Einer der vier aufgestellten „Hutschn“ im frisch gefallenen Neuschnee des Bregenzer Wald. Schaukeln fasziniert immer wieder. Die Füße hängen in der Luft, der Wind pfeift durch die Haare und das Gefühl von unbeschwerter Freiheit stellt sich ein. Einfach mal wieder die Seele baumeln lassen und das Kind in sich spüren. Es kann so einfach sein, die Perspektiven zu wechseln.
Hutschn GbR/Martin Morscher
Hutschn GbR/Martin Morscher
Tourismus

Mit „Hutschn“ über die Berge schaukeln

Der Bregenzerwald ist die Wiege einer ungewöhnlichen Idee: An besonders schönen Orten soll man quasi über die Berge schaukeln können. Dafür hat sich Damüls Faschina Tourismus mit einem Handwerksbetrieb aus Berchtesgaden zusammengetan, der hochwertige „Hutschn“ herstellt – so nennt man Schaukeln im bayerischen Dialekt.

„Vor einem Jahr habe ich mich hingesetzt und überlegt: Was könnte man machen, um ein besonderes Erlebnis zu bieten bei uns? Und weil ich schon immer ein großer Schaukelfan war, kam ich auf diese Idee“, erzählt der Damülser Tourismusdirektor Mathias Klocker im Gespräch mit dem ORF Vorarlberg. Dann machte Klocker sich auf die Suche nach einem geeigneten Partner, der Schaukeln herstellt: „Dabei bin ich dann auf die Hutschn gestoßen.“

Schaukelbau aus Leidenschaft

Der Handwerksbetrieb in Berchtesgaden stellt in Handarbeit aus massiven Eichenholzbohlen Schaukeln her, die man in Bayern eben auch „Hutschn“ nennt. Langlebigkeit, Herkunft und die ökologische Bilanz stehen dabei im Vordergrund, so die drei Gründer Andreas Baumann, Matthias Bunsen und Andreas Bunsen.

Das Projekt ist in der Freizeit entstanden und war von Anfang nicht profitorientiert angelegt, erzählen sie, für alle drei ist es eine Leidenschaft neben ihren Berufen. Bewusst habe man sich trotz hoher Nachfrage gegen eine kommerzielle Massenproduktion entschieden.

Nur zu Fuß erreichbares Vergnügen

„Schaukeln. Loslassen. Freisein“, das ist der Gedanke hinter dem „Hutschn Projekt“, im Zuge dessen seit kurzem vier Schaukeln in Damüls stehen. „Ursprünglich wollten wir sie im Wald aufstellen, aber das war aus mehreren Gründen zu umständlich und aufwendig. Deshalb stehen sie jetzt an Orten mit atemberaubendem Bergblick und sind ausschließlich fußläufig zu erreichen“, so Tourismusdirektor Klocker.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Schaukel am Fuße des Elsenkopf mit Blick auf das Glatthorn
Damüls Faschina Tourismus / Martin Morscher
Die „Hutschn“ laden zum Perspektivwechsel ein, hier die Schaukel am Fuße des Elsenkopf mit Blick auf das Glatthorn
Schaukel am Fuße des Elsenkopf im Hintergrund ist die Damülser Mittagspitze ersichtlich
Damüls Faschina Tourismus / Martin Morscher
Dem kindlichen Impuls zu folgen, sich einfach draufzusetzen, abzustoßen und los zu schwingen, um den eigenen Körper und die Welt in Bewegung zu versetzen – im Hintergrund die Damülser Mittagspitze
Schaukel am Fuße des Elsenkopf im Hintergrund der Ragazer Blanken
Damüls Faschina Tourismus / Martin Morscher
Man schwingt weit hinaus, scheinbar über die Berge – hier vor dem Ragazer Blanken
Schaukel am Fuße des Elsenkopf mit Blick in Richtung Rätikon Gebirge
Damüls Faschina Tourismus / Martin Morscher
Beim Schwingen liegt einem hier, am Fuße des Elsenkopf, das Rätikon zu Füßen
Schaukel bei der Stofel Kapelle im Hintergrund das Pfrondhorn
Damüls Faschina Tourismus / Martin Morscher
Diese „Hutschn“ lädt an der Stofel Kapelle zum Loslassen ein – im Hintergrund das Pfrondhorn
Schaukel bei der Stofel Kapelle
Damüls Faschina Tourismus / Martin Morscher
Kinder wissen instinktiv, was Erwachsene oft erst wiederentdecken müssen: Dass Schaukeln befreit und glücklich macht
Schaukel bei der Stofel Kapelle, zu sehen ist der Stofelsee und das Portlahorn
Damüls Faschina Tourismus / Martin Morscher
Hier kann man quasi über den Stofelsee hinaus schwingen, im Hintergrund das Portlahorn

Es sollen noch mehr werden

Drei „Hutschn“ sind jetzt schon benutzbar – unter anderem steht eine auf einer Skipiste – die vierte werde dann im kommenden Sommer besonders interessant, so Klocker. Sie aufzustellen sei nicht einfach gewesen, es gebe Auflagen und Statik zu beachten und es müssen erst mit einem Bauunternehmen geeignete Fundamente geschaffen werden. Für Klocker ist mit den vier Schaukeln aber noch nicht Schluss: „Da kommen definitiv noch mehr dazu!“

Ein Schaukelwanderweg?

Das denken auch die drei „Hutschn“-Bauer aus Berchtesgaden: „Es ist der Beginn von etwas Größerem,“ sagt Andreas Bunsen, „wir sind bereits mit anderen Regionen im Gespräch und vielleicht entwickelt sich das Projekt zu einem europäischen Schaukelwanderweg über die Alpen.“

Eine Hutschn steht für ein Lebensgefühl

Die Schaukeln stellen für Mathias Klocker und die „Hutschn“-Bauer aber nicht einfach eine Sitzgelegenheit dar: „Sie sind eine Einladung zum Perspektivwechsel. Dem kindlichen Impuls zu folgen, sich einfach draufzusetzen, abzustoßen und los zu schwingen, den eigenen Körper und die Welt in Bewegung zu versetzen. Eine Hutschn ist mehr als eine Schaukel, sie steht für ein Lebensgefühl. Und jeder der vorbeikommt, ist herzlich dazu eingeladen, es zu fühlen.“