Ein Intensivbett im Landeskrankenhaus Feldkirch
Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H. / Lisa Mathis
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Coronavirus

Krankenhäuser sehen sich „am Limit“

Die Vorarlberger Krankenhäuser sehen sich in der Corona-Pandemie erneut „am Limit“. Das hat der Direktor der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG), Gerald Fleisch, am Dienstag betont. Aktuell sehe man sich gezwungen, einzelne Operationen zu verschieben. Ebenfalls an der Grenze – oder schon darüber – sah sich das Pflegepersonal.

Derzeit befinde man sich in der dritten von sechs Eskalationsstufen, aber auch schon bei der dritten handle es sich um eine kritische. Werde die vierte Stufe erreicht, drohten unter anderem massive Einschränkungen der Operationskapazitäten.

OP-Progamm wird angepasst

In der momentanen Situation werde der Umfang des OP-Programms an die verfügbaren Kapazitäten angepasst, stellte Fleisch fest. Reduziert würden planbare, nicht dringliche Operationen. Wie viele oder welche Eingriffe von einer Verschiebung bedroht sind, stand laut Fleisch am Dienstag nicht fest. Klar war hingegen: „Von einer Triage-Situation sind wir weit entfernt“, so Gerald Fleisch.

Notversorgungszentrum noch kein Thema

Am Dienstag waren in den Vorarlberger Krankenhäusern noch 27 von 68 Intensivbetten frei verfügbar, die Zahl der Normalbetten für Corona-Patienten sollte schrittweise von 112 auf 205 erhöht werden. Noch kein Thema sei die Aktivierung des Notversorgungszentrums auf dem Messegelände in Dornbirn, so Fleisch. Darüber nachzudenken sei aber jedenfalls in der vierten Eskalationsstufe.

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Einblick in die Intensivstation am Landeskrankenhaus Feldkirch
Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H. / Lisa Mathis
Das Krankenhauspersonal sieht sich an der Belastungsgrenze – oder darüber
Mediengespräch im Landeskrankenhaus Feldkirch am 16.11.2021
Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H. / Lisa Mathis
Das Mediengespräch der KHBG am Dienstag, 16.11.2021, in der Aula des Krankenhaus Dornbirn
Ein Intensivbett im Landeskrankenhaus Feldkirch
Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsges.m.b.H. / Lisa Mathis
Insgesamt wurden auf den heimischen Intensivstationen in diesem Herbst bislang zu 83 Prozent Ungeimpfte behandelt. „Das bedeutet, nur 17 Prozent waren vollständig immunisiert, fast alle hatten Vorerkrankungen", so die KHBG.

Elf von 15 Intensivpatienten ungeimpft

In den Spitälern wurden aktuell 95 Corona-Erkrankte behandelt, 15 davon auf den Intensivstationen. Elf der 15 Intensivpatienten waren nicht geimpft, vier mussten beatmet werden. 113 Krankenhaus-Mitarbeiter fielen aus, weil sie mit dem Coronavirus infiziert waren, elf weitere befanden sich in Quarantäne.

Appell: Spitalspersonal schützen

Fleisch appellierte an die Bevölkerung, das Spitalspersonal zu schützen – vor einer Infektion ebenso wie vor Überlastung. „Wer sich impfen lässt, lässt Vorsicht und Rücksicht walten“, betonte Fleisch. Dass alle Patienten, die in der vierten Welle auf einer Vorarlberger Intensivstation verstorben sind, keinen Impfschutz aufwiesen, ließ der Krankenhausbetriebs-Direktor unkommentiert.

Krankenhäuser sehen sich „am Limit“

Die Vorarlberger Krankenhäuser sehen sich in der Corona-Pandemie erneut „am Limit“. Das hat der Direktor der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG), Gerald Fleisch, am Dienstag betont. Aktuell sehe man sich gezwungen, einzelne Operationen zu verschieben. Ebenfalls an der Grenze – oder schon darüber – sah sich das Pflegepersonal.

Wenig Verständnis für impfunwillige Beschäftigte

Während sich Fleisch mit der Landespolitik sehr zufrieden zeigte („Es gibt ein großartiges Einvernehmen“), zeigte er bezüglich impfunwilligen Spitalsmitarbeitern wenig Verständnis. Derzeit sind etwa 700 von 6.000 Beschäftigte ungeimpft.

Kommt die Impfpflicht, müsste man die Übergangsfristen beachten, so Fleisch. Er glaubte, dass die Situation dennoch bewältigbar wäre. Auf lange Sicht seien impfunwillige Kolleginnen und Kollegen an den Vorarlberger Krankenhäusern aber nicht erwünscht.

Gespräch mit Wolfgang List, Intensivbetten-Koordinator

Ungewohnt klare Worte findet der Intensivbetten-Koordinator des Landes, Wolfgang List. Er hält es für müßig, noch immer über die Wirksamkeit der Impfung diskutieren zu müssen.

Mehrzahl der CoV-Patienten unter 60

Der Intensivkoordinator des Landes Vorarlberg, Wolfgang List, stellte fest, dass sich die Altersstruktur der Corona-Intensivpatienten verändert hat. Waren zu Beginn der Pandemie insbesondere die Senioren betroffen, so sei die Mehrzahl der zu Betreuenden nun jünger als 60 Jahre.

List verwies diesbezüglich ebenfalls auf die Impfquote, die bei den Über-80-Jährigen zwischen 80 und 90 Prozent liege. Er halte es für müßig, noch immer die Wirksamkeit der Impfung diskutieren zu müssen.

„Wir haben als Gesellschaft versagt“

„Zutiefst enttäuscht“ zeigte sich List über die Solidarität der Gesellschaft. Habe man vor einem Jahr noch Anerkennung für das Geleistete erhalten, so interessiere heute niemanden mehr, wie es auf den Intensivstationen zugehe. Aus der Solidarität sei keine Impfbereitschaft geworden. „Wir haben als Gesellschaft versagt“, so List. Er sehe „mit ein wenig Grauen“ in die nächsten Wochen.

Durchhaltevermögen schrumpft

Bertram Ladner, Pflegedirektor am Krankenhaus Dornbirn, berichtete von großer Anspannung in den Pflegeteams, Zeit zum Durchschnaufen habe es in den vergangenen 20 Monaten keine gegeben. Das Durchhaltevermögen schrumpfe von Welle zu Welle. „Wir sind eine hohe Arbeitsbelastung gewöhnt, aber es gibt Grenzen. Die sind erreicht, teilweise überschritten“, sagte Ladner.