Armut
APA/ROLAND SCHLAGER
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Soziales

Klimaschutz muss sozialverträglich sein

90.000 Menschen in Vorarlberg sind aktuell von Armut und Ausgrenzung bedroht, teilt die Vorarlberger Armutskonferenz anlässlich des am Sonntag bevorstehenden Welttages gegen Armut mit. Das Streben nach Klimaschutz habe auch soziale Auswirkungen, deshalb müssten Arbeitslosengeld und Wohnbeihilfe erhöht, die Sozialhilfe überarbeitet werden.

Wenn Österreich seine Klimaziele bis 2040 erreichen will, braucht es einen enormen wirtschaftlichen Strukturwandel, so Michael Diettrich, Sprecher der Vorarlberger Armutskonferenz. Mit anderen Worten: es werden „grüne Jobs“ geschaffen und klimaschädliche verschwinden.

Aus Sicht von Diettrich wird das zu länger anhaltenden Arbeitslosigkeit führen: „Man wird einen Mitarbeiter aus der Automobilbranche nicht so einfach lückenlos in den Pflegebereich umsetzen können, wo er vielleicht gebraucht wird“, so Diettrich.

Erhöhung und Überarbeitung von Hilfen gefordert

Diettrich glaubt, dass man den Menschen das Signal geben muss: „Wir werden keinen zurücklassen und wenn du auf deinen Arbeitsplatz verzichten musst in diesem Prozess, dann sorgen wir dafür, dass du abgesichert bist und nicht zu weit in deinem Lebensstandard abrutschst.“

Die Armutskonferenz fordert daher, dass sowohl das Arbeitslosengeld als auch die Wohnbeihilfe erhöht werden. Außerdem müsse die Sozialhilfe überarbeitet werden.

Gefährdung steigt in Vorarlberg an

Sorgen machen sich Diettrich und sein Team wegen einer negativen Entwicklung: Denn entgegen dem bundesweiten Trend steigt in Vorarlberg die Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung immer weiter an. Die Armutskonferenz führt das auf zwei Faktoren zurück: einerseits gibt es in Vorarlberg viele schlecht bezahlte Jobs und andererseits arbeiten viele Frauen in Teilzeit.

Druck sei der falsche Weg

Ferdinand Koller ist Berater bei der Sozialeinrichtung „dowas“ in Bregenz. Dort bekommt er täglich die Sorgen der Menschen mit: „Ich habe jätzt längere Zeit eine Frau betreut, die für 20 Stunden im Tourismus 650 Euro. Damit kann man natürlich nicht leben in Vorarlberg, das Geld geht allein für die Wohnung drauf. Ich denke, das Beispiel zeigt sehr gut, dass es beim Thema Arbeit nicht nur darum geht, dass Menschen Geld verdienen wollen oder müssen, sondern auch, dass Menschen einfach arbeiten wollen.“

Deshalb ärgert sich Koller immer wieder, wenn er den Vorwurf hört, dass arme Menschen gar nicht arbeiten wollen und es sich lieber in der „sozialen Hängematte“ gemütlich machen. Dass die Bundesregierung nun auch noch den Druck auf langzeitarbeitslose Menschen erhöhen möchte, ist für Koller der falsche Weg.