Rankweil am 01.12.2020 LKH Landeskrankenhaus Rankweil Gewalt gegen Frauen OrangeWeihnachtsbeleuchtung
Mathis Fotografie
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Soziales

„Orange the world“: Nein zu Gewalt an Frauen

Gewalt an Frauen ist auch in Vorarlberg keine Seltenheit. Bereits dieses Jahr mussten laut ifs 388 Annäherungs- und Betretungsverbote ausgestellt werden, 80 bis 85 Prozent davon an Männer gegenüber Frauen. Auch die Nächtigungen in der Frauennotschlafwohnung sind deutlich gestiegen.

Beschimpft, geschlagen, erwürgt – Gewalt an Frauen ist, so schlimm es klingt, Teil des Alltags. In den meisten Fällen findet sie innerhalb der Partnerschaft hinter verschlossenen Türen statt. 28 Frauen wurden heuer in Österreich von Männern ermordet – fünf davon allein in diesem Monat. Der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November soll auf Gewalt gegenüber Frauen weltweit aufmerksam machen.

„Orange the World“ – Gewalt an Frauen

In Österreich sind heuer 28 Frauen ermordet worden. Allein in Vorarlberg wird im Schnitt jeden Tag ein Annäherungs- oder Betretungsverbot nach Gewalttaten ausgesprochen. Die Initiative „Orange the World“ setzt am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ein Zeichen. Darum werden einige Gebäude und Wahrzeichen orange beleuchtet.

Gewalt hat viele Facetten

Auch in Vorarlberg stellt Gewalt an Frauen ein großes Problem dar: Zuletzt wurde am Nationalfeiertag eine 47-jährige Frau in Bürs mutmaßlich von ihrem Lebensgefährten beinahe zu Tode gewürgt und verstarb wenig später im Landeskrankenhaus Feldkirch. Morde an Frauen sind aber nur die Spitze der Gewaltpyramide.

Laut Experten des ifs beginnt Gewalt meist psychisch durch Beschimpfung und ungleiche Verteilung der Rollen, meist steigert sich das Ganze im Laufe der Zeit in körperliche und sexuelle Gewalt.

Häusliche Gewalt
ORF
Gewalt an Frauen kann auch psychisch ausgeübt werden

388 Annäherungs- und Betretungsverbote ausgestellt

Allein bis Ende Oktober diesen Jahres wurden laut ifs Gewaltschutzstelle in Vorarlberg bereits 388 Annäherungs- und Betretungsverbote aufgrund von Gewalt, egal welcher Art ausgesprochen. 80 bis 85 Prozent davon an Männer gegenüber Frauen.

Bis Ende Oktober haben sich bereits 546 Personen telefonisch bei der Gewaltschutzstelle gemeldet, weil sie Opfer von Gewalt geworden sind, auch hier wieder vier Fünftel Frauen. Diese Zahl ist laut ifs im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen.

Nächtigungen in Frauennotwohnung stark gestiegen

Jutta Lutz-Diem, die Leiterin des ifs Kinderschutz, weiß, dass Gewalt häufig hinter verschlossenen Türen passiert. Neben Frauen seien vor allem Kinder und Jugendliche dieser Gewalt hilflos ausgesetzt: „Gerade in Zeiten, in denen wir aufgerufen sind, zu Hause zu bleiben und soziale Kontakte zu meiden, müssen wir noch genauer hinschauen.“

Dass Gewalt zuhause mehr wird, merkt auch Anja Natter, Leiterin der Frauennotwohnung Vorarlberg. Erleben Frauen psychische, körperliche oder strukturelle Gewalt bietet ihnen die Frauennotschlafstelle eine Zeit lang Unterschlupf. Die Zahl an Frauen und Kindern, die bisher dieses Jahr Schutz suchten, ist im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie mit 64 betreuten Frauen und 85 Kindern zwar nicht gestiegen, sehr wohl aber die Nächtigungen.

