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ORF.at/Roland Winkler
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wirtschaft

Firmen kämpfen mit steigenden Strompreisen

Vorarlbergs Firmen kämpfen teils mit massiven Strompreiserhöhungen. Nach Angaben der Wirtschaftspresseagentur (wpa) berichten einige Firmen von Preissteigerungen um rund 200 Prozent. Betroffen sind vor allem diejenigen, die ihren Vertrag jetzt für 2022 verlängern müssen.

Am Dienstag teilte die Österreichische Energieagentur Austrian Energy Agency mit, dass die Strom-Großhandelspreise im Jahr 2022 mit einem neuen Rekord starten werden. So zeige der Österreichische Strompreisindex ÖSPI für den Jänner 2022 ein Plus von 10,7 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Jänner 2021 liege der Index um 104,6 Prozent höher.

Umfrage bei Vorarlberger Unternehmen

In Vorarlbergs Betrieben ist das an sich keine wirkliche Neuigkeit. Wie mehrere von der wpa befragte Unternehmer und Unternehmerinnen, die anonym bleiben wollten, unisono schilderten, seien sie in diesen Wochen von teilweise massiven Erhöhungen der Strompreise betroffen. Ein Dornbirner Unternehmen berichtet laut wpa, dass sich der zu bezahlende Arbeitspreis für Strom nächstes Jahr mehr oder weniger verdreifachen werde. Das schmerze umso mehr, als dass man sich extra für das Produkt „Strom Österreichische Wasserkraft“ von illwerke vkw entschieden habe, um ein regionales Produkt zu verwenden. Die Rede ist von jährlichen Mehrkosten von rund 250.000 Euro.

Ein Unternehmen aus Schwarzach teilte mit, dass sich der Gesamtpreis pro Kilowattstunde nächstes Jahr mehr als verdoppeln werde. In diesem Fall wird der Strom nicht über illwerke vkw, sondern über einen Energieversorger in Kärnten bezogen. Eine ebenfalls in Schwarzach ansässige Firma aus einer anderen Branche informierte ihre Kunden in den vergangenen Tagen über notwendige Preiserhöhungen, da man vom Tiroler Versorger über Strompreis-Erhöhungen um etwa 200 Prozent in Kenntnis gesetzt worden sei.

Strompreise ziehen international an

Den internationalen Preissprüngen für den reinen Energiepreis, die unter anderem an der Strombörse Leipzig beobachtet werden können, könne man als Unternehmen nicht entkommen, so die wpa – egal ob der Energieversorger aus Vorarlberg, Tirol, Kärnten oder dem Ausland komme.

Wie heftig die Preissteigerungen für Unternehmen ausfallen, hängt laut den Recherchen der wpa vor allem von der Laufzeit des aktuellen Vertrages mit dem jeweiligen Energieversorger ab. Wessen Vertrag mit Jahresende 2021 endet, der muss ab Jänner 2022 mit deutlichen Mehrkosten zurechtkommen. Ein laufender Zwei-Jahres-Vertrag bis Ende 2022 kann die aktuellen Preissteigerungen derzeit beim Energiepreis abfangen.

illwerke vkw: Im schlimmsten Fall bis zu 200 Prozent mehr

Beim Landesenergieversorger illwerke vkw heißt es auf wpa-Anfrage, dass Firmen, deren Vertrag mit Jahresende 2021 auslaufe und die mit dem Abschluss eines neuen Stromliefervertrages für 2022 bis jetzt gewartet haben, im schlimmsten Fall tatsächlich mit Steigerungen des Energiepreises um bis zu 200 Prozent rechnen müssen. „Der Preisvergleich hängt jedoch immer davon ab, zu welchem Zeitpunkt man den auslaufenden Vertrag abgeschlossen hat“, sagt Guido Salzmann, Geschäftsfeldleiter Energievertrieb.

Eine generelle Aussage zum Ausmaß der Strompreissteigerungen für Unternehmen könne man nicht treffen, da dies stark von der Einkaufsstrategie des jeweiligen Kunden abhänge. Sie könne sehr kurzfristig oder aber auch auf mehrere Jahre hinaus ausgelegt sein.

Strom wird 2022 deutlich teurer

Generell jedoch sei die Aussage zum jetzigen Zeitpunkt korrekt, dass man sich 2022 mit deutlich höheren Strompreisen konfrontiert sehen werde, sagte Salzmann. Das zeige die Entwicklung der Großhandelspreise. Nach vielen Jahren mit einem relativ konstanten Preisniveau sei es im zweiten Quartal 2020 kurze Zeit zurückgegangen und habe sich danach wieder gefestigt. Dann kam der wirtschaftliche Aufschwung im Jahr 2021.

„Die Weltwirtschaft wurde zur Pandemiebekämpfung sechs Monate heruntergefahren und danach folgte zwölf Monate ein massiver Aufschwung. So etwas muss in den fein abgestimmten Märkten zu Verwerfungen führen“, so Salzmann. Dazu kommen geopolitische Spannungen und höhere Preise für CO2-Zertifikate.

Möglicher Preisrückgang 2023

Allerdings müsse diese Preissteigerung nicht von Dauer sein. „Die Terminmärkte für 2023 und 2024 zeigen, dass die Handelspreise für Strom gegenüber 2022 wieder sinken. Sie werden allerdings auf einem höheren Niveau als in den Vorjahren bleiben“, erläutert Salzmann.

Manche Stromabnehmer würden unterdessen mit einer deutlichen Preiskorrektur nach unten rechnen – getreu dem Motto, dass auf extreme Preissteigerungen irgendwann einmal der Preisverfall kommen müsse. „Vielleicht sind wir derzeit wirklich in einer Phase der Übertreibung. Aber das weiß man leider immer nur im Nachhinein“, sagt der Strommarkt-Experte.