Frau im Dunkeln, streckt die Hand aus
doidam10 – stock.adobe.com
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Gesellschaft

Gewalt an Frauen „an der Tagesordnung“

Jede fünfte Frau in Vorarlberg ist von häuslicher Gewalt betroffen und 40 Prozent der Frauen in Vorarlberg sind von psychischer Gewalt betroffen. Das hat eine repräsentative Umfrage des Fraueninformationszentrum „femail“ ergeben. Gewalt an Frauen hat viele Gesichter und wird oft gar nicht bemerkt, sagt Projektinitiatorin Lea Putz-Erath.

Am vergangenen Donnerstag ist die Stadt Hohenems österreichweit in die Schlagzeilen geraten durch eine Gewalttat mit zwei Toten. Die Polizei geht derzeit davon aus, dass ein 47-jähriger Mann zuerst seine Partnerin und anschließend sich selbst mit einem Messer so verletzt hat, dass beide wenig später verstarben. Diese Tat wäre damit bereits der 31. Mord an einer Frau in diesem Jahr in Österreich – in Vorarlberg ist es heuer die zweite Tötung einer Frau durch ihren Partner.

Betroffene sollten Hilfe suchen

Gewalt an Frauen steht leider an der Tagesordnung, so Lea Putz-Erath vom Fraueninformationszentrum „femail“. Sie rät im Gespräch mit ORF-Redakteur Thomas Giesinger allen Betroffenen, sich bei den ersten Anzeichen auch psychischer Gewalt durch z.B. Herabwürdigung an Vertrauenspersonen und Beratungsstellen zu wenden (siehe unten stehende Linksammlung). „Es gibt kein zu früh, sich zu melden“, so Lea Putz Erath: „Was sich nicht gut anfühlt, ist nicht richtig.“

Psychische Gewalt bleibt oft verborgen

Video-Beispiele für psychische Gewalt bei Frauen

Psychische Gewalt sei bislang kaum bekannt gewesen: Vielen Frauen sei es gar nicht bewusst, dass sie psychischer Gewalt ausgesetzt sind, sagt Putz-Erath. Ein Beispiel für psychische Gewalt ist, wenn eine Frau von ihrem Mann immer wieder auf verletzende Art und Weise lächerlich gemacht, gehänselt, abgewertet oder gedemütigt wird.

Bei der repräsentativen Umfrage wurden 503 Personen, davon 274 Frauen, zum Thema psychische Gewalt befragt. 47 Prozent der Frauen sagten unter anderem, dass sie schon einmal gehänselt, abgewertet oder gedemütigt worden sind. Was aus der Umfrage ebenfalls hervorgeht, ist, dass auch Männer unter psychischer Gewalt leiden. Auch 36 Prozent der Männer sagten, dass sie schon einmal gedemütigt wurden.

Jahrelange psychische Gewalt habe auch massive gesundheitliche Auswirkungen, wie zum Bespiel Schlaf- und Angststörungen. Gefährlich sei auch, dass die Frauen ihre Handlungsfähigkeit verlieren, weil sie sich nichts mehr zutrauen, sagt Putz-Erath.

Präventionsprojekt „Wertvoll und stark“ Mit dem Präventionsprojekt "„Wertvoll und stark“ will femail das Tabuthema „Psychische Gewalt“ vor den Vorhang holen.

Kampagne „zeigt bereits Wirkung“

Die Kampagne zur Sensibilisierung zeige Wirkung. 125 Frauen hätten sich bereits im Fraueninformationszentrum zum Thema „Psychische Gewalt“ gemeldet. „In unseren Beratungen und Workshops erleben wir, dass es für betroffene Frauen schon sehr entlastend ist, zu erfahren, dass es für Ihre Erfahrungen einen klar definierten Begriff gibt, nämlich psychische Gewalt. Es ist wichtig für die Betroffenen, dass sie offen über ihre Erfahrungen sprechen können und in ihrer Wahrnehmung ernst genommen werden“, sagt femail Psychologin Christa Bauer.