr Lehrpersonen.

Im Schuljahr 2019/20 – also zu Beginn der Pandemie – hat es rund 350 Anträge gegeben. Im Dezember 2021 war man jetzt bereits auf dieser Höhe so Arbeitspsychologin Veronika Pitschl: „Obwohl das Schuljahr gerade erst ein paar Monate alt ist, sind wir jetzt schon bei 340. Das heißt in diesen paar Monaten haben wir gleich viele Anträge, wie im Schuljahr 2019/2020. Es gibt eine deutliche Steigerung.“

Das neue Pilotprojekt für psychotherapeutische Beratung an Schulen sieht sich als Ergänzung zu bestehenden Angeboten. Aus Experten-Sicht ist es zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber gleichzeitig auch ein wichtiger Schritt nach vorne.