Waren es im Jahr vor der Pandemie noch 3.314 Nächtigungen, sind es in diesem Jahr bereits bis Ende Oktober 4.463 – also rund 34 Prozent mehr. Frauen bleiben heute laut Natter im Durchschnitt also deutlich länger in der Frauennotwohnung als früher. Neben der Pandemie sei es für Frauen heute auch aufgrund des Immobilienmarktes schwer, eine eigene Wohnung zu finden – die Probleme hätten sich also in den letzten Jahren multipliziert.

Rollenbilder bei Männern verändern

Auch Frauenlandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) ist sich der derzeit schwierigen Situation der Frauen bewusst. Die Gewalt an Frauen habe meist auch mit einem Rollenbild zu tun, bei dem man bereits im jungen Alter vor allem bei den Männern ansetzen müsse.

Es brauche zudem Männer als Verbündete, um das Thema anzusprechen: „Wenn man merkt, Freunde oder Arbeitskollegen neigen zu Gewalt, wenn Konflikte entstehen, sollten Männer auch Männer ansprechen und ihnen andere Handlungsalternativen aufzeigen“, so Wiesflecker.

„Orange the World“

Um auf das Problem der Gewalt an Frauen aufmerksam zu machen, wird schon seit 2017 in der ganzen Welt „Farbe bekannt“, indem zahlreiche Gebäude und öffentliche Wahrzeichen vom Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (25.11.) bis zum Internationalen Tag der Menschenrechte (10.12.) beleuchtet werden. Heuer ist unter anderem erstmals auch der Vorplatz des Bregenzer Landhauses in Vorarlberg beleuchtet, auch sonst leuchten einige Institutionen orange:

  • Martinsturm Bregenz
  • Renaissancepalast Hohenems
  • Evangelische Kirche Dornbirn
  • Schattenburg in Feldkirch
  • Landeskrankenhaus Bregenz
  • Landeskrankenhaus Feldkirch
  • Landeskrankenhaus Rankweil
  • Landeskrankenhaus Hohenems
  • Landeskrankenhaus Bludenz
  • und viele weitere Gebäude
  • außerdem werden zahlreiche Gebäude mit „Orange the World“ Fahnen beflaggt.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Feldkirch am 01.12.2020 LKH Landeskrankenhaus Feldkirch
Gewalt gegen Frauen Orange Weihnachtsbeleuchtung
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Das Landeskrankenhaus Feldkirch hat derzeit einen orangen Anstrich
Auch das jüdische Museum ist orange beleuchtet, um auf die Gewalt an Frauen aufmerksam zumachen.
Stadt Hohenems
Auch das jüdische Museum erleuchtet in tiefem Orange
Die Schattenburg erstrahlt orange, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen zu setzen
Stadt Feldkirch
Die Schattenburg Feldkich setzt ein Zeichen
Hohenems  am 26.11.2020 Orange Beleuchtung des LKH Landeskrankenhaus Hohenems Gewalt gegen Frauen Weihnachtsbeleuchtung
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Das Landeskrankenhaus Rankweil in orange
Martinsturm Bregenz
Soroptimistclub Austria
Der Martinsturm Bregenz wird ebenfalls orange gefärbt
orange beleuchtet
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Frauenmuseum Hittisau
Auch die Stadt Hohenems nimmt an der Aktion „Orange the World“ teil und beleuchtet viele Gebäude und Monumente in oranger Farbe.
Stadt Hohenems
Auch die Stadt Hohenems nimmt an der Aktion „Orange the World“ teil und beleuchtet viele Gebäude und Monumente in oranger Farbe.

Schutzorganisationen bitten um Aufmerksamkeit

Gewaltschutzorganisationen bitten zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen um besondere Sensibilität der Menschen im Umfeld von Frauen, die möglicherweise Gewalt ausgesetzt sind: Es ist wichtig, besonders aufmerksam auf diese Situationen zu reagieren und, wenn möglich, Hilfe zu rufen.

Das Team des ifs Kinderschutz ist auch während des Lockdowns wochentags von 08:00 bis 12:00 sowie von 13:00 bis 17:00 Uhr persönlich oder telefonisch erreichbar. Kinder und Jugendliche, die von Gewalt betroffen sind, sowie deren Bezugspersonen erhalten – auch anonym –Beratung, Hilfe und Unterstützung.