Strolz mit Kuhglocke
APA/KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
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Adelboden-Sieg: „Ein Traum, der wahr wird“

Der Sensationssieg von Johannes Strolz in Adelboden hat vieles von einem Märchen. „Es ist unglaublich. Es ist ein Traum, der wahr wird“, sagte Strolz nach dem Rennen mit Tränen in den Augen. Im Frühjahr war der Warther aus allen Kadern gefallen, seine Ski präpariert er selbst. Und nun stand er zum ersten Mal auf einem Weltcup-Podest – und das mit zwei Schulkollegen.

Wer im Vorhinein das Slalom-Siegespodest des Adelboden-Wochenendes richtig getippt hat, hätte wohl viel Geld verdienen können. Johannes Strolz, Manuel Feller und Linus Straßer drückten einst in Stams gemeinsam die Schulbank. Die größte Überraschung freilich war, dass am Sonntag Strolz sein erster Sieg im Ski-Weltcup gelang, nachdem er im Frühjahr aus allen ÖSV-Kadern gefallen war, weil er in der vergangenen Saison im Slalom nur siebtbester Österreicher war.

„Ich bin brutal dankbar, dass es endlich einmal hingehaut hat“, sagte der Vorarlberger, der mit dem Sieg seinen ersten Podestplatz überhaupt im Weltcup holte – und das in seinem 64. Weltcuprennen. Sein bestes Weltcup-Resultat zuvor war der zehnte Platz 2020 in Madonna di Campiglio.

Strolz sorgt für Slalom-Sensation

Der Slalom in Adelboden ist am Sonntag nichts für schwache Nerven gewesen. Nach einem wahren Krimi gab es am Ende auch einen Sensationssieger. Johannes Strolz fuhr in der Entscheidung auf dem Chuenisbärgli von Rang sieben noch zum Sieg und fixierte damit seinen ersten Weltcup-Triumph. Auf Rang zwei landete mit einem Rückstand von 0,17 Sekunden mit Manuel Feller ein weiterer Österreicher. Dritter wurde der Deutsche Linus Straßer (+0,29). Für alle ÖSV-Läufer hatte der zweite Durchgang aber kein Happy End.

„Immer wieder auf die Schnauze gekriegt“

„Es ist unglaublich. Es ist ein Traum, der wahr wird“, meinte der 29-jährige Strolz, dem beim ORF-Siegerinterview am Anfang die Worte fehlten. „Mir ist durch den Kopf gegangen, was ich schon alles erlebt habe in dem Sport“, erzählte Strolz.

„Wie oft Trainer und meine Familie zu mir gesagt haben: Du bist gut genug, du kannst es, wir glauben an dich! Immer wieder habe ich eine auf die Schnauze gekriegt. Dann habe ich schon selber angefangen, ein bisschen zu zweifeln, aber habe mir immer wieder gedacht, das kann es noch nicht gewesen sein.“

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Siegerpodest
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Drei Schulkollegen auf dem Podest: Feller, Strolz und Straßer besuchten einst gemeinsam das Skigymnasium Stams
Siegerpodest
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Strolz mit Kuhglocke
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Feller, Strolz
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Strolz mit Kuhglocke
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Strolz jubelt
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Strolz beim Slalom
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Strolz jubelt
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„Alles aus dem eigenen Sack bezahlt“

Viele Kurse und Annehmlichkeiten, für die bei Kollegen der Verband aufkommt, musste sich der Sohn von Calgary-Olympiasieger Hubert Strolz in diesem Jahr selbst finanzieren. „Ich habe eigentlich alles aus meinem eigenen Sack gezahlt, habe aber auch sehr viel Unterstützung von anderen Teams gekriegt – speziell vom Deutschen Ski-Verband. Ich habe mit Linus Straßer und dem Rest des deutschen Teams trainieren können im Herbst und habe mit dem ÖSV die Vorbereitung machen können. Ich bin dankbar für alle, die mir noch eine Chance gegeben und an mich geglaubt haben.“ Straßer, der in Adelboden Dritter wurde, war es dann auch, der sich sichtlich mit dem Kollegen freute, obwohl dieser ihn mit seinem Spitzenlauf von der Führung verdrängte.

