Peter Mennel im Interview
GEPA pictures/ Michael Meindl
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Sport

Olympia-Vorbereitungen so kompliziert wie noch nie

In dreieinhalb Wochen beginnen in Peking die Olympischen Winterspiele. Aus Vorarlberger Sicht könnten es die erfolgreichsten Winterspiele seit langer Zeit werden, denn über zehn Sportlerinnen und Sportler haben realistische Chancen in Peking dabei zu sein. Darüber spricht ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel im Interview mit ORF-Redakteur Andreas Blum.

Die Olympischen Spiele in Peking dauern vom 4. bis zum 21. Februar. Aufgrund der Corona-Pandemie wird diesmal vieles anders werden, von einem Olympia-Flair wird in China wohl wenig zu spüren sein. Eine Mega-Herausforderung ist die Organisation dieser Spiele für das österreichische Olympische Komitee, erzählt der Bregenzer ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel.

ORF: Peter Mennel, es werden für Sie die sechsten Olympischen Spiele als Generalsekretär. Würden Sie sagen, die Vorbereitungen sind diesmal so kompliziert wie nie zuvor?

Mennel: Das kann man mit Sicherheit mit Ja beantworten. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals so spät überhaupt Flugtickets bekommen haben, vor allem auch mit dem Gepäck, das ja für uns eine Riesenherausforderung ist. Man muss sich vorstellen, wir haben 350 Delegationsmitglieder und 1.850 Gepäckstücke. Also Pyeongchang hatten wir in ungefähr 600.000 bis 700.000 Euro an Flugkosten. Jetzt für China müssen wir mit 1,2 Millionen Euro reine Flugkosten rechnen und auch noch 200.000 bis 300.000 Euro Transportkosten für Bobs, Rodel, Skeleton und sonstiges Ausstattungsmaterial.

ORF: Trotz all diesen Schwierigkeiten, die Sportstätten scheinen alles bisher Dagewesene zu übertreffen. Können Sie das bestätigen?

Mennel: Das Dagewesene übertreffen würde ich jetzt nicht sagen, aber es ist in einem tollen, hervorragenden Zustand. Sie sind natürlich teilweise sehr neu, weil die Chinesen ja sehr viele Wintersportler in der Zukunft haben wollen. Der Präsident hat von 300 Millionen gesprochen, was für die österreichische Wirtschaft eine Riesenherausforderung und eine Möglichkeit ist. Und Österreich hat in China wirklich den Namen Wintersport Land Nummer eins zu sein. Also Österreich hat ein hohes Standing in China. Die österreichische Wirtschaft wird aus diesen Spielen sicher riesen Vorteile ziehen können und wir tun alles dafür, diese Wirtschaft zu unterstützen und hier erfolgreich agieren zu können.

ORF: Es wird kein Österreich-Haus geben, es wird keine großen Siegerehrungen geben. Was dürfen die Athleten außer an den Wettkämpfen teilnehmen?

Mennel: Ich nehme an, sie werden noch genügend Zeit haben zu feiern. Und ich bin überzeugt, dass jeder, der mit einer geringen Erwartungshaltung gegenüber den Rahmenbedingungen in diese Spiele hineingeht und sich auf den Wettbewerb konzentriert, der wird mit einem lachenden Gesicht nach Hause fahren. Und jeder, der mit einem langen Gesicht aussteigt in Peking, wird auch mit einem lange Gesicht wieder einsteigen. Die große Herausforderung wird sicher sein: Wie können wir das Mindsetting der Athleten positiv beeinflussen, damit sie nicht eine große Erwartungshaltung haben vom Umfeld, so dass sie in der Atmosphäre eine positive Stimmung erzeugen.

ORF: Es sind ja in den letzten Wochen auch Diskussionen entbrannt, ob politische Vertreter die Spiele in China boykottieren sollen. Was sagen Sie zu diesen Diskussionen?

Mennel: Ich denke, das steht jedem Politiker frei, ob er hinfährt oder nicht. Und ich glaube nicht, dass sich ein Athlet in seiner Leistung beeinflussen lässt, ob jetzt der amerikanische Präsident bei den Zuschauern ist oder nicht.

ORF: Zurück zum Sportlichen. Noch einmal mit Katharina Liensberger, Alessandro Hämmerle oder auch Olga Mikutina hat Vorarlberg schon einige Fixstarter, es könnten sogar vielleicht über zehn werden, was rekordverdächtig wäre. Was sagen Sie derzeit zur Entwicklung im Ländle?

Mennel: Ich bin stolz auf alle Athletinnen und Athleten aus Vorarlberg. Und wenn ich denke, dass wir in Sotschi fünf Athletinnen und Athleten am Start hatten, in Pyeongchang sechs, dann wäre es für mich ein unglaubliches, tolles Ereignis, wenn wir dort noch das eine oder andere zulegen könnten.

ORF: Abschließend noch: Wie schaut Ihr persönliches Peking-Programm aus?

Mennel: Ja, dadurch, dass wir keine Österreich-Haus haben, was ich natürlich bedauere, weil wir damit Österreich nicht in der Form präsentieren können. Aber wir werden ein digitales Österreich-Haus haben, so wie wir das auch in Tokio hatten. Und ich glaube, dass wir über das digitale Österreich-Haus hinaus wieder Österreich gut präsentieren können. Und für uns wird natürlich alles eine Herausforderung. Jeder Tag beginnt am Morgen neu. Und ich freue mich schon sehr, mit Athleten sie anfeuern zu können. Ich bin sehr zuversichtlich, dass das sportlich ganz tolle Spiele werden können für Österreich.