Gastronomie im Lockdown
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Coronavirus

Lockdown: Wirtschaftshilfen werden reaktiviert

Mit dem Lockdown ab Montag müssen unter anderem auch wieder Restaurants, Hotels, Bekleidungsgeschäfte und Kultureinrichtungen schließen. Der Präsident der Vorarlberger Wirtschaftskammer, Hans-Peter Metzler, forderte den Staat zu schneller Hilfe auf. Laut Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (ÖVP) hat der Bund bereits erprobte Hilfen verlängert oder reaktiviert.

Die heimische Wirtschaft sei aufgrund des erneuten Lockdowns leider wieder mit großen Belastungen konfrontiert, so Wirtschaftslandesrat Marco Tittler in einer Aussendung am Freitag, deshalb sind wieder entsprechende Unterstützungsmaßnahmen notwendig. Die Hilfen müssten schnell, unbürokratisch und treffsicher ausbezahlt werden. Gleiches gelte für die Kurzarbeit.

Die Bundesregierung habe zu den noch laufenden Programmen wie z.B. Kurzarbeit, Garantien oder den ermäßigten Mehrwertsteuersatz von fünf Prozent folgende bereits erprobte Hilfen verlängert bzw. reaktiviert, so Tittler. Dazu gehöre der Ausfallsbonus, der Verlustersatz und der Härtefallfonds. Bei der Ausgestaltung der Details müssten die Erfahrungen und Erkenntnisse der Vergangenheit berücksichtigt werden, so Tittler – mehr zum Thema auch bei news.ORF.at: Schmerzhaftes Deja-vu auch für Wirtschaft.

Ausfallsbonus

Wenn ein Umsatzeinbruch von mindestens 40 Prozent im Vergleich zum identen Monat aus dem Jahr 2019 vorliegt, kommt je nach Kostenstruktur der Branche eine Ersatzrate von 10 bis 40 Prozent zum Tragen. Der Ausfallsbonus wird für den Zeitraum November 2021 bis März 2022 eingeführt und der maximale Rahmen beträgt 2,3 Millionen Euro (statt bisher 1,8 Mio.) und kann ab 16. Dezember 2021 beantragt werden.

Verlustersatz

Bei einem Umsatzeinbruch von zumindest 40 Prozent gegenüber dem identen Monat aus dem Jahr 2019, so gilt eine Ersatzrate von 70 bis 90 Prozent des Verlustes. Der Verlustersatz wird von Jänner 2022 bis März 2022 verlängert, wobei ein maximaler Rahmen von 12 Millionen Euro gilt (statt bisher 10 Millionen). Die Beantragung ist ab Anfang 2022 möglich.

Härtefallfonds

Für den Härtefallfonds gilt, dass ein Einkommensrückgang von mind. 40 Prozent vorliegen muss bzw. die laufenden Kosten können nicht mehr gedeckt werden. Die Ersatzrate beträgt 80 Prozent zzgl. 100 Euro des Nettoeinkommensentgang, wobei der maximale Rahmen bei 2.000 Euro liegt. Der Mindestbetrag sind 600 Euro. Als Zeitraum wurde November 2021 bis März 2022 beschlossen.

Lockdown: Regierung sagt Wirtschaftshilfen zu

Der vierte, harte Lockdown wird der Wirtschaft viele Milliarden Euro kosten. Die Regierung sichert Wirtschaftshilfen zu.

Metzler: „Die Wirtschaft verlässt sich darauf“

Nach Bekanntgabe des Lockdowns am Freitag hatte die Vorarlberger Wirtschaftskammer schnelle und unbürokratische Hilfe für die Betriebe gefordert. Mit der Entscheidung zum bundesweiten Lockdown seien auch Entscheidungen zur Zukunft tausender Betriebe gefällt worden, so Präsident Hans-Peter Metzler. Die Wirtschaft trage Maßnahmen mit, die zur Überwindung der Pandemie beitragen, brauche aber auch entsprechende Unterstützung und Wirtschaftshilfen. "Von Seiten des Finanzministers wurden diese zugesichert, die Wirtschaft verlässt sich auch darauf“, betonte Metzler.

