Psychiater Reinhard Haller
ORF Vorarlberg
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Coronavirus

Hallers Vision: Impfbußgelder an Intensivpersonal

Am ORF Vorarlberg-Schwerpunkttag zum Thema „Spaltung der Gesellschaft“ war Psychiater Reinhard Haller zu Gast in der Sendung „Neues bei Neustädter“. Für ihn ist wichtig, dass die Menschen miteinander im Gespräch und tolerant bleiben.

Haller ist durchaus besorgt aufgrund der aktuellen Situation, er hätte nie gedacht, dass es so viele Impfgegner gibt. Für ihn ist die Impfung primär etwas Positives und obwohl er lange Zeit Gegner der Impfpflicht war, ist er jetzt für die Impfpflicht, weil die Situation sonst nicht besser werde. Es gelte nun, die eigenen Interessen zum Wohl der Allgemeinheit zurückzustecken.

Für Haller ist aber wichtig, dass die Gruppe der Impfskeptiker nicht als einheitliche Gruppe gesehen wird. Sie würden sich in drei Gruppen unterteilen lassen. Das seien einmal Menschen, die echte Sorgen mit guten Argumenten gegen die Impfung haben. Mit diesen Menschen müsse man den Dialog suchen.

Die zweite Gruppe seien Menschen, die gleichgültig sind. Sie würden die Krankheit noch immer nicht ernst nehmen und hier müssten die Werbemaßnahmen ansetzen. Die dritte Gruppe sei sehr klein, gibt aber den Ton der Impfskeptiker an. Haller meint, dass es lediglich zwei bis fünf Prozent innerhalb der Impfskeptiker sind. Bei denen sei die Diskussion schwierig, wenn nicht sogar kontraproduktiv. Hier helfe nur die Impfpflicht, so Haller.

Menschen sollten zur Solidarität zurückkehren

Auch Reinhard Stemmer, ÖGB-Vorsitzender in Vorarlberg, macht sich Sorgen. Er hat das Gefühl, dass sich die Fronten weiter verhärten und es auf beiden Seiten immer mehr Radikale gibt. Haller ist gleicher Meinung, das seien Menschen, die von Natur aus misstrauisch sind und sich gleich angegriffen fühlen. Bei Demonstrationen kommen dann noch die Gesetze der Masse hinzu und das trage auch zur Spaltung bei.

Haller kritisiert, dass die Solidarität mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf den Intensivstationen mittlerweile kein Thema mehr ist. Die Bevölkerung sei immer gleichgültiger. Er traut der Bevölkerung aber zu, zu dieser Solidarität zurückkehren.

Strafgelder sollten den Intensivstationen zu Gute kommen

Ein Hauptproblem, das es in dieser Situation gegeben hat, ist laut Haller das Ohnmachtsgefühl und das Fehlen von Alternativen, was das Gefühl einer ohnmächtigen Wut erzeuge. Die Menschen würden lediglich davon ablenken, dass sie selber etwas tun sollten. Dafür liefert Haller auch zwei Vorschläge. Zum einen sollte jeder zum Arzt seines Vertrauens gehen und diesen fragen, ob er sich impfen lassen hat. Er ist überzeugt davon, dass man dann eine authentische Antwort bekommt.

Der zweite Vorschlag ist eine Idee bzw. Vision von Haller. Für ihn wäre es eine gute Maßnahme von Seiten der Regierung, dass die Strafgelder der Impfverweigerer den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Intensivstation zukommen.

Instagram: Mehrheit sieht sozialen Frieden in Gefahr

Der ORF Vorarlberg hat auf der Social-Media-Plattform Instagram eine Umfrage mit der Frage: „Ist der soziale Frieden in Gefahr?“ gemacht. 82 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage sehen den sozialen Frieden in Gefahr. Insgesamt nahmen rund 270 Personen an der Umfrage teil.

Martin Fenkart, Pastoralamtsleiter in Feldkirch hat ebenfalls Sorge um den sozialen Frieden. „Wenn wir zu viel auf Spaltung schauen, werden wir auch in Spaltung enden“, so Fenkart. Haller meint dazu, dass es wichtig ist, Transparenz hineinzubringen und sich nicht von der Angst bzw. der Spaltung vor sich hertreiben lässt.

Zum Schluss der Sendung gab Psychiater Reinhard Haller noch zwei Tipps an die Bevölkerung. Zum einen sollten wir miteinander im Gespräch bleiben und auch versuchen den Standpunkt des anderen verstehen und tolerant bleiben und zum anderen sollte man weg von der Ich-Haltung und das Allgemeinwohl im Auge behalten.