Olympische Ringe vor Felswand
GEPA pictures/ Daniel Goetzhaber
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Sport

Drei Damen und ein Herr: Unser Skiteam für Olympia

Vorarlberg stellt vier Mitglieder des österreichischen Skiteams in Peking: Katharina Liensberger, Christine Scheyer, Ariane Rädler und Johannes Strolz. Vor einigen Jahren wäre diese Zahl noch undenkbar gewesen – nun hat das Ländle sogar Medaillenanwärter zu bieten.

Entgegen der guten alten Sitte fangen wir mit dem einzigen Herrn im Team an, denn der hat uns die emotionalsten Momente der vergangenen Wochen im heimischen Skisport beschert. Der Warther Johannes Strolz war schon wegen mangelnder Ergebnisse aus dem ÖSV-Kader geflogen, schaffte es dann aber mit guter Leistung, doch einen Startplatz im Weltcup zu ergattern. Und dann zeigte der Sohn von Olympiasieger Hubert Strolz der Skiwelt mit seinem Sieg in Adelboden, was in ihm steckt, was er nur all die Jahre nicht richtig zum Umsetzen brachte.

Strolz jubelt
APA/KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
Sieg in Adelboden: Nach einem Freudenschrei fehlten Strolz im Interview dann erst einmal die Worte – und als sie wieder kamen, dankte er als erstes allen, die ihn jahrelang unterstützt haben.

Zum ersten Mal überhaupt nach 63 Weltcuprennen schaffte es der 29-Jährige auf ein Weltcup-Podest – und dann gleich ganz nach oben. Ihm fehlten die Worte, die er dann aber bald wieder fand – und dabei auch erklärte, warum er auch weiterhin seine Ski selbst präpariert, auch wenn ihm der ÖSV inzwischen einen Servicemann angeboten hat. Nämlich, weil er in einer laufenden Saison nichts daran ändern will.

In Kitzbühel dann fuhr Strolz auf Rang fünf, in Schladming schied er nach einer hervorragenden Zwischenzeit im ersten Durchgang aus. Das ist überhaupt sein Manko: seine hohe Ausfallquote. Aber dass er es drauf hat, daran zweifelt niemand mehr – und in Peking hat er gleich zweimal die Chance, das zu zeigen: im Slalom und in der Kombination.

Olympische Ringe und Anzeigetafel
GEPA pictures/ Daniel Goetzhaber

Unser Ski-Star: Katharina Liensberger

Sie hat einfach Spaß am Skifahren und das Wort „happy“ ist fast schon ein fixer Bestandteil in ihren Interviews. Zumindest wenn es läuft – und das tat es die vergangenen Saisonen: Die Göfnerin Katharina Liensberger ist nicht nur der Star am Vorarlberger Skihimmel, sondern war letzte Saison auch Österreichs Nummer 1. So hatte die passionierte Harfenspielerin ihr Olympia-Ticket schon vor Saisonstart sicher, als Siegerin im Slalom-Weltcup und als zweifache Weltmeisterin im Slalom und im Parallelbewerb und mit einer WM-Bronzemedaille im Riesentorlauf.

Katharina Liensberger wird im Lienz-Slalom Zweite
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So strahlend würden wir sie gerne in Peking sehen. Hier nach Rang zwei in Lienz.

In der laufenden Saison läuft es für die 24-jährige Technik-Spezialistin allerdings bisher nicht so ganz wie schon zuvor. Liensberger startete zwar mit Rang vier im RTL von Sölden in die Saison, auch im Slalom von Killington fuhr sie auf Rang vier. Und sie stand im Slalom zweimal auf dem Podest mit Rang zwei in Lienz und Rang drei in Zagreb. In den letzten vier Rennen verpasste sie aber einmal die Qualifikation für den zweiten Durchgang, fiel einmal im zweiten Durchgang aus und dann folgten ein 21. und ein 23. Platz.

Die Olympischen Spiele in Peking werden am 4. Februar eröffnet.

Dabei war sie die ganze Saison immer wieder erkrankt und nicht voll fit – auch vom Coronavirus blieb sie zuletzt nicht verschont und musste kurzfristig pausieren. Aber wenn sie dann in Peking endlich topfit ist, gehört sie auf jeden Fall zu den heißen Medaillenanwärterinnen – vor allem im Slalom. Vorarlberg drückt die Daumen und hofft, sie wieder richtig strahlen zu sehen. Und das am liebsten dreimal: Im Slalom, im Riesentorlauf und im Team-Bewerb.

Ariane Rädler: Trotz Verletzungen nie aufgegeben

Für emotionale Momente sorgte zuletzt auch Ariane Rädler aus Möggers, die nach vielen Verletzungen der vergangenen Jahre endlich zeigen konnte, was sie drauf hat. Und mit Rang drei im Super G von Zauchensee nicht nur erstmals den Sprung auf ein Weltcup-Podest schaffte, sondern gleich auch ins Olympia-Aufgebot von Peking. Auch in der Abfahrt zeigte sie eine aufsteigende Form und könnte auch in dieser Disziplin wie auch in der Kombination zum Team gehören. Beim letzten Rennen vor den Spielen in Garmisch-Partenkirchen Ende Jänner wurde sie Siebte in der Abfahrt und Elfte im Super-G.

Ariane Rädler feiert erstes Weltcup-Podest
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In Zauchensee hat es Ariane Rädler nach oben geschafft – auf Platz drei im Super-G und ins Aufgebot für Peking.

Es sind der Adrenalinkick am Start, die Geschwindigkeit und das ans Limit gehen, was die 26-jährige Speeddame an ihrem Sport so liebt. Schon mit sechs Jahren war für Ariane Rädler klar, dass sie Skirennfahrerin werden wollte. Den Spaß und die Leidenschaft am Skifahren und den Ehrgeiz hat sie nie verloren – trotz ihrer vielen Verletzungen. Im Gegenteil, das habe sie noch stärker gemacht, sagt sie, irgendwann wolle sie ganz oben stehen. Warum nicht in Peking – wer weiß, vielleicht sorgt sie ja dort für die nächste Überraschung.

Christine Scheyer sorgte für Ende der Durststrecke

Auch Christine Scheyer aus Götzis ist so eine Stehauf-Frau, die sich nach Verletzungen immer wieder zurückgekämpft hat. Wie auch vor dieser Saison, in der sie in der Abfahrt schon Fünfte (Lake Louise) und zweimal Zehnte (Zauchensee und Garmisch-Partenkirchen) war.

Christine Scheyer
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Hebt hoffentlich auch in Peking ab: Christine Scheyer.

Mit zweieinhalb Jahren versuchte sie – noch mit Schnuller – zum ersten Mal, eine Piste hinunterzufahren. Zunächst ging ihre Karriere steil nach oben, bis sie mehrfach durch Knieverletzungen zurückgeworfen wurde – und es danach weiter nach oben ging. In ihrer erst dritten Weltcup-Abfahrt fuhr sie in Val d’Isère in die Top 10 – und schon in der vierten gelang ihr der erste Weltcup-Sieg: Am 15. Jänner 2017 gewann die heute 27-Jährige überraschend die Abfahrt in Zauchensee und sorgte damit für den ersten Weltcupsieg einer Vorarlbergerin seit Anita Wachter gut 17 Jahre zuvor.

Anita Wachter holte 1988 in der Kombination olympisches Gold – mit einer Portion Glück könnte Scheyer in Peking wieder in Wachters Fußstapfen treten. Neben der Abfahrt kommt sie auch für einen Start im Super-G in Frage.