Aufgerissene Amazon-Pakete liegen am Boden
Zeitungsfoto.at
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Politik

Debatte um Amazon-Verteilerzentrum geht weiter

Auch wenn Amazon und die Grundstückseigentümer eine Einigung erzielt haben, sei das letzte Wort zur Errichtung eines Verteilerzentrums noch nicht gesprochen, so die Dornbirner Grünen. Sie sehen eine Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten für die Stadt und fordern ÖVP-Planungsstadtrat Julian Fässler zum Handeln auf.

Der Online-Gigant Amazon will im Betriebsgebiet Nord in Dornbirn auf 33.000 Quadratmetern ein Verteilerzentrum errichten. „Ein solches Verteilerzentrum bringt eine große Verkehrsbelastung für die ohnehin schon überlasteten Straßen mit sich, ganz zu schweigen von dem schlechten Ruf des Unternehmens in Sachen Steuervermeidung und Ausbeutung der Arbeitskräfte“, unterstreicht Juliane Alton (Grüne).

Da die Stadtpolitik sich einhellig gegen eine Ansiedlung von Amazon ausgesprochen hat, liege der Ball nun beim ÖVP-Planungsstadtrat Julian Fässler, seine Möglichkeiten auszuschöpfen. „Mit Jammern hat in der Politik noch nie jemand etwas verändert. Ich denke lieber über Lösungen und Handlungsmöglichkeiten nach“, präsentiert die Grüne Stadträtin Vorschläge, was von Seiten der Stadt möglich ist.

Bebauungsplan ausarbeiten

Die Ansiedlung eines Logistikunternehmens nur etwa drei Kilometer vom Logistikzentrum der Post in Wolfurt entfernt widerspreche den ursprünglichen Zielen der Widmung Betriebsgebiet II, wendet Alton ein.

Der Fokus der Widmung liege klar auf produzierendem Gewerbe. Es gebe weder für das betreffende Grundstück noch für das gesamte Betriebsgebiet einen Bebauungsplan. "Ein Bebauungsplan für das Betriebsgebiet Nord ist längst überfällig. Davon profitieren nicht nur die Wirtschaft und die Betriebe, sondern ganz Dornbirn“, verweist Alton auf das Beispiel Schwefel, das wahrlich kein Ruhmesblatt für die Dornbirner Stadtplanung sei.

Sie fordert einen Bebauungsplan, der nicht nur im Fall Amazon, sondern für alle Betriebe, die sich in diesem hochwertigen Gebiet ansiedeln wollen, Qualitätskriterien festlegt.

Raumplanerische Schritte prüfen

Unter anderem brauche es unterirdische Stellplätze, Mehrgeschoßigkeit (mindestens drei Geschoße) für platzsparende Bauweise, klare Baulinien was Höhe und Ausrichtung am öffentlichen Raum betrifft, verpflichtende Photovoltaik in Kombination mit Dachbegrünung und Regenretention, parkähnliche Außenraumgestaltung (Blühflächen, Sträucher und Bäume) als Erholungsraum für Angestellte, hochwertige Baumaterialien aus der Region (Holz, Ziegel, Lehm, …) und einen Passivhausstandard.

Mit solchen Vorgaben könne sichergestellt werden, dass sich nur hochwertige Projekte im Betriebsgebiet ansiedeln können. Im Fall von Amazon müssten jedenfalls weitere raumplanerische Schritte und bei der kolportierten Zahl von 450 Fahrzeugen, die zum Einsatz kommen sollen, insbesondere die Verkehrsfrage zusätzlich geprüft werden, so Alton.

Kein fairer Wettbewerb

Grundlegende Kritik am Geschäftsmodell der Plattformökonomie muss aus Sicht der Grünen ebenfalls eine Rolle spielen: "Wir wollen unsere lebendige Innenstadt behalten. Der Onlinehandel hat seine Berechtigung. Doch solange er von Steuervermeidung und Ausbeutung seiner Arbeitskräfte profitiert, ist er ein unfairer Wettbewerber gegenüber heimischen Handelsunternehmen und Produzenten.“

Neben der offenen Verkehrsfrage gebe es also auch begründete Sorge über die wirtschaftlichen Auswirkungen, die ein Amazon-Verteilerzentrum mit sich bringen würde, zeigt sich die Umweltstadträtin kämpferisch: „Im Fall Amazon ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“