Schlachthof in Ollersdorf
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Wirtschaft

Schlachthof Dornbirn sperrt zu: Fleisch-Hersteller in Bedrängnis

Ab nächstem Jahr hat Vorarlberg ein Problem mit der Fleischverarbeitung. Der Schlachthof Dornbirn sperrt nämlich endgültig zu. Die Schlachtungen sollen auf andere Einrichtungen im Land verteilt werden, bis ein neuer Schlachthof aufsperrt. Wann das sein wird, ist aber völlig unklar.

In Vorarlberg gibt es ein gutes Dutzend Schlachthöfe und Metzgereien, in denen heimische Tiere geschlachtet werden. Der mit Abstand größte ist der Schlachthof Dornbirn. Dort finden jedes Jahr zum Beispiel an die 6.000 Rinder ihr Ende. Die zweitgrößte Einrichtung im Land schafft im Gegensatz dazu gerade einmal ein Drittel dieser Kapazität. Der Schlachthof Dornbirn schließt aber Ende Dezember. Als Nachfolge-Lösung hat das Land ein recht komplexes Modell in Meinigen erarbeitet.

Auf den letzten Metern ist das Projekt jetzt aber zum Stillstand gekommen, das Land spricht von wettbewerbsrechtlichen Hürden. Weil das erarbeitete Konstrukt ein Landes-Unternehmen ist, würde der Schlachthof mit Steuergeld finanziert.

Konkrete Lösung fehlt

Agrar-Landesrat Christian Gantner ist aber zuversichtlich, noch eine Lösung zu finden. Aufgeben gibt es nicht, sagt Gantner: „Wir versuchen jetzt noch andere Möglichkeiten der Finanzierung. Wir überlegen durchaus inwiefern man Landwirte beteiligen kann. Hier laufen nach wie vor intensive Gespräche.“

Ab Jänner 2022 gelte es die Zeit zu überbrücken mit alternativen Möglichkeiten wie anderen Schlachthöfen. Wie das Ganze im Endeffekt im Detail funktionieren könne, wisse man noch nicht. Nichtsdestotrotz sei man optimistisch einen nahtlosen Übergang gewährleisten zu können. Ein fixes Datum für einen neuen Schlachthof könne man derzeit nicht nennen, Gantner geht aber von mehreren Jahren aus.

Kommenden Freitag finden jedenfalls weitere Gespräche dazu statt, sagt Christian Gantner – dabei sein werden Vertreter des Landes, der Landwirtschaftskammer und der Metzgerei Walser.

Fleischhersteller in Bedrängnis

Der Schlachthof Dornbirn sperrt Ende des Jahres endgültig zu. Bis ein neuer Schlachthof aufsperrt, sollen die Schlachtungen auf andere Einrichtungen verteilt werden. Wann ein neuer Schlachthof eröffnet wird, ist allerdings noch unklar.

FPÖ: „Man hätte schon lange etwas tun können“

FPÖ-Klubobmann Daniel Allgäuer gibt sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Seit fünf Jahren sei der Umstand des Schließens bekannt, bisher sei gar nichts passiert. Der Vorarlberger Landtag habe bereits einen einstimmigen Antrag verabschiedet, zeitgerecht eine Nachfolgelösung zu finden: „Man hätte im Vorfeld vor Jahren sich um einen privaten Investor umschauen können, ob es mögliche Partnerschaftslösungen gibt. Uns ist immer ein Modell der Genossenschaftslösung vorgeschwebt.“ Die Zeit dränge und sei in Wahrheit zu kurz.

Gesellschaft „Vorarlberg Fleisch“

Die bisherige Nachfolgelösung des Modells in Meiningen war recht komplex. Dort hatte die Metzgerei Walser ohnehin vor, ihre Schlacht-Kapazitäten auszubauen. Wenn schon, dann gleich für ganz Vorarlberg – mit freundlicher Unterstützung des Landes. Walser baut um sechs bis acht Millionen Euro einen großen neuen Schlachthof. Damit das Geld wieder hereinkommt, wäre dieser auf 25 Jahre an ein Unternehmen verpachtet worden, das den Schlachthof betreibt.

Bei der Vermarktung und Veredelung hätte das Unternehmen dann mit Walser zusammengearbeitet. Wäre das investierte Geld wieder hereingekommen, hätte Walser seinen Schachthof auch als Betreiber übernommen und das Unternehmen sich zurückgezogen.

Das Land hat aber vier Jahre lang vergeblich versucht, Lebensmittel-Märkte, Bauern und andere Metzgereien von dem Projekt zu überzeugen. Jetzt wurde im vergangenen Jahr eigens für diesen Zweck eine Gesellschaft gegründet mit dem Namen „Vorarlberg Fleisch“, eine 100-Prozent-Tochter der Landwirtschaftskammer, die derzeit den Schlachthof Dornbirn betreibt. Im Aufsichtsrat von Vorarlberg-Fleisch sitzen neben dem Landwirtschafts-Kammer-Präsidenten auch Stadt-Vertreter sowie Landtags-Abgeordnete fast aller Parteien. Damit hätte man auf einen breiten politischen Konsens für diese Schlachthof-Lösung bauen können.

Wettbewerbsrechtliche Hürden

Auf den letzten Metern ist das Projekt jetzt zum Stillstand gekommen, das Land spricht hier von wettbewerbsrechtlichen Hürden. Weil Vorarlberg Fleisch aufgrund seiner Konstruktion ein Landes-Unternehmen ist, würde der Schlachthof mit Steuergeld finanziert. Das Land darf aber eine private Einrichtung mit maximal 200.000 Euro für drei Jahre fördern, alles andere wäre wettbewerbsverzerrend. Hier braucht es aber viel mehr Geld für eine viel längere Zeit.

Es gibt aber noch ein Problem: Was ist, wenn sich Vorarlberg Fleisch schon nach zehn Jahren zurückzieht, weil die Schlachterei doch nicht rentabel ist? Bleibt die Metzgerei Walser dann auf ihren Kosten sitzen? Das Land darf nämlich keine Haftung dafür übernehmen und aus diesen beiden Gründen gibt es vorerst keinen neuen Schlachthof.