Coronaviren
freshidea – stock.adobe.com
freshidea – stock.adobe.com
Coronavirus

Virologe Bergthaler: Neue Variante Grund zur Sorge

Eine neue Variante des Coronavirus sorgt international für Beunruhigung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) untersucht derzeit, ob die neue Variante B.1.1.529 als besorgniserregend eingestuft werden muss. Auch Österreich will – wie viele andere Länder weltweit – Reisen aus dem südlichen Afrika wegen der Variante aussetzen.

B.1.1.529 heißt die neue Variante, die sich in einigen Ländern im südlichen Afrika verbreitet. Ersten Daten zufolge könnte dieses mutierte Coronavirus noch ansteckender sein als die Delta-Variante, die das Infektionsgeschehen in Europa seit Monaten beherrscht. Wie andere Länder innerhalb und außerhalb der EU will auch Österreich ab Mitternacht für die betroffenen südafrikanischen Länder ein Einreiseverbot verhängen.

Andreas Bergthaler im Labor
APA/Roland Schlager
Virologe Andreas Bergthaler

Das Interview in voller Länge:

Veränderungen im Spike-Protein

Grund zur Panik sei die Virusvariante nicht, Grund zur Sorge aber schon, sagt der Virologe Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im ORF-Interview: „Diese Variante zeichnet sich dadurch aus, dass sie extremst viele Mutationen angesammelt hat im ganzen Genom und im Speziellen im Spike-Protein. Es gibt tatsächlich Grund zur Sorge, ob sich diese Variante global durchsetzen wird.“

Gerade die Veränderungen auf dem Spike-Protein machen die Forscher nachdenklich. Denn dieses Eiweiß-Schnipsel auf der Oberfläche des Coronavirus ist sozusagen die Dockingstation für unser Immunsystem – hier setzt die körpereigene Abwehrkraft von Genesenen und Geimpften an.

Mehr als 30 Veränderungen im Erbgut

Damit könnte es ganz rein theoretisch sein, dass die neue Virus-Variante den Impfschutz umgehen könnte – allerdings könnte es in der Praxis auch ganz anders sein. Die Variante weist mehr als 30 Veränderungen im Erbgut auf. Jede einzelne verheißt zwar wenig Gutes, es ist aber durchaus möglich, dass sich die vielen Mutationen in ihrer Wirkung gegenseitig aufheben oder zumindest bremsen. Noch weiß man aber zu wenig, um darauf eine klare Antwort geben zu können.

Derzeit sieht man laut Bergthaler nur eines ziemlich deutlich: In der Provinz in Südafrika, wo die ersten Fälle sequenziert worden sind, sind in den letzten Tagen die Infektionszahlen sehr stark gestiegen. Das bedeutet, die neue Coronavirus-Variante hat durchaus das Zeug, sich rasch auszubreiten.

Neue Variante mittels PCR-Test zu erkennen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beriet am Donnerstag über mögliche Maßnahmen. Virologe Bergthaler geht davon aus, dass die WHO die neue Variante als besorgniserregend einstufen und ihr auch einen griechischen Buchstaben als Namen zuteilen wird. Viele Staaten – darunter Österreich – werden Einreiseverbote für die betroffenen Länder verhängen – von Südafrika über Botswana bis Namibia – mehr dazu in news.ORF.at: Österreich verhängt Einreisestopp.

Bekannt ist bereits, dass die neue Variante nicht aufwändig sequenziert zu werden braucht, sondern sie kann mittels PCR-Test nachgewiesen werden. Damit könne sie sich nicht unbemerkt verbreiten, sagt Bergthaler. Und sie ist diesmal sehr, sehr früh entdeckt worden, was mehr Zeit zum Handeln lasse.