Vier-Tage-Woche
©Fokussiert – stock.adobe.com
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Wirtschaft

Vier-Tage-Woche: Ein Modell der Zukunft?

In Vorarlberg gibt es gerade so viele offene Stellen wie noch nie. Aber die passenden Leute zu finden wird immer schwieriger. Mehr Lohn alleine zieht oft nicht mehr und darum versuchen jetzt immer mehr Firmen, über die Arbeitszeit zu punkten. Mehrere Firmen in Vorarlberg haben eine Vier-Tage-Woche eingeführt.

Vier Tage arbeiten, drei Tage frei – ein Konzept von dem viele Arbeitnehmer träumen. Bei der Firma „Die Koje“ in Bludenz arbeiten seit einem Jahr alle 25 Mitarbeiter der Firma 37 Stunden in einer Vier-Tage-Woche.

Fachkräftemangel entgegenwirken

Das hat mehrere Gründe, sagt Christian Leidinger, der Geschäftsführer der Koje: „Es gibt zum einen das Thema CO2 und Nachhaltigkeit. Wir müssen beispielsweise am Freitag nicht mehr die Produktion beheizen und die Mitarbeiter müssen nicht extra wegen eines halben Tages nach Bludenz kommen.“ Zudem könne man gerade dem Thema Fachkräftemangel mit der Vier-Tage-Woche entgegenwirken. Man könne so also deutlich mehr Arbeitnehmer vom eigenen Unternehmen überzeugen.

Noch ein Vorteil laut Leidinger sind weniger Krankenstände und mehr Ausgeglichenheit. Wenn die Reservezeit am Freitag benötigt wird, hätten die Mitarbeiter immer noch zwei Tage am Wochenende frei, was in anderen Unternehmen in die Überstunden falle und die Leistung der Mitarbeiter absacken lasse.

Auch die Mitarbeiter sind vollauf begeistert. Man könne so am Freitag Dinge erledigen, die man sonst nicht erledigen könne. Man habe weniger Stress und die Laune sei besser, erzählen sie im Interview mit vorarlberg.ORF.at.

Vier-Tage-Arbeitswoche als Anreiz

In Vorarlberg gibt es gerade so viele offene Stellen wie noch nie. 4.800 freie Jobs waren Ende August beim Arbeitsmarktservice gemeldet. Aber die passenden Leute zu finden – das wird immer schwieriger. Mehr Lohn alleine zieht heute oft nicht mehr – und darum versuchen jetzt immer mehr Firmen, über die Arbeitszeit zu punkten. Sie haben eine 4-Tage-Woche eingeführt.

Win-Win-Situation

Mit ihrem neuen Arbeitszeitmodell ist die Firma Leidinger nicht alleine. Auch die Firma „Haberkorn“ in Wolfurt setzt nach einem Pilotversuch seit erstem Jänner in der Logistik freiwillig auf die Vier-Tage-Woche. Hier bleiben die 38 Stunden pro Woche erhalten und werden auf vier Tage aufgeteilt – der freie Tag wechselt pro Woche.

Eine Win-Win Situation für beide Seiten, sagt Christoph Winder, der Vorstand von Haberkorn: „Einerseits haben wir gemerkt, dass es das Interesse der Mitarbeiter trifft und zum anderen betrifft es auch das Interesse des Unternehmens in der Logistik, da bieten wir die vier Tage Woche an, da war es für uns wichtig, dass wir die Betriebszeiten ausweiten können und auch den Freitagnachmittag besetzt haben.“

Modell nicht in allen Branchen umsetzbar

Doch so gut das Modell in manchen Betrieben funktioniert – es ist nicht immer umsetzbar, sagt Christian Zoll, der Geschäftsführer der Industriellenvereinigung: „Grundsätzlich ist es ein Wettbewerb um die besten Köpfe im Land und dementsprechend versuchen die Unternehmen auch innovativ bei den Arbeitszeitmodellen zu sein. Was aber klar ist, viele Industriebetriebe produzieren sieben Tage die Woche und dementsprechend ist auch nicht jedes Modell möglich.“ Hier seien Bereiche wie die Verwaltung, anders wie die Produktion und dementsprechend müsse man auch auf die Betriebe Rücksicht nehmen.

Die Industriellenvereinigung findet, wie sie sagt, die Freiwilligkeit bei der Vier-Tage-Woche, wie bei jedem anderen Arbeitszeitmodell sehr gut, weil es den Wettbewerb anrege. Eine verpflichtende Vier-Tage-Woche sei aber in der Industrie nicht praxistauglich und ist laut Zoll wettbewerbsfeindlich.