Hansjörg Klotz aus Stallehr ist einer der Klettersteig-Pioniere im Land. Aber die aktuelle Entwicklung ist dem langjährigen Alpinreferenten vom Alpenverein ein Dorn im Auge. Viele neuen Klettersteige entstünden an falschen Orten, kritisiert Klotz – wie 2017 zum Beispiel am Hochjoch: „Da oben hatte es viel Steinwild. Die Steinböcke haben da oben gelebt und wurden natürlich von den wenigen Leuten nicht so vertrieben wie heute. Weil an so einem gespannten Seil mit einer Brücke kommt fast jeder hinauf, da traut sich fast jeder. Aber das ist natürlich auch im Sinne von der Seilbahn, die dort in der Nähe ist.“
„Es verliert das Abenteuer“
Vielen traditionellen Bergsteigern gefällt das nicht. Nicht nur wegen dem Steinwild, sondern wegen dem Verlust der traditionellen alpinen Steige. Zum Beispiel am Gottvater: „Da haben bei mir schon mehrere Leute gesagt: Das kann ja nicht sein, das sind wir schon vor 50 bis 70 Jahren hinauf und brauchten kein Seil, und jetzt geht ein Stahlseil bis hinauf zum Gipfel.“ Dasselbe in der Blodigrinne auf der Drusenfluh, meint Hansjörg Klotz: „Es verliert das Abenteuer. Das ist einfach schade. Das sollte auf keinen Fall vorkommen.“
Bewilligungspflicht im Naturschutzgesetz
Heute hätten solche Klettersteige vermutlich mit Gegenwind zu rechnen. Inzwischen gibt es, wenn auch spät, ein neues Naturschutzgesetz, erklärt die Vorarlberger Naturschutzanwältin Katharina Lins: „Seit ziemlich genau zwei Jahren gibt es eine neue Bewilligungspflicht für Klettersteige und für Klettergarten, die früher keine Bewilligung gebraucht haben.“
Klettersteige können Tier-Populationen gefährden
Aktuell wird an der Bezirkshauptmannschaft Bregenz über einen weiteren Klettersteig am Känzele entschieden. Und diesmal hat der Naturschutz ein Mitspracherecht, so Katharina Lins: „Man hat immer wieder gemerkt, dass solche Anlagen, auch wenn sie nicht viel Gebautes beinhalten, sehr problematisch sein können. Zum Beispiel, wenn man eben in Brutgebiete von Felsenbrütern klettert oder in Steinbock-Gebiete. Das merken die Leute, die diese Wege planen, zum Teil gar nicht oder sie wissen nicht, dass zum Beispiel ein Wanderfalke im Felsen brütet. Das kann aber so weit gehen, dass diese Population erlischt.“