„Politik hat den Sommer verschlafen“

Die Politik habe im Sommer verschlafen und jetzt gebe es die wirtschaftliche Vollbremsung, so Metzler. Und das gerade in der Vorweihnachtszeit, die für viele Betriebe sonst sehr umsatzstark sei. Um das Ganze abzufedern, seien jetzt vor allem auch ein schnelles Tempo bei den Hilfsgeldern wichtig. Es gehe um die dringende Absicherung von Arbeitsplätzen, so Metzler, monatelanges Warten auf Richtlinien und bürokratische Abwicklungsfragen könne man sich jetzt nicht leisten.

„Ich glaube, wir müssen jetzt – und das ist das Entscheidende – ganz schnelle Hilfsmaßnahmen hochfahren. Kurzarbeit, Härtefallfonds, Umsatzersatz und vor allem muss dieses Geld sehr, sehr schnell fließen. Sonst wird es zu Liquiditätsengpässen kommen, die wir unbedingt verhindern müssen. Die Situation ist sehr angespannt.“

Tourismus: Angst Lockdown-Verlängerung

Schnelles Geld hält auch Heike Ladurner-Strolz, die Landesvorsitzende der Österreichischen Hoteliervereinigung, für enorm wichtig. Sie fordert, dass das Personal schon im ersten Monat der Beschäftigung in die Kurzarbeit einsteigen kann – und nicht wie bisher ab dem zweiten. Ladurner-Strolz ist nach wie vor davon überzeugt, dass ein genereller Lockdown die Falschen treffe. Die Hotellerie sei nämlich eine sehr sichere Branche, was das Coronavirus angehe. Das habe sich gezeigt.

Ladurner-Strolz hofft darauf, dass der jetzt für maximal 20 Tage angekündigte Lockdown nicht zu lange dauert: „Bei uns ist einfach die große Angst da, dass zu drei Wochen noch mal zwei Wochen dazu und nochmal zwei Wochen dazu kommen – und irgendwann sind wir dann wieder bei Mitte März und wir hatten wieder keine Wintersaison.“ Ab Mitte Dezember würde der Lockdown gewaltig schmerzen, da gehe es in die Hochsaison, sagt Ladurner-Strolz.

IG Kultur: Politik muss Hilfsangebote machen

Auch die Kultur trifft es wieder. Die Geschäftsführerin der IG Kultur in Vorarlberg, Mirjam Steinbock, hat zwar Verständnis für die Entscheidung zum Lockdown. Für die Kulturschaffenden sei das aber „natürlich eine Katastrophe“, wieder „von jetzt auf gleich alles absagen zu müssen und wieder praktisch vor dem Nichts zu stehen“.

Mit maximal 20 Tage Lockdown wären theoretisch, Stand jetzt, Veranstaltungen noch vor Weihnachten wieder möglich. Auf diese Ankündigung zu vertrauen, fällt Steinbock aber schwer. „Aber tatsächlich müssen wir weiter planen und den Blick in die Zukunft richten. Das ist ja elementar. Und da ist die Politik jetzt gefragt und zwar kurzfristig und sehr niederschwellig Angebote zu machen, die auffangen.“ Denn viele Unterstützungsmaßnahmen für Kunst und Kulturschaffende seien bereits ausgelaufen. Langes Warten auf weitere Hilfe würde zu einer Verschärfung einer bereits mitunter prekären Situation führen.

Steinbock kann Entscheidung für Impfpflicht nachvollziehen

Angesprochen auf die ab Februar geplante österreichweite Impfpflicht meint Steinbock, einheitliche Lösungen seien diesbezüglich jetzt sicher gut – „vor allem, wenn die Politik da jetzt eine Verantwortung übernimmt und Vorgaben gibt, die nachvollziehbar und gesundheitspolitisch vertretbar sind“. Und wenn es denn eine Impfpflicht sein müsse, „dann ist es gut, wenn die jetzt auch durchgesetzt wird“, so Steinbock. „Jetzt können wir nicht mehr zuwarten, jetzt stehen wir wirklich vor einem Disaster.“