Dem gebürtigen Höchster, der der Bregenzer ÖVP vorsitzt, war schon des Öfteren eine große Karriere vorausgesagt worden. Für so ziemlich jede Vorarlberger Personalie war Brunner, dereinst Büroleiter und Pressesprecher von Landeshauptmann Herbert Sausgruber (ÖVP), in den vergangenen Jahren genannt worden. Doch entweder wollte er nicht oder es ergab sich anders, bis er dann auf Wunsch von Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) dem Ruf ins Infrastrukturressort folgte.

Dass der 49-Jährige als Personalreserve der Volkspartei galt, ist gar nicht so erstaunlich, wenn man ihn kennt. Der künftige Finanzminister ist eloquent, in seiner Sache firm und hat Humor. Käme er aus einer größeren Landesorganisation, wäre er wohl schon früher karrieretechnisch nach oben geschwommen.
So tat er es eben in der Wirtschaft und bespielte die Politik eher nur nebenbei, etwa mit einem langjährigen Mandat im mäßig prestigeträchtigen Bundesrat. Nach einer Station im Wirtschaftsbund wechselte Brunner in den Energiebereich, nämlich zum Vorarlberger Energieversorger Illwerke/VKW. Ab 2007 fungierte er als Vorstand der OeMAG Abwicklungsstelle für Ökostrom AG, was ihn dann auch zur idealen Ergänzung für Leonore Gewessler (Grüne) im Infrastrukturressort machte.
Allzu viel Platz ließ ihm die Ressortchefin freilich nicht, gerade einmal den Flugverkehr und die Schifffahrt gab ihm die Ministerin als eigenen Bereich. Inhaltlich konzentrierte er sich dann noch auf eine raschere Abwicklung von UVP-Verfahren. Reibereien mit Gewessler gab es zwar, aber die hielten sich in engeren Grenzen, als man es in der Konstellation einer türkis-grünen Verbindung im Umweltbereich erwarten könnte.
Nun steht Brunner deutlich mehr im Rampenlicht. Den Job kann man ihm zutrauen, umso mehr als die Vorarlberger Landesgruppe traditionell einen besonderen Fokus auf die Finanzen legt, umso mehr sein vormaliger Lehrmeister Sausgruber. Das Ziel der soliden Budgets sollte daher beim verheirateten dreifachen Familienvater in guten Händen sein. Vielleicht könnte sogar wieder einmal ein neuer Finanzausgleich drinnen sein. Denn die Neuaufteilung der Steuermittel zwischen den Gebietskörperschaften verschob noch fast jeder Finanzminister am liebsten auf den Sanktnimmerleinstag.
Linhart nicht mehr Außenminister
Neben Brunner ist auch Michael Linhart von den Personalrochaden betroffen. Der Außenminister verliert seinen Posten, denn Alexander Schallenberg wird wieder Außenminister.

Nehammer wird neuer ÖVP-Chef und Kanzler
Im ÖVP-Regierungsteam bleibt kein Stein auf dem anderen: Der bisherige Innenminister Karl Nehammer soll Parteichef und Kanzler werden. Das gab Nehammer nach einem Parteivorstand am Freitag bekannt. Gehen muss auch Bildungsminister Heinz Faßmann – und es gibt gleich einige neue Gesichter. Bei den Neubesetzungen zeigt sich eine deutliche Handschrift der starken Länderorganisationen – mehr dazu in ORF.at.
