Protest Pflegepersonal Krankenhaus Bregenz
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Politik

Pflegende fordern mehr Personal

Bedienstete aus dem Gesundheitsbereich protestierten am Mittwochmittag pünktlich um fünf Minuten nach 12.00 Uhr vor Vorarlberger Krankenhäusern gegen Überlastung im Pflegebereich. Die nach Gewerkschaftsangaben insgesamt rund 450 Protestierenden forderten mit diesen Aktionen mehr Gesundheitspersonal.

Arbeiten bis es nicht mehr geht – im Pflegebereich sei das längst keine Ausnahme mehr, sagen die Protestierenden: Überstunden gehören zur Tagesordnung, damit der Betrieb weiterlaufen kann. „Es ist fünf nach zwölf“ sagen die Pflegerinnen und Pfleger deshalb und protestierten genau um diese Uhrzeit vor den Krankenhäusern.

Die Hälfte denkt ans Aufhören

Eine österreichweite Online-Umfrage von Arbeiterkammer, Ärztekammer und Gewerkschaften zeigt, wie prekär die Lage ist. Jeder zweite im Pflegebereich denkt ans Aufhören, viele geben an, dass sie nur noch aus Solidarität arbeiten wollen bis die Pandemie vorbei ist.

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Proteste vor dem KH Dornbirn
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Proteste vor dem LKH Feldkirch
ÖGB Vorarlberg
Proteste vor dem LKH Bludenz
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Lautstarker Protest

Nach Gewerkschaftsangaben nahmen an den Aktionen rund 450 Beschäftigte teil. Viele kamen in ihrer Freizeit. Das ORF Team traf auf OP-Personal, Ärzte, Intensivstation-Personal und natürlich viele Pflegerinnen und Pfleger. Sie fordern mehr Personal.

„Das Personal muss zunächst ausgebildet werden und da fängt schon das Problem an. Wir haben zu wenig Bewerber in den Krankenpflegeschulen“, analysiert Thomas Steurer, Zentral-Betriebsrat aller Bediensteten in den Landeskrankenhäusern, das Problem.

Das Interesse fehle, weil die Pflege nach wie vor recht unattraktiv ist. Es werde auch zu wenig Attraktivität geschaffen, wie zum Beispiel in Schulen zu gehen und zu zeigen, was die Pflege kann und macht. Da fehle es gewaltig. Das sei bisher eigentlich nicht passiert, so Steurer.

Mehr Ausbildungsplätze gefordert

Auf den Plakaten sind viele Hilfeschreie zu lesen, die eigentlich schon länger ungehört sind, sagen die Pflegenden. „Säumig ist ja der Gesetzgeber, sprich die Politik. Säumig ist der Bundesgesetzgeber an sich, weil er das Gesetz nach wie vor nicht geändert hat. Aber auch im Land muss man die Plätze schaffen und sie attraktiv gestalten, eben die Ausbildungsplätze. Und das hätte man schon lange können. Und jetzt sind wir halt an dem Punkt, wo wir bundesweit auf uns aufmerksam machen, weil Reden alleine nützt nichts. Und deshalb muss man jetzt einmal einen Protest machen“, nennt Steurer den Grund für die Aktion am Mittwoch.

Protest der Gesundheitsberufe

In ganz Österreich protestieren Mitarbeiter im Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich gegen die „Untätigkeit der Regierung“ in der „fast zwei Jahre dauernden größten Gesundheitskrise seit 100 Jahren“. Es soll auf die zunehmend angespannte Situation im Gesundheitsbereich aufmerksam gemacht werden.

Sofortiges Handeln notwendig

„Es braucht nicht noch mehr schöne Worte der Politik, sondern endlich eine adäquate Entlohnung, mehr Freizeit und dringend mehr Personal. Zusätzlich braucht es rasch eine grundlegende Ausbildungsreform sowie verbesserte Arbeitsbedingungen, um nicht noch weiter in die gefährliche Versorgungskrise zu schlittern“, fordert Steurer.