Strolz jubelt
APA/KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
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Sport

Sensation: Strolz gewinnt Slalom von Adelboden

Johannes Strolz hat für eine Sensation im alpinen Skiweltcup gesorgt: Der Warther gewann den Slalom von Adelboden und holte sich mit 29 Jahren seinen ersten Weltcupsieg. Strolz gehört aktuell keinem ÖSV-Kader an und präpariert seine Ski selbst. Entsprechend emotional war er nach dem Sieg.

In einem der spannendsten Slaloms der letzten Jahre hat sich am Sonntag im Torlaufklassiker von Adelboden sensationell Johannes Strolz auf dem Chuenisbärgli zum Sieger gekrönt. Der 29-jährige Warther war mit Startnummer 38 ins Rennen gegangen und holte sich mit einer begeisternden Fahrt im zweiten Durchgang 0,17 Sekunden vor seinem Teamkollegen Manuel Feller seinen ersten Weltcup-Sieg. Dritter wurde der Deutsche Linus Straßer (+0,29).

In der engsten Slalom-Entscheidung seit 1990, in der die Top-30-Läufer nur durch 1,37 Sekunden getrennt waren, trumpften die Österreicher im ersten Lauf auch mit mannschaftlicher Geschlossenheit auf. Fabio Gstrein, nach dem ersten Lauf noch ex aequo mit Feller in Führung, schied jedoch im Finale aus.

Johannes Strolz (AUT)

Emotionaler Dank an die Familie

Für Strolz ist es der erste Weltcupsieg – in seinem 64. Weltcuprennen. Sein zuvor bestes Weltcup-Resultat war ein zehnter Platz. Im ORF-Interview nach dem Rennen rang er um Worte. Emotional dankte er seiner Familie für die Unterstützung über all die Jahre, in denen seine Skifahrer-Karriere von vielen Rückschlägen geprägt war. „Meine ganze Familie ist immer hinter mit gestanden“, so Strolz mit Tränen in den Augen. Überhaupt müsse er sich bei so vielen Leuten bedanken, da werde er gar nicht mehr fertig. „Es ist ein Traum, unglaublich.“

„Immer geglaubt, dass ich es drauf habe“

„Endlich hat es sich ausgezahlt, was ich in den letzten Jahren investiert habe“, so Strolz. „Ich habe immer daran geglaubt, dass ich es drauf habe. Wenn man viele Rückschläge erlebt, dann fängt man an nachzudenken. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass noch was drin ist.“ Er sei ein Mensch, der viel nachdenke und es hin und wieder zu genau machen wolle. „Nun habe ich wohl endlich das Mittelmaß aus Perfektion und Laufenlassen gefunden“, so Strolz.

Strolz überglücklich nach Sensationssieg

Ohne Servicemann und Kader

Der Warther wurde vor der Saison nicht mehr für den ÖSV-Kader berücksichtigt und präpariert seine Ski selber. Das Training absolvierte er aber zuletzt mit dem ÖSV-Team und der ÖSV habe ihm kürzlich einen Servicemann angeboten, erzählte Strolz. Er habe dieses Angebot geschätzt, habe aber entschieden, während der laufenden Saison nichts zu ändern und zunächst weiterhin selber seine Ski zu wachsen.

Sohn von Olymiasieger Hubert Strolz

Strolz kommt aus einer Skifahrerfamilie: Vater Hubert Strolz startete von 1981 bis 1994 im Skiweltcup und erreichte in allen Disziplinen außer der Abfahrt zahlreiche Podestplätze, konnte aber nur einen Weltcupsieg verbuchen. Sein größter Erfolg war der Olympiasieg in der Kombination in Calgary 1988, wo er zudem Silber im Riesentorlauf holte.

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Siegerpodest
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Drei Schulkollegen auf dem Podest: Feller, Strolz und Straßer besuchten einst gemeinsam das Skigymnasium Stams
Siegerpodest
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Strolz mit Kuhglocke
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Feller, Strolz
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Strolz mit Kuhglocke
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Strolz jubelt
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Strolz beim Slalom
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Strolz jubelt
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Gutes Pflaster für die ÖSV-Slalom-Fahrer

Adelboden erwies sich am Sonntag insgesamt einmal mehr als gutes Pflaster für die ÖSV-Slalom-Artisten. Nach den Erfolgen von Marcel Hirscher (zuletzt 2018 und 2019) und dem Premierensieg von Marco Schwarz im Vorjahr sorgten Strolz und Feller nun dafür, dass im 20. Slalom auf dem Chuenisbärgli zum 19. Mal Österreicher auf dem Podest standen. Der erste Lauf hatte mit Doppelführung und vier ÖSV-Läufern unter den besten acht Hoffnungen geweckt.

Feller blieb im Finale minimal zurück. „Es war unruhig, man hat fast nichts mehr gesehen, aber ich bin überglücklich“, meinte der Tiroler im ORF. Es sei mental unglaublich schwierig gewesen, nach den jüngsten zwei Ausfällen im Slalom, gab Feller zu und hob die Vorstellung von Strolz hervor: „Das ist eine unglaubliche Leistung, er ist ein mehr als verdienter Sieger.“

Hirschbühl schied im ersten Durchgang aus

Schwarz, dem nach einer Knöchelblessur noch Rennen fehlen, ärgerte sich nach dem zweiten Lauf, wurde aber noch Elfter. „Ich bin nicht das gefahren, was ich draufhabe, es geht nicht so leicht von der Hand“, meinte der Slalom-Weltcupsieger im ORF-Fernsehen. Er sei nun im Hinblick auf die kommenden Klassiker gefordert. Die bisherigen Saisonsieger Clement Noel (FRA) und Sebastian Foss-Solevaag (NOR) sowie der Co-Weltcupführende Kristoffer Jakobsen (SWE) waren im ersten Durchgang ausgeschieden – ebenso wie der Vorarlberger Christian Hirschbühl.