Gesundheit

Neue Stelle klärt Bedarf für Psychotherapie

Das Land Vorarlberg, die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und das Institut für Sozialdienste (IFS) haben zur Koordinierung von psychotherapeutischen Behandlungen eine sogenannte Clearingstelle eingerichtet. Diese soll abklären, wer wirklich einer Psychotherapie auf Krankenschein bedarf.

In Vorarlberg sollen für die Versicherten der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) bis 2023 41.000 statt wie bisher etwas mehr als 30.000 Stunden an Psychotherapiestunden zur Verfügung stehen. Damit werde die Behandlung von rund 4.100 Personen (2020: 3.320) pro Jahr über das Sachleistungsangebot möglich, informierte am Montag die ÖGK. Bereits eingeführt wurde – wie in anderen Bundesländern – eine Clearingstelle, die beurteilt, welches Angebot genau benötigt wird.

Immer mehr Menschen in Vorarlberg brauchen eine Psychotherapie. Die seelischen Belastungen sind während der Pandemie ganz offensichtlich größer geworden. Die meisten Patientinnen und Patienten haben depressive Symptome, Angst- oder Panikstörungen – also zumeist sehr langwierige Erkrankungen, das zeigen auch die Krankenstandstage. Die Nachfrage nach Psychotherapien – auch auf Krankenschein – steigt also.

Profis klären den Bedarf

Die neue Clearingsstelle gibt es seit vergangenen Oktober. 17 Ansgetellte des IFS sind dort beschäftigt – allesamt Psychotherapeutinnen und -therapeuten, die in einem Gespräch abklären, ob wirklich eine Psychotherapie benötigt wird und vor allem, ob der Bedarf einer Therapie auf Krankenschein besteht – also ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt oder ob man die Therapie selbst bezahlen muss. Entweder rät einem etwa der Haussarzt, so ein Gespräch zu führen, man kan sich da aber auch dierekt an das IFS wenden – auch online.

Ein Drittel wurde abgelehnt

Die Clearingstelle hat bis Juni schon 553 Abklärungsgespräche geführt. Dabei hat sich gezeigt, dass einem Drittel der Personen, die sich zu einem Gespräch angemeldet hatten, die Therapie auf Krankenschein nicht genehmigt wurde:

  • 17 Prozent der abgelehnten Personen waren quasi wohlhabend genug, um sich die Therapie selbst leisten zu können. Sie wuden dann zu Therapeutinnen und Therapeuten in freien Praxen weitervermitelt.
  • Bei neun Prozent der abgelehnten Personen war es so, dass das IFS keinen wirklichen Bedarf für eine Therapie gesehen hat, weil etwa andere Stellen besser helfen konnten. Zum Beispiel wurden Leute bei finanziellen Sorgen zur Schuldenberatung geschickt.
  • In einzelnen Fällen waren angemeldete Personen letztendlich dann doch nicht bereit, sich einer langen Therapie zu unterziehen, als ihnen klar gemacht wurde, worauf sie sich da einlassen.

Nicht sparen, sondern Bedarf steuern

Wenn die neue Stelle bisher also ein Drittel der Anmeldungen für eine Therapie auf Krankenschein abgelehnt hat, kann durchaus der Eindruck entstehen, dass sie vor allem eingerichtet worden ist, um zu sparen. Damit konfrontiert, haben die Vertreter von Land, IFS und ÖGK am Montag natürlich abgewunken: man wolle nur den Bedarf besser steuern.

Der Vorarlberger ÖGK-Vorsitzende Manfred Brunner verwies dabei auch darauf, dass die ÖGK jetzt jährlich mehr zahlt, um die große Nachfrage an Therapien zu bezahlen: „Eine Million mehr im Jahr in die Hand zu nehmen, spricht glaube ich schon die Sprache, dass man in dem Bereich nicht sparen will. Wir nehmen mehr Geld in die Hand, damit wir mehr Patienten behandeln können – aber, das ist wichtig, dass wir die Patienten auch richtig behandeln wollen.“

Gesundheitslanderätin Martina Rüscher (ÖVP) wiederum sagt dazu, es sei legitim, beim Einsatz von Steuermitteln den Bedarf genau zu prüfen.