Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP)
ORF Vorarlberg
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Politik

Wallner hofft 2022 auf mehr Zusammenhalt

2021 nimmt für viele ein unversöhnliches Ende. Es herrscht nach wie vor eine Pandemie, es haben sich weniger Menschen impfen lassen als erhofft und die Gesellschaft ist gespaltener denn je. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hat mit dem ORF Vorarlberg zum Jahreswechsel darüber gesprochen, was man tun kann, damit die Menschen wieder Vertrauen in die Politik haben.

Herr Landeshauptmann, die Menschen driften auseinander. Es gibt Lagerbildung in der Gesellschaft, Familien streiten, Freundschaften zerbrechen. Was kann da ein Landeshauptmann oder muss ein Landeshauptmann tun, damit es nicht noch schlimmer wird?

Ich glaube, das erste ist, dass man die Dinge öffentlich artikuliert. Als Landeshauptmann ist man ja auch ein Sprachrohr für die Bürgerinnen und Bürger und das zu verschweigen wäre falsch. Ich habe im Landtag auch öffentlich gesagt, ich kann mich an keine Situation erinnern, wo ich den Eindruck hatte, dass sich Lager so unversöhnlich gegenüberstehen, dass da und dort doch wirklich auch Hass geschürt wird. Dass eine Wortwahl vorhanden ist, eine Sprache verwendet wird, die auch stark radikalisiert. Das sind natürlich keine guten Entwicklungen. Als Landeshauptmann sieht man das auch ein wenig mit Sorge natürlich. Wenn man eine Minute darüber nachdenkt, was Vorarlberg stark gemacht hat, warum wir eine führende Region in Europa sind, dann ist es auch ganz stark der soziale Zusammenhalt in dieser Gesellschaft. Der Kitt der Gesellschaft ist nicht nur die Wirtschaft und die Arbeitsplätze, die sind wichtig, logischerweise, aber dieser Zusammenhalt, dieses Ehrenamt, dieses Miteinander, gemeinsam etwas bewegen zu wollen, die hat dieses Land würde ich sagen, sogar an die Spitze geführt. Derzeit steht das aber ein bisschen am Spiel.

Aber was können Sie konkret tun? Werden Sie mit den Gegnern der CoV-Maßnahmen sprechen? Wissen Sie, was die Menschen auf die Straße treibt?

Mich rufen täglich sehr viele Leute an oder schreiben und sagen ich habe Angst vor der Impfung, ich habe Angst vor der Reaktion. Da muss man sagen, dass wird nicht auf der Straße beantwortet werden. Das wird nicht mit den Demonstrationen beantwortet werden und schon gar nicht in Radikalisierung. Das kann nur durch Hilfestellung, durch Unterstützung, durch ärztliche Beratung erreicht werden. Da kann man natürlich was leisten, auch persönlich. Wir beantworten täglich hunderte E-Mails mittlerweile, aber wir versuchen auch zu überzeugen oder auch in eine Richtung zu bringen, wo wir sagen, wenn jemand wirklich Sorge hat, dann muss er sich an die richtigen Leute wenden. Was ganz sicher falsch ist, ist sich von irgendwelchen radikalen Elementen verführen zu lassen. Die, die da teilnehmen, die bitte ich genau hinzuschauen, wo sie teilnehmen.

Wir hatten heuer drei Bundeskanzler, wir haben uns viele Wochen über unschöne Chatprotokolle unterhalten, in Vorarlberg sieht die Opposition Anzeichen von verdeckten Parteien – Können Sie verstehen, dass sich viele der Politik nicht mehr zuwenden, sondern abwenden angesichts dieser Dinge?

Da ist vieles geschehen, was mir auch nicht passt. Aber jetzt versuchen wir einen gewissen Grad an Stabilität zu erreichen, weil die Pandemie wird da Ruhe verlangen und eine sichere Führung. Die Politik, die braucht das Vertrauen der Bevölkerung, gerade jetzt ist es eigentlich ganz entscheidend. Und eine Pandemie oder auch andere Dinge, die sind nicht unbedingt ein Beitrag dafür, das Vertrauen zu stärken. Da kann man nur persönlich versuchen, alles zu unternehmen, dass diese Verbindung zur Bevölkerung da bleibt. Da kann man nur versuchen, selbst in seiner eigenen Funktion und Aufgabenstellung im Land natürlich und so gut es geht österreichweit einen positiven Beitrag zu leisten und das tu ich eigentlich tagtäglich.

2022- Was wünschen Sie sich denn?

In erster Linie, dass wir die Pandemie loswerden – Ich glaube, das ist der Wunsch, den alle haben. Ich habe auch diese Einschränkung von Freiheitsrechten für die Bevölkerung eigentlich satt. Das ist schon etwas, was sehr tief geht und wo wir den Ausgang auch nicht genau kennen. Also ich hätte gerne, dass wir unser normales Leben zurückbekommen, vor allem das soziale Leben. Ich glaube, das fehlt allen vielleicht am allermeisten. Das Positive ist, unsere Wirtschaft lässt sich kaum beeindrucken von der Pandemie. Es geht in vielen Bereichen massiv aufwärts. Andere leiden natürlich darunter. Bestimmte Branchen wie der Tourismus haben auch ihre Schwierigkeiten. Aber der Standort insgesamt entwickelt sich trotz dieser Pandemie eigentlich exzellent. Wir haben extrem gute Wachstumsaussichten, aber wir sind in einer Situation, wo der ganze Arbeitsmarkt besser funktioniert als vor der Krise. Eigentlich sehr erstaunlich in dieser Krisensituation, dass uns da nicht mehr aus dem Gleis bringt. Also ich würde mir wünschen, dass es wirtschaftlich gut aufwärts geht, dass wir möglichst gesund bleiben, dass wir diese neue CoV-Variante endgültig besiegen können und dass wir unser Leben zurückgewinnen und dass wir diesen sozialen Zusammenhalt nicht verlieren.