Seit einem Jahr untersuchen Wissenschaftler die Virenkonzentration im heimischen Abwasser. Denn dort ist das Infektionsgeschehen grundsätzlich früher erkennbar als bei den Testzahlen. Sprich: Wenn im Abwasser ein Virenanstieg verzeichnet wird, dann kann man daraus schließen, dass es auch bald mehr positive Coronavirus-Fälle gibt.
Denn mit dem Coronavirus infizierte Personen scheiden meist schon einige Tage vor dem Auftreten von Symptomen über Stuhl und Speichel Virenpartikel aus. Die darin enthaltenen Erbinformationen (RNA) können im Abwasser nachgewiesen werden. Phasenweise konnte man sogar einen Trend für die Sieben-Tage-Inzidenz herauslesen.
Modell muss wohl adaptiert werden
Momentan ist die Prognose aber nicht so einfach. Auffallend ist derzeit, dass die aktuell hohen Infektionszahlen nicht immer mit den Werten des Abwasser-Frühwarnsystems übereinstimmen. Das sei ein weltweites Phänomen, sagt Heribert Insam, der Leiter des Instituts für Mikrobiologie der Uni Innsbruck. Offenbar werde die Omikron-Variante weniger über die Fäkalien ausgeschieden als vorherige Virus-Varianten. Und das mache Prognosen für den weiteren Pandemieverlauf schwieriger, so der Mikrobiologe. Man werde deshalb das bestehende Modell adaptieren müssen.
„Uneinheitliche Werte“ auch durch Wintertourismus
Die Messstellen in den Vorarlberger Kläranlagen liefern derzeit „uneinheitliche Werte“, sagt Insam. Er führt das auch auf den Wintertourismus zurück. Der sorge dafür, dass viele Menschen im Land unterwegs sind – in manchen Gebieten mehr, in manchen weniger.