Depression Frau
Kittiphan – stock.adobe.com
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Politik

Caritas warnt vor steigendem Druck

„Die Akkus vieler Menschen sind erschöpft“ – mit diesem Satz weist die Caritas Vorarlberg auf den steigenden materiellen und psychischen Druck vieler Menschen hin. Die Anfragen bei der Caritas haben sich seit 2019 beinahe verdreifacht.

Der Druck auf Einzelpersonen und Familien, die mit weniger Ressourcen auskommen müssen, steige derzeit deutlich an, betont Caritas-Direktor Walter Schmolly. Zum Teil wirke sich hier die CoV-Lage aus, zum Teil seien es aber auch langfristige Entwicklungen, die sich aktuell weiter aufschaukeln.

Die Schere zwischen Einkommen und Lebenserhaltungskosten gehe laufend weiter auseinander, zeigt sich Christian Beiser von der Sozialberatungsstelle Existenz & Wohnen besorgt. Die Kosten für Wohnen würden weit schneller steigen als das Einkommen. Die anonymen Anfragen haben sich von 190 im Jahr 2019 auf über 500 im heurigen Jahr nahezu verdreifacht.

„Kraftreserven sind restlos aufgebraucht“

Nicht nur mit materiellen Sorgen wenden sich die Menschen an die Caritas. Auch bei der Familienhilfe spricht man von einem immer größer werdenden Druck. Familienhelferin Simone Müller berichtet, dass sie fast wöchentlich einen Einsatz hat, bei der ein Elternteil unter psychischen Problemen leidet. Vor allem bei alleinerziehenden Elternteilen seien die Kraftreserven restlos aufgebraucht. In solchen Fällen könne ein Krankenhausaufenthalt nur durch die Entlastung der Familienhilfe vermieden werden.

Stark zugenommen haben auch die Neuanfragen bei der Suchtberatung. Diese sind nach Angaben von Schmolly gegenüber dem Vorjahr um 45 Prozent gestiegen. Heuer hat es bereits über 800 Anfragen gegeben.

„Ein soziales Burnout droht“

Der Caritas-Direktor appelliert an die Gemeinschaft: „Wir tragen hier alle gemeinsam Verantwortung, ansonsten droht uns ein soziales Burnout“. Wenn Menschen, die etwas geben können, denjenigen helfen, die gerade Unterstützung brauchen, könne vieles an Leid verhindert werden.

Schmolly wendet sich auch an die Politiker und fordert etwa eine Nachbesserung der Sozialhilfe. Gerade für Familien mit mehreren Kindern, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, habe die Neureglung mit Jahresbeginn zu einer deutlichen Verschlechterung geführt.