Isabell Schlachter
ORF
ORF
„V-Heute fragt nach“

Long Covid: Ein Jahr ohne Geruchssinn

Vieles deutet darauf hin, dass die CoV-Variante Omikron mildere Verläufe auslöst als Delta. Doch Mediziner warnen, dass die Variante auch Long-Covid verursachen kann. Oft sind Menschen mit leichten oder asymptomatischen Verläufen betroffen. Wie Isabell Schlachter aus Höchst, die sich vor einem Jahr infizierte und immer noch nichts riecht.

ORF: Frau Schlachter, Sie arbeiten im Dornbirner Krankenhaus in der Krankenpflege und hätten an jenem Tag, an dem Sie positiv getestet wurden, die Impfung bekommen sollen?

Isabell Schlachter: „Ja, genau. Ich hätte an dem besagten 9. Jänner, an dem ich CoV-positiv getestet worden bin, eigentlich meine Impfung empfangen sollen. Ich hätte eigentlich das Privileg gehabt, weil ich auf der Coronavirus-Station gearbeitet habe. Das ist leider nicht geglückt. Ich habe die Impfung dann erst Monate später bekommen und bin inzwischen dreifach geimpft.“

Long Covid: Ein Jahr danach

Isabell Schlachter aus Höchst ist von „Long Covid“ betroffen. Obwohl seit ihrer Infektion bereits ein Jahr vergangen ist, vermisst sie nach wie vor ihren Geruchssinn. „Vorarlberg heute“ hat sie zum Interview getroffen.

ORF: Wann war Ihnen klar, das ist Long-Covid?

Isabell Schlachter: „Also normalerweise sind diese Symptome wie Geruchsverlust nach drei bis sechs Monaten wieder verschwunden. Meistens nach ein paar Wochen. Irgendwann nach sechs Monaten habe ich dann schon angefangen zu zweifeln, ob das überhaupt je wiederkommt.“

ORF: Es ist nur schwer vorstellbar, die Nase nicht einsetzen zu können. Wie ist das für Sie beim Kochen und Essen?

Isabell Schlachter: „Gerade beim Kochen ist es extrem schwierig. Abschmecken kann ich nichts, weil ich prinzipiell alles versalze. Ich bin da angewiesen auf Bekannte und Verwandte, die mich beim Kochen unterstützen, bzw. ist auch beim Essen der Genuss einfach nicht mehr so da, weil natürlich der Geschmack mit dem Geruch einhergeht und dadurch die Lust am Essen eigentlich vergangen ist.“

Lungenfacharzt Peter Cerkl über Long Covid

Im Studiogespräch erklärt Lungenfacharzt Peter Cerkl, wie sehr Long Covid das Leben beeinflussen kann.

ORF: Mit dem Geruchssinn ging aber nicht nur der Genuss verloren…

Isabell Schlachter: „An eine Situation erinnere ich mich ganz präsent zurück, das hat mich sehr schockiert. Ich habe nämlich in der Mikrowelle was aufwärmen wollen und habe leider etwas Falsches reingestellt. Ich habe dann leider nicht registriert, dass die ganze Küche voller Rauch war, obwohl ich eigentlich zwei Meter daneben gesessen bin. Da ist mir erst klar geworden, dass eigentlich der Geruch auch als Warnsignal fungiert und eigentlich sehr wichtig ist im alltäglichen Leben.“

ORF: Gibt es Heilungschancen?

Isabell Schlachter: „Es gibt Riechtrainings, also tatsächlich Trainings, wo man das Riechen auch wieder erlernen kann, das ist aber auch im Rahmen von drei bis sechs Monaten, wo man das konsequent durchführen muss. Ich werde dann hoffentlich bald mit diesem Training starten können und verspreche mir schon sehr viel davon.“

Die Zahl der von „Long Covid“ Betroffenen steigt derzeit stark – dennoch geht die Erforschung der Problematik nur langsam voran. Mehr dazu in Rasches Handeln dringend nötig.