Chronik

Kritik an Umgang mit Cybermobbing

Für den Vorarlberger Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch ist der aktuell diskutierte Fall von Cybermobbing an einer Schule ein mahnendes Beispiel dafür, wie solche Situationen nicht behandelt werden sollten. Ein junges Mädchen war zu Unrecht beschuldigt worden, Hassnachrichten an eine Mitschülerin geschickt zu haben.

Der Fall schlug hohe Wellen: Eine 13-jährige Schülerin in Vorarlberg erhielt Hassnachrichten in Sozialen Medien, wurde mit Mord und Vergewaltigung bedroht und aufs Übelste beschimpft. Allzu schnell wurde eine Klassenkameradin mit Migrationshintergrund als Urheberin verdächtigt, in der Schule bloßgestellt und suspendiert.

Schülerin zu Unrecht verdächtigt

Das so in Verdacht geratene Mädchen wurde nun ihrerseits bedroht und musste in psychiatrische Behandlung. Erst Hausdurchsuchungen der Polizei brachten schließlich zutage, dass die Schülerin mit Migrationshintergrund völlig zu Unrecht verdächtigt wurde. Stattdessen wurde dann vermutet, dass die zuerst bedrohte 13-Jährige die Nachrichten vielleicht an sich selbst geschrieben haben könnte – oder jemand aus ihrem Umfeld.

Staatsanwaltschaft stellte Ermittlungen ein

Die Mutter der 13-Jährigen hat inzwischen eine Anwältin eingeschaltet. Diese teilt nun mit, dass laut dem strafrechtlichen Ermittlungsakt zwar auf einem weiteren Handy der nun ihrerseits in Verdacht geratenen 13-Jährigen zwei von 38 Hassnachrichten gefunden wurden.

Es werde aber von einem Gutachter geprüft, ob diese auch vom besagten Handy stammen. Das werde von dem Mädchen vehement bestritten, so die Rechtsanwältin. Die Staatsanwaltschaft konnte allerdings keinen Schuldnachweis erbringen und hat die Ermittlungen eingestellt.

Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch
ORF
Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch

Kinder- und Jugendanwalt kritisiert Vorgehen

Fälle von Cybermobbing sind bei Jugendlichen und Kindern keine Seltenheit mehr, so der Vorarlberger Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch: „Kinder haben heutzutage schon sehr früh Smartphones; das heißt, es ist auch schon in der Volksschule ein Thema. Das Hochproblematische an Cybermobbing ist, dass man das rund um die Uhr auf unterschiedlichen Kanälen machen kann. Es ist wirklich das Thema beim Mobbing, das wirklich flächendeckend viele Kinder und Jugendliche betrifft.“

Vorschnell geurteilt

Es sei ein besonders dramatischer und außergewöhnlicher Fall, so der Kinder- und Jugendanwalt. „Ich glaube es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass man nicht vorschnell in Täter- und Opfer-Dynamiken einsteigt. In diesem Fall ist schlicht und einfach auch der Fehler passiert, vorschnell Sanktionen auszusprechen und eine Suspendierung ist nun mal eine sehr gravierende Sanktion.“ Als Fachperson müsse man sich bewusst sein, dass dieses Thema extrem spalten könne, so Rauch weiter.

Stattdessen Hilfe von außen und Vorbeugung

Deshalb müsse man sich entsprechende Hilfe holen. Der Schlüssel aber sei die Vorbeugung: „Wir brauchen die Eltern, wir brauchen die Lehrpersonen, die den Platz und den Raum schaffen, sich auch Kompetenzen erwerben. Und wir müssen auch die Angebote der offenen Jugendarbeit in den Schulen nützen, die in Workshops mit den Jugendlichen selbst dieses Thema präventiv bearbeiten.“ Die Schule hätte nach Ansicht von Rauch umgehend Hilfe von von der Mobbing-Beratungsstelle in Anspruch nehmen sollen.