Strolz überglücklich nach Sensationssieg

„Ist nicht so, dass man mich hängen lässt“

Seine Ski präpariert Strolz ohne eigenen Servicemann selbst. „Ich bin viel im Skiraum. Aber ich habe auch Unterstützung von anderen Serviceleuten. Es ist nicht so, dass man mich hängen lässt“, erzählte der Polizeisportler. Der ÖSV habe ihm kürzlich einen Servicemann angeboten. Er habe dieses Angebot geschätzt, habe aber entschieden, während der laufenden Saison nichts zu ändern und zunächst weiterhin selber seine Ski zu wachsen.

„Ich möchte mich an dieser Stelle bei der Polizei für die Wahnsinns-Unterstützung über die Jahre bedanken. Das hat mir viel finanziellen Druck genommen.“ Es sei derzeit zäh, „aber es ist einfach das Schönste für mich, Skirennläufer zu sein. Darum ist es das alles wert.“

„Seit Jahren miteinander unterwegs“

Die Verbindung zu Feller, der sich nach seiner Fahrt demonstrativ vor Strolz verneigte, sei eine besondere. „Wir sind der gleiche Jahrgang (1992/Anm.). Wir sind schon seit Jahren, fast schon Jahrzehnten miteinander unterwegs. Er weiß halt auch, wie es ist, wenn man eine auf den Deckel kriegt und wenn man kämpfen muss. Seine Reaktion hat mich extrem gefreut. Jetzt hoffe ich, dass wir alle miteinander weiter so Gas geben.“

Feller sagte im ORF-Interview, er freue sich riesig mit Strolz, auch wenn dieser ihm den Sieg weggeschnappt habe. „Den Strolzi, den kenne ich jetzt schon lang“, so Feller. Das könnten sich die wenigsten vorstellen, was es bedeute, wenn man nach dem Training noch im Skiraum stehe und selbst die Ski herrichten müsse. „Das ist eine unglaubliche Leistung, die er da gezeigt hat.“

Feller freut sich mit Strolz

Olympia-Ticket in greifbarer Nähe

Auch ÖSV-Technikcoach Marko Pfeifer freute sich „irrsinnig“ mit Strolz, für den ein Olympia-Ticket nun in greifbarer Nähe ist. „Es war keine leichte Entscheidung im Frühjahr, als wir gesagt haben, ‚Strolzi‘ ist nicht mehr im Kader. Aber wir haben gesagt, wenn er sich da alleine durchkämpft, werden wir ihm im Herbst die Chance geben“, berichtete der Kärntner.

„Das hat ihn auch vom Kopf stärker gemacht. An dem ist er in den letzten Jahren ja mehr oder weniger gescheitert, Ski gefahren ist er immer gut. Ich glaube, jetzt ist der Knoten geplatzt.“

Im Training „sauschnell gefahren“

Beim Mannschaftstraining sei Strolz zuletzt immer dabei gewesen. „Da war er mit Feller zusammen immer der Schnellste. Also er ist sauschnell gefahren, und heute gewinnt er das“, sagte Pfeifer, für den die österreichische Slalom-„Krise“ schon wieder Geschichte ist.

„Wir haben trotzdem an uns geglaubt, die Burschen sind mental stark geblieben. Wir haben zu Weihnachten sehr intensiv, sehr gut gearbeitet. Das Ergebnis war natürlich irrsinnig wichtig und eine irrsinnige Erleichterung.“

„Ein Beißer und richtig netter Bursche“

„Wenn man weiß, was der Johannes über die Jahre schon mitgemacht hat, und dann kommt er so zurück. Man kann ihm nur gratulieren“, jubelte auch Männer-Rennsportleiter Andreas Puelacher. „Es freut mich brutal für den Johannes. Ein Beißer und ein richtig netter Bursche, der sich da so zurückkämpft“, betonte ÖSV-Alpinchef Patrick Riml.

Zweiter Vorarlberger Weltcup-Sieg in der Saison

Der Sieg von Strolz ist der zweite Vorarlberger Weltcup-Sieg in dieser Saison – nach dem Erfolg von Christian Hirschbühl beim Parallelevent in Lech-Zürs. Hirschbühl schied in Adelboden im ersten Durchgang aus.