Ärztin zieht Spritze für Covidimpfung auf
APA/Barbara Gindl
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Coronavirus

Ist die vierte Impfung sinnvoll?

Wer dreimal gegen CoV geimpft ist, hat einen „Grünen Pass“, der neun Monate lang gültig ist. Eine weitere Auffrischung, also ein vierter Stich, wird derzeit nicht empfohlen. Das Impfkomitee in Wien weist aber darauf hin, dass für spezielle Risikogruppen oder Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten, eine vierte Impfung sinnvoll sein kann.

In Österreich greift man – wenn es noch keine klare Empfehlung der europäischen Arzneimittelbehörde gibt – in Sachen CoV-Impfung gerne auf Erfahrungen aus London oder Tel Aviv zurück. Für einen möglichen vierten Stich richtet die Gecko, die Geschäftsstelle für die gesamtstaatliche COVID-Krisenkoordination, ihren Blick diesmal über den Ärmelkanal.

Gecko-Sprecherin Martina Stemmer verweist auf ORF-Anfrage auf das jüngste Positionspapier der Stelle. Dort heißt es: „Neueste Untersuchungen aus Großbritannien zeigen, dass der Schutz vor schweren Verläufen auch bei längerem Zurückliegen der dritten Impfung kaum weiter abnimmt. Es bleibt eine Schutzrate von 83 Prozent. Dies bekräftigt einerseits, dass eine vierte Impfung derzeit nicht notwendig ist und andererseits unterstreicht es nochmals die Wichtigkeit der dritten Impfung nachdrücklich.“

Tel Aviv hat offenbar ganz andere Daten über die Dauer des Impfschutzes nach dem dritten Stich. Israel empfiehlt eine vierte Impfung für jene Menschen über 18, deren dritter Stich fünf Monate oder mehr zurückliegt. Israel befindet sich aktuell auf dem Höhepunkt der Omikron-Welle, der steht Österreich erst noch bevor.

Impfhersteller noch unschlüssig

Ob eine vierte Impfung generell sinnvoll ist oder nicht, können auch Impfstoff-Hersteller derzeit noch nicht sagen. Auf ORF-Anfrage teilt Biontech-Sprecherin Sandra Vogel schriftlich mit: „In Laboruntersuchungen mit dem aktiven Virus haben alle Impfstoffe – auch die Omikronvariante des Coronavirus – noch vier Monate nach einer dritten Dosis effektiv neutralisiert. Daten über diese Zeit hinaus liegen uns bisher nicht vor.“

Fidler geht von jährlicher Impfung aus

Der Vorarlberger Gesundheitsexperte und Regierungsberater Armin Fidler jedenfalls bestätigt, dass auch nach dem dritten Stich die Wirkung irgendwann wieder nachlässt. Deshalb gebe es auch kein generelles Nein zur vierten Impfung vom österreichische Impfkomitee. Ganz ohne Spritze sieht Fidler die nahe Zukunft aber sowieso nicht. Wahrscheinlich sei, dass bestimmte Gruppen eine jährliche Impfung brauchen. Eine lebenslängliche Immunität werde weder durch Erkrankung noch durch Impfung erlangt.

Das wäre dann so wie bei der jährlichen Influenza-Impfung – die kombiniert ja die jeweils verbreitetsten Grippe-Virusvarianten und bietet so einen recht umfassenden Schutz. Laut Biontech arbeitet man bereits an den ersten Impfstoffen, die verschiedene CoV-Varianten kombinieren. Bis zur Marktreife wird aber noch einiges an Zeit vergehen.